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Wenn es nach ihrem Label ginge, würden Latrodectüs "Black Metal Symphonique" spielen. In Wirklichkeit kann
natürlich auch die ach so extravagante französische Sprache nichts an der banalen Tatsache ändern, dass den
interessierten (?) Hörer auf "Altered Flesh" recht gewöhnlicher Melodic BM erwartet. Die sich jetzt förmlich
aufzwingende Frage, ob sich diese Franzosen nun eher an CoF oder DB orientieren, würde ich mit einem klaren
Votum für die norwegische Ausrichtung beantworten.
Obwohl dieses Review nun für viele nicht mehr wirklich interessant ist, will ich dennoch ein bisschen mehr
über Latrodectüs berichten, denn man muss ihnen immerhin zugestehen, in ihrem Stil nicht zu den
allerschlechtesten zu gehören. Zugegeben, über weite Strecken geht es wirklich SEHR typisch zur Sache: die
üblichen Riffs, die Death oder Thrash viel näher stehen als richtigem BM, die ewig gleichen Keyboards, die
unverdrossen vor sich hindudeln, ohne wirkliche Akzente setzen zu können, die altbekannten Rhythmen. Auch
wer nicht täglich Dimmu Borgir hört, weiss sicher sehr genau, was ich meine. Dazu kommt dann eher schwacher
Kreischgesang, der ziemlich schlapp und gepresst wirkt.
So rauscht also "Altered Flesh" an mir vorbei, ohne irgendeinen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, bis...
Ja, bis plötzlich nach zwei Minuten im vierten Stück ein Riff auftaucht, das sich tatsächlich nach
Schwarzmetall anhört. Zusammen mit dem ausnahmsweise eingesetzten und noch dazu recht gelungenen Klargesang
entsteht so ein Mittelteil, der auch auf älteren Borknagar-Alben Platz gefunden hätte. Dumm nur, dass die
Band diesen lichten Moment selbst kaum zu würdigen weiss und den Rest des Stückes mit umso penetranteren
Keyboards zukleistert. Schade. Weiter geht's dann mit einem sehr langsamen Stück, das völlig von den Tasten
beherrscht wird und mit seiner Melodie wirklich zu gefallen weiss. Mit dem folgenden "Totentanz" gibt es
dann (aus welchen Gründen auch immer) einen Song mit zumindest teilweise deutschen Texten, der sich anhört,
als hätte man etwas Neueres von Dornenreich in ein Dimmu-B.-Korsett gezwängt. Wir sind also wieder dahin
zurückgekehrt, wo wir schon vor wenigen Minuten waren: Dimmu-Metal von der Stange. Das geht jetzt noch für
ein paar Minuten so weiter und nach 44 Minuten ist der Spass (?) vorbei.
So, wer bis hier gelesen hat, der kann ganz sicher auch noch ein kleines Fazit vertragen: "Altered Flesh" ist
ein typisches Melodic-BM-Album, das im Prinzip kein Schwein braucht. Ein solides Produkt, das mag ja durchaus
sein, aber im Endeffekt völliger Durchschnitt. Alle Hoffnungen auf mehr als fünf Zähler, die durch vier oder
fünf Minuten erträgliche Musik in der Albummitte geweckt wurden, werden durch den lahmen Gesang locker
zunichte gemacht. Da kann auch das Cover der Marke "Hieronymus Bosch würde heute Porno machen" nichts
ausrichten. |
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