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Kurz vor dem Erscheinen von Nocternitys Überwerk "Onyx" hat sich der Hellene mit den Landesgenossen Kawir
zusammengeschlossen, um der interessierten Hörerschaft zwei charakteristisch unterschiedliche Songs
nachzuschmeißen, die von großer Qualität sind.
Hinter dem Songtitel "Keres" verbirgt sich variantenreiches, bodenständig produziertes Früh-90er-Material samt
einfachen, rohen Soundcollagen, obskuren, von verschiedenen Mitgliedern eingekrächzten Vocals sowie gegen Ende
dezentes Tastenklimpern. Kawirs Beitrag ist geprägt vom leicht chaotischen Aufbau der Riffs, auch der Rhythmus
scheint zeitweise auszusetzen. Doch spätestens nach dem gelungenen, clean gesprochenen Part geht es steil
bergauf: Zusammen mit den diesmal eingängigeren Gitarrenklängen, bauen die akzeptabel einprogrammierten Drums
und Keys eine unheimliche Stimmung auf, welche zum Schluss in immer leiser werdenden Synthie-Tönen enden.
Siebeneinhalb Zähler gehen an Erichthonios & Konsorten.
Dreht man die Platte um, füllt Donnergrollen den Raum, wenig später gesellt sich ein unglaublich düsteres
Musikszenario dazu, das aus unwahrscheinlich dunkel gefärbten Melodien, sowohl von Klampfen als auch vom
elektrifizierten Klavier kommend, besteht. Ferner werden geschickt einige Breaks eingebaut, welche Langeweile
erst gar nicht aufkommen lassen, sondern eher den Hörer auf die nächste Passage vorbereiten - sobald man "The
Last Unicorn" einmal gehört hat, lässt es einen nur mehr schwer los - wie ein Sog, der seine Opfer nie wieder
ausspuckt. Einziges Manko an jener Komposition: Sie könnte ruhig ein bisschen länger sein, weil noch genügend
Spielraum für weitere Themen übrig bliebe; aber auch im vorliegenden Zustand hagelt es neun dicke Punkte
für Nocternity.
Fazit: Eine weitere Zusammenkunft, die jeden hart erkämpften Cent wert ist. Beide Truppen haben der Nachwelt
starke Sachen hinterlassen, monatelanger Hörgenuss ist von meiner Warte aus garantiert. Wenn das hiesige
Doppelpack an ihrer mächtigen Songwriting-Linie festhalten, bin ich fest davon überzeugt, dass Griechenland
sich zur Top 3 der besten Schwarzstahlländer mausern kann... |
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