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Allein für den Versuch, die Begrifflichkeiten "Black Metal" und "symphonisch" in Einklang zu bringen, werden
mir manche Zeitgenossen die Pest an den Hals wünschen. Sei's drum. Seit dem Erscheinen dieses Werks ist nun
schon einige Zeit ins Land gestrichen, doch kann ich mich entsinnen, dass die Schweden vor allem durch die
großspurigen Inserate ihres Labels hervorstachen (und sowohl die Band in dieser Form, als auch Invasion
Records mittlerweile nicht mehr existieren).
Zäumen wir das Pferd doch einmal von hinten auf und beginnen mit diversen Schwächen, welche zum Teil sofort
ins Auge fallen: Ein Großteil der Stücke besitzt Überlänge und dies macht sich früher oder später dann auch
beim Songwriting bemerkbar, mit Wiederholungen ist also zu rechnen. Ergänzend dazu scheint der Felleverdrescher
als Inkarnation des Blastbeats das Licht dieser Welt erblickt zu haben. Gesanglich macht sich stellenweise noch
eine gewisse Monotonie breit und somit summieren sich jene Aspekte, die nicht unbedingt zu einer positiven
Bewertung beitragen...
Eigentlich könnte ich nun getrost zum Verriss übergehen, müsste dabei aber die Qualitäten der Band verneinen.
Denn unter Mithilfe von Produzent Andy la Roque hat man es geschafft, durchaus majestätische Momente auf den
Silberling zu bannen. Dankenswerterweise zaubert man mit dem Keyboard keine wabernden, alle stilistischen und
kompositorischen Mängel überdeckenden Klangteppiche, sondern achtet auf eine orchestral erhabene Stimmung, bei
der die mächtigen Gitarren fast immer die Führung übernehmen. So kommt man vor allem gegen Ende der CD
weitestgehend ohne Begleitung des Synthesizers aus, ohne an Qualität einzubüßen, die Saiteninstrumente bilden
einen adäquaten Ersatz. Letztere bestechen durch einprägsames Riffing, wobei ich dem Album allerdings ein wenig
die Düsternis absprechen muss. Sicher, es klingt sehr wohl aggressiv und drohend, wer allerdings nach mystisch
verklärten Momenten sucht, ist hier sicherlich fehl am Platz. Dafür sorgt nicht zuletzt das schnelle
Drumming. Die ruhigen Parts sind zwar vorhanden, man hätte sich allerdings bei den
Hoch-geschwindigkeitspassagen ein wenig variabler zeigen können, denn des öfteren sehnt man sich die Breaks oder den Tritt auf die Bremse
geradezu herbei.
Kommen wir nun zu einer Besonderheit, die ich eigentlich in einem Zug mit den orchestralen Keys hätte erwähnen
sollen, nämlich dem klaren Gesang. Die gesprochenen Stellen bedürfen eigentlich keiner weiteren Erwähnung, es
ist vielmehr jene Theatralik, die man bei "Moonbound" findet oder auch der Chorus von "Ett Liv Förnekat".
Obwohl sich hieran, wie immer, die Geister scheiden werden, möchte ich betonen, dass die stimmliche Darbietung
niemals deplaziert wirkt und gewiss nicht mit dem pathetischen Gejaule mancher Gothic-Kapellen zu
vergleichen ist.
Nun mögen böse Zungen trotzdem behaupten, dass es sich bei diesem Werk um ein Produkt aus der Retorte handelt,
doch schwingt bei mir eine gewisse Nostalgie mit, wenn ich die Scheibe auflege. Der Ausverkauf war zum
damaligen Zeitpunkt zwar bereits fortgeschritten, aber einen Vergleich mit den seelenlosen Produktionen der
Neuzeit möchte ich dennoch nicht wagen. Was bleibt? Kein Meilenstein auf dem Weg des Black Metal, aber ein
Album mit Charakater. Für einige vielleicht zu Recht in Vergessenheit geraten? Sei's drum. |
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