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Norwegischer als die drei Schweden Mörker hat 2005 noch keine Band geklungen, glaube ich. Diese Mini-CD,
ursprünglich ein Demo und mit fast 27 Minuten Spielzeit länger als manches Album, ist reines Labsal für die
wenigen Liebhaber des Mittneunziger-Black-Metals, die ihren damaligen Idolen heute noch treu sind. Vergleicht
man eine Band in diesem Jahrtausend mit Dimmu Borgir, Old Man's Child oder Covenant, dann bedeutet das meistens:
standardisierter, schnulziger pseudo-satanischer und vor allem seelenloser Black Metal mit viel Bombast und
wenig Herz. Hier haben wir das genaue Gegenteil, obwohl es trotzdem wie diese drei Kapellen klingt - allerdings
nach "For All Tid", "In The Shades Of..." und "In Times Before The Light".
Sensationell, wie exakt man einen lange vergessenen Kompositionsstil so wieder aufleben lassen kann, ohne ein
einziges Riff zu klauen. Die vier Eigenkompositionen von Mörker haben alles, was ich an diesen alten Alben so
liebe: den saftlosen, röhrigen Gitarrensound, die flächigen, wummernden Keyboards, einfachen Aufbau, knurrigen
Gesang und vor allem so viel Liebe zur Melodie, wie sie seit Ewigkeiten niemand mehr bewiesen hat. Nicht einmal der Drumcomputer stört, weil er sauber programmiert und auch nicht anders als das Drumkit auf den ersten beiden
Dimmu-Borgir-Alben produziert ist. Mit "Raabjörn Speiler Draugheimens Skodde", wahrscheinlich einem der schönsten
Black-Metal-Stücke schlechthin, covern Mörker ihre Vorbilder auch noch einmal tatsächlich und fast bis auf's
Haar genau und flechten das Stück auch noch so geschickt in die CD ein, dass man am Ende gar nicht mehr weiß,
wer eigentlich von wem inspiriert ist.
Sicherlich ist es nicht der Weisheit letzter Schluss, so wenig eigene Identität zu haben, aber manchmal ist es
weiser, seine Qualitäten in den Dienst einer bereits existenten Sache zu stellen, als talentlos auf Gedeih und
Verderb innovativ sein zu wollen. Das scheinen auch Northern Silence mit ihren letzten Veröffentlichungen
verstanden zu haben und fahren damit als eines von derzeit sehr sehr wenigen Labels eine wirklich sympathische
Politik: herausragende nordische Musik für's Herz statt dümmlichen politischen Schwachfug für den Geldbeutel. |
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