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Welch einprägsamer Bandname, sag ich mal. Während so manche Band sich für Ottonormalverbraucher zu vollstem
Unverständnis benennen und natürlich auch ausdrücken, wählten diese Norweger hier schlicht und ergreifend Lik
als Umschreibung ihres musikalischen Tuns. Mit sarkastischem Unterton könnte ich jetzt übertreiben und
behaupten: das zeugt von Originalität. Doch will ich solchen Sachen mit einem deutlichen Räuspern mal nicht zu
viel Wichtigkeit und Interpretierbarkeit zumuten. Gar nicht ironisch möchte ich nämlich endlich auf das
vorliegende Debut "Må Ljuset Aldrig Nå Oss Mer" eingehen und somit nicht weiter sinnlos rumschwallern.
Lik klingen sofort interessant. Ohne Umschweife wird in den ersten Sekunden klar, wie unprofessionell man doch
handwerkelte. Aber nicht so, dass der geneigte Hörer mit kaum nachvollziehbarem Anfänger-Geschrammel rechnen
muss. Viel mehr die Tatsache, dass man hie und da den Takt nicht ganz halten kann, die Riffs sehr simpel
gestrickt sind und das Gesamte in einen wahrlich miesen Sound gepackt wurde, erzeugt diesen Eindruck. Hätte man
jetzt noch dilletantisches Rumgekrächze bekommen, wäre der Mix "perfekt" gewesen. Aber nur nicht frühzeitig
urteilen - irgendwie will diese doch sehr ungewöhnliche Musik gar nicht scheiße klingen. Mithilfe des Gesangs,
der tieftönend und klar wie nach altem, sauffestem Wikinger klingt und diesbezüglich nicht nur überzeugt,
erschafft man eine von Individualität gezeichnete Wirkung der eigenen Darbietung. Und sofort wird die
Gangbarkeit dieses anfänglich doch bezweifelten Wegs erkennbar. Die manchmal thrashig-angehauchte Gitarrenarbeit
fördert ein gewisses rotziges Flair, was dem von Ernsthafigkeit teils unterdrücktem Gehör doch merklich
wohlschmeckt. Die vorzufindende Eingängigkeit, welche durch eine sehr eigene Art der Monotonie verursacht wird,
weiß definitiv zu gefallen. Sobald man dann Ungewöhnlichkeiten wie "Hate To Be Human" vernimmt, wird der Kopf
nur noch fragend nach vorn gestreckt und durch kurz danach folgender Überzeugung im Takt mitgeführt. Gerade
dieses Stück sticht nämlich am deutlichsten heraus, da es lediglich mit Geflüster, Drums und reiner, aber mehr
als feiner Bassspielerei auskommen muss. Gehörte Melodien und gewisperte Worte kreieren dabei eine wahrlich
menschenfeindlich-unheimliche und dennoch provokante Atmosphäre, die zumindest mich sehr begeistern konnte,
getreu dem Motto "Weniger ist mehr".
Merkwürdig, aber dementsprechend auch positiv, ist, dass bei allem trotz stilistischer Abschweifung, auf Grund
von Feeling und Demo-artigem, kultigem Sound immernoch von Black Metal gesprochen werden kann. Das überrascht
nicht nur, sondern zeigt auch die Kraft von "Må Ljuset Aldrig Nå Oss Mer" auf. Zwar kommen recht selten nur
BM-typische Krächzvox zum Einsatz, in Anbetracht der sonstigen, klaren Darbietung stimmlicherseits, welche
erwähnterweise wahrlich gelungen ist, stört das allerdings kaum - im Gegenteil. Wie gesagt, geht ein
schwarzstählernes Grundgewebe in Musik und Aura nie verloren. Mit dem rein instrumentalen Gitarrenstück und
gleichzeitigen Rausschmeißer "Bortom Allt Liv" beweisen Lik erneut überdeutlich ihr Gespür für zwar simples und
monotones, aber dafür sitzendes, einfach geiles Riffing (wobei, in diesem Track, ob gewollt oder nicht, bei den
Schweden von mittlerweile aufgelösten Cardinal Sin bzw. deren "Spiteful Intents"-Stück geklaut wurde). Lik sind
somit vermögend, durch Eintönigkeit, Direktheit und simplem Geschick Emotionen von Melancholie über
Gleichgültigkeit bis hin zu minimalistischem Hass sowie Stolz aufzubauen.
Begleitet wird diese metallene Merkwürdigkeit in Form eines Albums durch einen gewissen billigen Beiklang, der
dem Gesamterscheinen, einen althergebrachten, irgendwo positiv-minderwertig wirkenden Charme verleiht. Man
könnte fast behaupten, "Må Ljuset Aldrig Nå Oss Mer" wäre irgendwann Anfang der 90er herausgebracht worden.
Sicherlich liegen auf diesem Frisbee keine technischen Meisterleistungen vor und gewisse Abstriche müssen auch
gemacht werden, wenn man sich nach Aggression und Wut umschaut, doch beabsichtigt waren derlei Dinge eh weniger,
denk ich. Da der Sound wie schon gesagt, gelungen-scheiße ist, bleibt mir letztendlich nur noch die Aufgabe,
allem ein Fazit beizufügen - und das will bei diesem Scheibchen erstmal gemacht sein: Hieran werden sich zwei
Fronten bilden. Die einen, die Lik's Debut schon jetzt Kultstatus und pure Originalität zusprechen, die anderen,
welche behaupten, hier sei völlig ideen- und motivationslos vorgegangen worden und das Resultat sähe
dementsprechend müllig aus. Nun, ich ziehe aufgrund meiner persönlichen Unschlüssigkeit und eigener
zweigespaltenen Haltung diesem Werk gegenüber noch einen Punkt ab. Ob berechtigt oder nicht, ich bin sehr
beeindruckt, sollt ihr selbst entscheiden, deshalb: |
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