MARTYR

To Confirm When Destruction Comes... (2002)


Diese MCD ist mir in den letzten Wochen sehr ans Herz bzw. an die Ohren gewachsen, da wird es allerhöchste Zeit, den Niederländern ein paar Zeilen zu widmen. Martyr spielen BM, der sich den üblichen Kategorien "Darkthrone/Burzum" und "Dimmu/CoF" entzieht, ohne dabei allerdings sensationell Neues zu bieten. Der keyboardfreie melodische Ansatz und die gelegentlichen dezenten Ausflüge in todesmetallische Bereiche lassen in der Papierform an Dissection denken, doch beim Hören beschleichen mich derlei Assoziationen überhaupt nicht. Was im Endeffekt bleibt, würde ich als recht modernen Black Metal beschreiben wollen, der sich keiner der vorherrschenden Strömungen anbiedert, dessen Emotionalität jedoch eindeutig im traditionellen Schwarzmetall verwurzelt ist. 
Produktionstechnisch überrrascht "To Confirm..." mit einer gelungenen Mischung aus Durchschlagskraft und wunderbar frostigen Gitarren, so ähnlich könnten wohl Dissection klingen, wenn sie den Weg ins Bergener Grieghallenstudio fänden. Das Beste an Martyr ist ihr Gespür für grossartige Melodien und ihr unbestreitbares kompositorisches Talent. Mächtige Riffs überwältigen den Hörer, eine kraftvolle Stimme kündet von Tod und Vernichtung. Die vergleichsweise kurzen Stücke kommen abwechlungsreich daher und werden effektiv auf den Punkt gespielt. Ein Extralob hat der Schlagzeuger verdient, der auch ohne Geschwindigskeits-Weltrekorde mit seinem akzentuierten Spiel für einige gelungene Momente verantwortlich ist. In Sachen Stimmung schwanken die Tulpenländler zwischen sehr aggressiv in den schnellen Teilen und episch im Midtempo... 
Das klingt alles sehr langweilig? Finde ich auch. Und genau das ist das Problem dieser Besprechung: auf dem Papier sind Martyr einfach langweilig. Hier gibt es über keinerlei Superlative zu berichten, es werden keine Rekorde in "Evilness" aufgestellt, für ein geiles reisserisches Review haben diese Jungs einfach noch nicht genug Omas erschreckt oder oft genug geistigen Dünnschiss von sich gegeben. Nun ja, das kann ja alles noch kommen, jetzt und hier bleibt mir nichts anderes übrig, als darauf hinzuweisen, dass Martyr sehr, sehr lecker (sic!) sind. Ein Monsterriff jagt das andere, das Getrommel ist einfach perfekt - als Fundament und als Akzentsetzer. Und dann diese Melodien! Ganz einfach Wahnsinn, was sich hier an Potential offenbart. Jedes Stück ist ein absoluter Hit, begeistert als Ganzes genauso, wie es mit allerlei Details überzeugt. Hier ein bisschen Akustikgitarre, dort eine handvoll Pauke,... Ja, ich weiss, das hat es alles schon mal gegeben, aber die Art und Weise, WIE Martyr hier sechs Diamanten schleifen, finde ich schlicht atemberaubend. 
"To Confirm..." hat in meinen Ohren das Zeug zum Klassiker und ihr solltet alle zumindest eine Kopie der Scheibe erstehen, am besten SOFORT. Oh mein Gott, wenn ihr jetzt diese Stelle ab ca. 3 Minuten im Song "I Am The Bringer..." hören könntet, bräuchte ich mir nicht den Mund fusselig reden bzw. meine zwei Zeigefinger wund tippen. Oder jetzt, das Ende des Titelstücks, einfach göttlich... Oder der Refrain des Rausschmeissers... Oder...

9/10

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Erik
24.02.2003