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Estland war bisher ein relativ unangetasteter und ruhiger Ort, was extremen Metal anbelangt. Wobei man
eigentlich meinen müsste, dass durch den kulturellen und geographischen Einfluss bzw. Kontakt zu Finnland
mehr rausspringen sollte. Jedenfalls ist Loits eine dieser Bands von dort oben und eine, die schon etwas
Zeit auf dem Buckel hat, nämlich gute fünf Jahre. Dementsprechend gibt es auch schon ein paar
Veröffentlichungen dieser Gruppe, welche teilweise ganz gut von der Metalwelt angenommen worden sind.
Beim neuen Scheibchen kann und muss ich aber ganz einfach unvoreingenommen sein, denn bis vor ein paar
Tagen war mir diese Gruppe noch nicht geläufig.
Über die lyrische Thematik will ich keine großen Worte verlieren, denn wer denkt, man hätte es hier mit
arischen Rasseverfechtern zu tun, der sollte am besten gleich aufhören weiterzulesen. Die gestaltete Zeit
auf diesem Werk bietet dem Hörer einwandfreien folkigen Black 'n' Roll. Denn hier werden relativ hörbar
rasante Black Metal-Parts mit rockigen Groove-Elementen und diesem Hauch Folklore gemischt, der eben
besonders aus der Lyrik hervorgeht - an sich eine tolle Sache für die Originalisten unter euch.
Vorgetragen werden die Songs in der Heimatsprache, die durch ein grimmiges, raues Growlen gar vielleicht
an eine Mixtur aus Hate Forest und Carpathian Forest erinnern. Man findet satte 12 Songs vor, die alle
mehr oder weniger nach gleichem Schema arbeiten - und das sehr ordentlich. Eingeleitet von einer
romantischen Akustikgitarre, fließen auch schon kurz danach Doublebase und sogar Akkordeon etc. (per
Synthesizer) mit ein. Zwischendurch bekommt der Hörer außerdem mal clean gesungene Passagen serviert, die
teils mit dramatischer Hingabe vorgetragen werden. Riffing und Drumming wiederholen sich relativ oft, was
natürlich dem groovigen Effekt zugute kommt. Dennoch wissen die Esten die Zeit kreativ zu nutzen und
bauen geschickt Übergangspassagen (z.B. kurzer Sample einer Militärparade aus dem 2. Weltkrieg o.ä.) ein,
damit das Ganze nicht in einer langweiligen Endlosschleife versinkt. Die Gitarren sind überwiegend dick
aufgetragen, was aber wohl auch an der sauberen Produktion liegt. Schade allerdings, dass der Bass nur im
dritten Song eine kleine Sternstunde zum Aufblühen hat, dafür aber um so genialer. Ebenso sind adäquate
Keyboardeinlagen gut platziert, was die Harmonien komplettiert.
Andere Titel, wie zum Beispiel "Vanade Legioäride Laul", verbergen ein eher treibendes Spiel, besitzen
dafür im Nachhinein aber eine düstere Atmosphäre. Hier erfährt man auch am besten die unterschiedlichen
vokalen Attribute des Herrn Lembetu (Voc, Git), welcher mit, wie oben schon erwähnt, grimmigen Growls
oder aber eben durch das übliche Gekreische und andere Vortragsarten auffällt. Im neunten Song erlebt der
Hörer noch, wie sich die Band mit cleanen Vocals macht, die hier vorerst überwiegen, doch nachher schon
mal mit der raueren Variante im Duett kombiniert werden.
Gegenüber dem Vorgänger kann ich nur sagen, dass sich die musikalische Schiene etwas gewandelt hat und
anstatt majestätischer Epik nun der groovige Rock'n'Roll-Rotz Einzug hält. Somit muss jeder selbst wissen,
was ihm lieber ist. Lange Rede, kurzer Sinn: Eine ziemlich eingängige, abwechslungsreiche und
charismatische Platte, die, sagen wir mal, eine folkigere und nicht so pervers brutale Variante aktueller
Carpathian Forest darstellt. |
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