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Da nach Erblindung eines Menschen alle anderen Sinne verbessert werden, machen wir folgendes Experiment, analog
Ulvers "Perdition City": komplette Abschottung gegen äußere Einflüsse inklusive Einsatz von Kopfhörern für oben
genanntes Werk und harren der Dinge die da kommen mögen.
"Traveller" bietet zu Anfang als meditative Einstimmung auf das kommende Tonkonglomerat eine sehr schöne entspannende
Atmosphäre. In einem warmen, wabernden Wasser tiefer Schwärze treibt man auf einen pulsierenden Klang zu, welcher
den nichts ahnenden Probanden, in den zweiten Track übergehend, mit einem von durchdringender Double Bass
akzentuierten Rhythmusattacke eingesogen und durchgeschüttelt wird. Keine Angst, denn der Dämon genannt "Keep Of
Kalessin" will nur spielen und sehen, ob der, der sich in sein Revier wagt, auch würdig ist. Das Material lässt
auch im weiteren Verlauf der Spielzeit keine Wünsche offen. Abwechslungsreiche Gitarrengewitter, gekonnt variiert
mit sägenden, bisweilen auch melodiösen Linien und rasenden Schrammelsequenzen, wie man sie bei Tsjuders
"Morbid Lust" finden kann, lassen in der ohnehin schon kurzen Spielzeit von 27 Minuten keine Langeweile aufkommen.
Ein Triumphzug tonaler Arrangierkunst, welcher in jedem Song mit dem ein oder anderen genialen Element aufwarten
kann. Mehrmalig aufkommende Synthiestrukturen geben dem Gesamtbild zusätzlich einen neuzeitlichen und frischen
Anstrich, was aber sicherlich nichts für Puristen darstellt, die ein vertontes Schneegestöber als Nonplusultra
musikalischer Schaffenskraft sehen.
Der Job am Mikrophon wird ebenfalls von einer weithin bekannten Persönlichkeit aus der norwegischen Black Metal
Szene, Mr. Fuuuuunerallll Fooooooogg himself Attila Csihar, gewohnt routiniert durchgezogen. Zwar ist der Gesang
nicht jedermanns Sache, und z.B. der Kehrreim auf "Come Damnation" mutet in Kombination mit der singenden Gitarre
recht seltsam an, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Zusammen mit einem Felle malträtierenden
Frost hat Obsidian Claw, Session- und Live-Musiker unter Satyr Wongraven, ein Line-Up zusammenbekommen, welches Keep
Of Kalessin fast schon als All-Star-Projekt klassifiziert.
Wenn man sich gegen einige schwarz-weiße Wände aus Klängen gestemmt hat und so manchen Kampf zitternd und
schweißgebadet verloren geben musste, wird einem klar, dass man es zwar nicht mit einem übermächtigen Gegner zu tun
hat, aber dass dennoch die Zeit, die man mit "Reclaim" verbracht hat, eine lohnenswerte war und man sich gern wieder
auf ein Tänzchen mit einlässt. Die vorab gelieferten Informationen zum neuen Album lassen auf große Taten hoffen. |
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:: English version ::
After a human goes blind, the rest of his senses become sharper. That's why we are going to make the following
experiment, analogical to Ulver's "Perdition City": complete protection against outer influences, including the use
of headphones, for the work mentioned above, waiting for the things that are about to come.
As a meditative opener for the upcoming sound conglomerate, "Traveller" offers us a nice, relaxing atmosphere. In
the warm water of deepest blackness, the listener is floating towards a pulsating sound, which sucks up and shakes
the uninformed subject, proceeding to the second track, with a rhythm attack, accentuated by a piercing double bass.
Do not fear, because the demon called "Keep Of Kalessin" just wants to play, and see if he who enters his territory
is worthy to do so. The material does not leave any unfulfilled wishes concerning the rest of the playtime as well.
Diversified, thundering guitars, varied with sawing, melodic lines and fast, raging sequences as you can find them
on Tsjuder's "Morbid Lust", make the listener be entertained well during the 27 minutes playtime. A triumphal course
concerning the art of arrangement, included in each song with various elements. In addition to that, synthesizer
structures, occurring several times, give the overall view a fresh and modern look: obviously nothing for purists
which see a tonal snow flurry as a nonplusultra of musical creativity.
The vocals are performed by a well-known personality of the Norwegian black metal scene, Mr. Funeral Fog himself
Attila Csihar. These vocals might not be fit for everybody, and the chorus in "Come Damnation", for example, might
seem a little awkward, but as we know, taste is a question of individualism. Together with drummer Frost, Obsidian
Claw, session- and live-musician under Satyr Wongraven, has gathered a line-up which almost makes Keep Of Kalessin
an all-star project.
After you have resisted against a few sound walls in black and white, and after having lost the war against this
enemy more than once, you will see that you are not dealing with an almighty enemy, and that the time you have
spend with "Reclaim" was worth it. The preview information to the new album at least gives us hope for more action.
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