KROHM

Crown Of The Ancients (MCD 2003)


Zugegeben, mittlerweile habe ich mich nicht nur daran gewöhnt, dass in den Staaten auch Black Metal fabriziert wird und ebenso angestrebt, die Meinung "U.S.A. und Schwarzmetall passen und gehören nicht zusammen" abzulegen, sondern musste auch einsehen, dass die eine oder andere Kombo das dazugehörige Feeling perfekt konstruieren kann. Ergo, die Amis haben es in den letzten Jahren verstanden oder gelernt, wie man richtig musiziert, wenn speziell dieses Metal-Genre angesprochen wird. Somit kann es womöglich nicht mehr lange dauern, bis das Land der unbegrenzten Wasweißich als feste Größe in dieser Musik-Gattung akzeptiert wird. Beweisen doch schon Krohm allein, dass selbst dort drüben niemand vor szeneinternen Entwicklungen, welche ja hauptsächlich von Europa ausgehen und daraus möglicherweise entstehenden Trends, gefeit ist. Denn jene Krohm schlagen bewusst in die Kerbe "Depressive Black Metal" von der ich mir erhoffe, dass sie nicht nur eine Modeerscheinung war. 
Somit dürfte klar sein, dass auf "Crown Of The Ancients" Musik zu hören ist, die aus einem Reich kommt, das von Bands wie Abyssic Hate oder Wigrid beherrscht wird. Dennoch ist ein Vergleich mit diesen Ausnahmegruppierungen nur teilweise möglich, gibt es doch markante Unterschiede bei der kreativen Vorgehensweise. Sicher, die drei hier vorhandenen Tracks bieten düstere, beklemmende Riffs und somit eine sehr dunkle Atmosphäre, allerdings regiert hier weniger der derb melancholische Resignator, als viel mehr unheimliche Endzeit. Verursacht durch die Verwendung von Keyboards und gänzlich anders ertönendem Sound lassen sich Krohm mit dieser Mini eher in ein Fach neben beispielsweise Dolorian's "When All The Laughter Has Gone" legen, anstatt die atmosphärische Dichte und perfekte Ausdrucksweise von reinster Verzweiflung aufzuweisen. 
Die erwähnten Eigenschaften zeigen folgerichtig auf, dass vor allem auch kompositorisch unterschiedlich vorgegangen sein musste, so findet man in den Stücken nur ansatzweise sowas wie hypnotisierende Monotonie. Man variiert das Tempo gelegentlich vom gewohnten Schleppen bis hin zum Blastbeat, bietet also wesentlich mehr Abwechslung bei der Gestaltung. Das hat jedoch den Nachteil, dass auch diese bewundernswerte Gefangennahme wie auf "Suicidal Emotions" oder "Hoffnungstod" nicht möglich ist, aber wer weiß, ob das überhaupt beabsichtigt wurde. Eingängig ist das hier gebotene Material allemal. Krohm schaffen es trotzdem nicht, jene intensiv bewegenden Melodiebögen zu errichten, womit man Gitarrenläufe und die spartanische Keyboardbegleitung vorgreifend als "nur" gut bewerten muss. "Crown Of The Ancients" sollte jedoch, wie manch anderes Werk auch, erstmal verstanden werden. So kann sich die dennoch reizvolle, düstere Aura erst richtig wahrnehmen lassen, wenn man gewisse Vorkehrungen hörerseits getroffen hat. Effektiv wirkt sich die Musik vor allem im unbelichteten Kämmerlein aus, mit ein paar Bier oder ähnlichem intus, um die Sinne zu sensibilisieren und die Wahrscheinlichkeit einer kleinen, abendlichen Psychose oder Paranoia zu erhöhen. In diesem speziellen Fall braucht der Hörer ein bestimmtes Maß an Fantasie, um Krohm's Musik genießen zu können, was sie logischerweise nicht leicht zugänglich oder anfänglich gar interessant macht. Denn direkt Mitreißendes findet man im eigentlichen Sinne kaum innerhalb der Tracks. 
Demzufolge werfe ich den Überteichlern eine geringe Unfähigkeit packend zu strukturieren vor, was in etwa heißen soll, dass der eine oder andere das vorliegende und im übrigen gut produzierte Schaffen garantiert arschlangweilig finden wird. Unsereins sieht das jedoch nicht so und ist lieber etwas unschlüssig denn enttäuscht. Und würde es unter den Lesern dieses Reviews nicht einige Mäkelbrüder geben, die die Objektivität scheinbar als Göttlichkeit anpreisen und prahlen, hätte das Scheibchen schon längst seine 8 Zähler drunter stehen. Die hätten sich unsere Amerikaner nämlich durchaus verdient, wenn es nicht irgendwo von Nöten wäre, penibel genau Fehler eines Releases zu beachten, was sicherlich seine Richtigkeit hat. All jene, die also Interesse an "Crown Of The Ancients" zeigen, seien somit nochmals gewarnt: eine Überflieger-Scheiblette liegt hier nicht vor.

7/10

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sic
09.04.2004