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Die Griechen Kawir sind schon seit über zehn Jahren "mit dabei" und trotzdem nicht sonderlich bekannt. Woran
das genau liegt, ist schwer zu sagen. Aber das soll uns hier und heute auch nicht sonderlich interessieren.
Viel spannender und aufregender ist es, sich mit dem Mittel zu beschäftigen, das Kawir endlich den verdienten
Platz an der Sonne einbringen soll.
Dieses trägt den Namen "Arai" und präsentiert eine Band, die selbstbewusst ihren ganz eigenen Weg geht. Das
Album in eine der üblichen Schubladen zu zwängen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, dafür ist es schlicht zu
sperrig und unkonventionell, kurz: zu originell. Deshalb ist es nötig, etwas weiter auszuholen, um den neuesten
Streich der Griechen wenigstens halbwegs zu erfassen. Ganz grob könnte man "Arai" als modernen, melodischen
Black Metal beschreiben. Sowohl in Sachen kitschfreier Eingängigkeit als auch in puncto Atmosphäre kommen mir
immer wieder Lux Occulta mit "Dionysos" in den Sinn; die gelegentliche Verwendung einer Flöte verstärkt diesen
Eindruck. Der männliche und der weibliche Sprechgesang in "antiken Beschwörungsritualen" erinnert zuweilen an
Elend. Dazu kommt das klassische griechische Schwarzmetallerbe sowie eine gehörge Portion Eigenständigkeit.
Vor allem der Gesang ist einfach großartig: eine so charakteristische Darbietung habe ich lange nicht gehört.
Zwischen Knurren, Flüstern und beinahe klaren Passagen wird so geschickt variiert und kombiniert, dass nicht
der verwendete Stil im Gedächtnis bleibt, sondern nur der tiefe Eindruck, dass der Gesang die Musik perfekt
ergänzt.
Diese wurde - genau wie die Vokaldarbietungen - sorgfältig arrangiert und mit Freude am Detail produziert.
Geschmackvolle Keyboards und wunderbare Leadgitarren teilen sich die melodische Führungsarbeit, der
Schlagzeuger sorgt für ein äußerst vielfältiges rhythmisches Fundament. Die bereits erwähnten Beschwörungen
faszinieren durch ihre beinahe zerbrechliche Inszenierung. "Arai" ist das Album, das die mystisch-okkulte
Stimmung des griechischen Frühneunziger-BM ins dritte Jahrtausend transportiert. Die Antike wird von Kawir
nicht als uralt sondern als zeitlos interpretiert, und so muss auch die obige Kategorisierung berichtigt
werden: Das Album ist nicht in erster Linie moderner BM, vielmehr ist "Arai" zeitloser Black Metal. |
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