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Ganze vier Wochen brauchte die CD auf dem Postweg von den fernen Weiten Russlands bis in unsere heimischen
Gefilde. Fast ebenso lange dauerte es, einen einigermaßen passenden Einstieg in die Rezension zu finden. Wenn
die beiden Herren, welche die Band ins Leben gerufen haben, jenen Einflüssen folgen, welche auf der aktuellen
Veröffentlichung überwiegen und dabei den Qualitätsstandard ein wenig erhöhen, dann befinden sie sich mit einiger
Wahrscheinlichkeit bei der nächsten Auskopplung nicht mehr im Index.
Verwirrend? Ja, das ist es in der Tat, denn auch das Album ist von einer gewissen Dualität geprägt. Beginnen wir
mit der leichter zu beschreibenden, deutlich schwarzmetallischen Seite: Lied Nr. 2 und Nr. 5 erfüllen
gewissermaßen bestimmte Vorstellungen (oder Vorurteile), die man von der slawischen Spielart des Black Metal
haben könnte, wenn man diese nur vom Hörensagen kennt. In Ermangelung eines Schlagzeugers greift man auf einen
eintönig programmierten Helfer aus der Konserve zurück, dessen druckvolles Geklopfe man sich in den schnellen
Abschnitten von "Unfoundable Silence" zwar noch gefallen lassen mag, bei dem getragenen, balladesk anmutenden
Schlussstück (eingeleitet von einem einfachen Keyboard-/Orgel-Intro) wirkt das Schlagwerk aber einfach zu steril
und einige Übergänge etwas holprig. Zum bösartigen Gesang gesellen sich die Gitarren, darunter eine dominierende,
welche für simple und einprägsame Melodienbögen verantwortlich ist, um vor allem beim zweiten Lied für einen
konsequenten Fluss zu sorgen. Das hintergründige Zupfen des Basses ist dabei fast zu vernachlässigen. Sogar eine
Flöte hat ein kurzes Gastspiel und es fehlen eigentlich bloß noch die obligatorischen Waldgeräsusche, um dem
Klischee Genüge zu tun. Die "Ballade" beinhaltet Einflüsse der langsameren Nummern von Burzum sowie Amon
Amarth und erhält durch einige auflockernde Melodien noch eine positive Note, ohne dabei kitschig zu wirken.
Fatal ist allerdings die Spielzeit der beiden Songs, in Anbetracht der Längen und Wiederholungen hätte man sie
straffen sollen, der Drumcomputer verstärkt diesen Eindruck zusätzlich. Zwischenbilanz: nervendes Drumming,
stellenweise Monotonie, mittelmäßig bis gute Melodien, keine weiteren Besonderheiten = unterer Durchschnitt.
Eigentlich ist das Gesagte die Grundlage für ein solides Urteil, gäbe es da nicht die experimentelle Seite (die
Stücke Nr. 1, 3 und 4) - ich vermeide hier bewusst die ausgelutschten Begriffe "progressiv" und "avantgardistisch".
Hier fügt sich das Drumming deutlich harmonischer ins Gesamtbild, gesanglich ist kaum ein Unterschied
festzustellen, aber dafür hat sich bei der Gitarrenfraktion einiges getan: Die Riffstrukturen wirken komplexer,
teils auch diffus und unzugänglich. Vor allem entledigt man sich des aufdringlichen Ohrwurmcharakters, welcher
sich dem Hörer offenbart, wenn eine Band aus Freude über ein paar gelungene Akkorde meint, diese in einem Lied
bis zum Erbrechen zu wiederholen, um vom kläglichen Füllmaterial oder der lausigen technischen Umsetzung
abzulenken. Zwar ist trotz der Abwechslung noch nicht alles Gold was glänzt, der Unterschied zum anderen Material
ist jedoch signifikant.
Fraglich bleibt nur, welche Zielgruppe die Band hiermit erreichen möchte. Abgesehen von sporadischen Ausflügen
in Richtung Black Metal, lässt sich die musikalische Kehrtwende, wenn überhaupt, so umschreiben, als wären Opeth
auf Crack und hätten sich teilweise auf ihre Heavy-Metal-Wurzeln besonnen - alternativ könnte man die
exzentrischen Kompositionen auch als Produkt einer Jam-Session interpretieren. Quo vadis, Mork Minnesmerke? Da
ich mich außerstande fühle, eine solch fundamentale Frage hinreichend zu beantworten, habe ich der Einfachheit
halber die folgende Bewertung gesplittet und werde sie auch nicht in ein Gesamturteil einfließen lassen: |
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