KROHM

A World Through Dead Eyes (2004)


Scheinbar hält der Promoter sehr viel von diesem Album, denn wie wären sonst solche Zeilen zustande gekommen: "Stell dir vor, du kommst von der Arbeit als frisch Entlassener und dein Haus steht in Flammen. All deine Familienmitglieder sind in diesem verbrannt. Plötzlich läutet dein Mobiltelefon. Du hebst, in der Hoffnung, dass es deine Frau ist, ab. Stattdessen ist es deine Bank, die dir gerade mitteilt, dass dein Bankkonto soeben gesperrt wurde." In genau diesselbe Situation solle ich mich weiters nun hineinversetzen, um diese Platte zu verstehen. Ein Blick auf die Songtitel macht das Reinhören noch schmackhafter: Titel wie "The Waning" (Das Schwinden) oder "Silence Turns To Gray" klingen nicht nur toll, sondern sind auch eine willkommene Abwechslung zur pseudo-selbstmörderischen Durchschnittskost. Textbezogen begeistert Numinas, alleiniger Musiker Krohms, auf voller Länge: Passagen à la "I rained down as a silent sound" oder "The cold caress of lunacy wipes the gleam away" katapultieren den Musiker aus der primitiv-eindeutigen Lyrikzone anderer, weit schlechterer Truppen heraus.
Auf musikalischer Ebene sieht's allerdings etwas trister aus; zwar verbreiten seine vewendeten Akkorde leichtes Unbehagen sowie Nachdenklichkeit, richtige Todessehnsucht kommt aber zu keiner Zeit auf. Dies stellt auch den einzigen, wirklichen Kritikpunkt dar. Ansonsten kann das Projekt mit gelungenen Parts aufwarten, wie sie zum Beispiel im Titeltrack oder "My Hearse" vorkommen. Letzteres kommt sogar mit Akustikklampfe daher, deren sehr melancholische Tonfolgen einfach traumhaft dazu passen. Die jedoch beste Komposition ist "The Waning": Plötzlicher Start, ordentliche Arrangements, spätes Einsetzen der Vocals sowie die Fähigkeit, sich im selben Geschwindigkeitsbereich fortzubewegen, ohne dass dabei Langeweile aufkommt, zeichnen diesen Song aus. Der Rest funktioniert mehr oder weniger, kommt aber an die Qualität von "The Waning" nicht ganz heran. Trotzdem gibt es auf "A World Through Dead Eyes" kaum richtige Aussetzer, was angesichts der sehr langen Spielzeiten jedes einzelnen Tracks wundert. Klangtechnisch gelingt der Balanceakt zwischen zerbrechlichem Gitarren- und sattem Drum-Computer-Sound, welcher durchaus passabel programmiert wurde, sprich der Atmosphäre keinen Abbruch tut.
Fazit: Wer einerseits auf depressive Mucke steht, die allerdings nicht zu extrem sein soll, kann sich schon mal dieses Album auf den Einkaufszettel schreiben. Genregrößen wie Abyssic Hate oder Wigrid kann Numinas indes noch nichts entgegensetzen. Aber immerhin: Die entscheidene Basis ist vorhanden.

6,5/10

Official Website

 

Amicus
28.08.2004


Redaktionsbewertung:
azaghal 5 Argathon -
Laeknishendr 5,5 Johannes -
Erik 4 psephos -
sic - Amicus 6,5
IT - Wolfsgrimm 6,5
Gesamtdurchschnitt: 5,5