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Joyless - bei diesem Namen denkt man schnell zurück an ehrwürdige Zeiten und glorreiche Musik. Forgotten Woods,
deren superbes "As The Wolves Gather..." und das in meinen Augen noch genialere
Demo "Sjel Av Natten", bis heute wahre
Glanzleistungen in Bezug auf norwegischen Black Metal darstellen, werden wohl, auch unter anderem Namen, den
Platz der zwiespältigsten Formation im Underground jenerlands einnehmen, erhielt doch allein der Nachfolger des
Debuts schon wesentlich zurückhaltendere Kritiken, weshalb er mir bis heute auch nicht bekannt ist. Was die
Mannen nun dazu bewegte, einen neuen Bandnamen zu wählen und die musikalische Auslegung fast vollends
umzuwerfen, weiß ich nicht, doch wurde der in dieser Zeit geltend gemachte Status auch mit dem dritten Langeisen
"Unlimited Hate" wiederum bestätigt. Zu besprechendes Album steht nun auch als letzte Veröffentlichung da, mit
der sich etwas anfängen lässt, denn das folgende "Wisdom & Arrogance" war mal überhaupt nicht bombig.
Nun gut, genug der kaum weiterbringenden Rückblicke und Augenmerk auf "Unlimited Hate". Denn immerhin fragt man
sich, was diese Scheibe den Bewunderern schwarzstählerner Tonkunst nun wirklich bringt. Doch kurz gesagt: Ich
habe keine Ahnung. Denn genauso vielschichtig wie man hier vorgeht, ist man auch schwer zugänglich ans Schaffen
geschritten. Rein stilistisch reißen die Musiker nämlich ein nicht gerade kleines Spektrum ab; um genau zu sein,
kann auf "Unlimited Hate" nicht nur unweigerlich vorhandene Experimentierfreude und Individualität, sondern
ebenso Zwistigkeit gefunden werden. Ungewöhnlich jedoch ist, dass gerade dadurch die meiner Meinung nach
unoffensichtliche Genialität der Stücke und Kompositionsleistungen an sich, aufgeworfen wird. Joyless bewegen
sich nämlich weiträumig in einer Quintessence aus deutlich Forgotten Woods-beeinflusstem Black Metal und solch
ungeahnten Gebieten wie Rock, Rock 'n' Roll, Psychedelic und Thrash, ohne auch nur einmal sowas wie positive
oder motivierende Gefühle musikalisch zu vermitteln. Was an dieser Stelle jedoch unbedingt erwähnt werden muss,
weil ungemein vorteilhafte Tatsache, ist, dass all diese Stile ihr eigenes Präsentationsgebiet zugesprochen
bekommen haben; will sagen, eine komplette Verquickung von allem liegt an sich kaum vor, viel mehr eine Kette,
deren Glieder die jeweils unterschiedlichen Ausrichtungen darstellen. So kann der Hörbereich auch in den Liedern
auf verschiedene markante Punkte abgeschwenkt werden. Sternstunden stellen allerdings immernoch jene Momente
dar, in denen schwarzmetallische Aggressivität, die band-typische Ausdrucksform von Verzweiflung und Melancholie
und rockige, an die 70s erinnernde Arrangements nach einer Klinke greifen - wie beispielsweise in "Your Crystal
Fragments" oder "Dimension Of The Blackest Dark". Nostalgie durchtränkt, weil schwer an "alte Zeiten" erinnernd,
fühlt man sich mittlerweile nicht mehr in düstere, trauernde Wälder versetzt, sondern eher in die Schwermut
einer einsamen Großstadtstraße bei Nacht. So ist dieses Werk im eigentlichen Sinne ein oppositionelles
Schlachtfeld, das nicht nur Venom Tribut zollt ("Inherent Emptiness") oder Motörhead Respekt zuspricht ("(Don't
Need) Religion"-Cover), sondern den eigenen Wurzeln und somit urreinstem Black Metal Entfaltungsfreiheit en
masse einräumt.
Zusätzlicher Genusspunkt sei der Sound, der in meinen Ohren immernoch den selben Zauber in sich birgt wie auf
den ersten Veröffentlichungen und demzufolge den BM-untypischen Passagen einen sehr aggressiven, kratzigen
Klang auflegt, während auch hier noch alte stimmliche Darbietungen zur Genüge vernommen werden können, deren
Anlehnung eigentlich jedem bekannt sein sollten: Kurzum Burzum.
Irgendwie habe ich ausleitend das Gefühl, hätte sich Black Metal nicht dem Glanz und Glammer hingegeben, sondern
in Besinnung auf sich selbst Untreue gelebt, wie es eben Joyless taten, er hätte noch heute diese einstige
Emotion des Wahren und Ideologie des Ursprünglichen bei sich. Irgendwo ein Meisterwerk, hm. |
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