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Es passiert nicht alle Tage, dass sich ein Musiker mit seiner Heimat so sehr beschäftigt, dass daraus ein
Nebenprojekt mit "längerfristigen" (Zitat Black Attakk, welches "Erzgebirge" vertreibt) Absichten entsteht.
Hinter diesem Vorhaben steckt niemand Geringerer als der Sänger/Bassist von Persecution sowie Sänger von den
berühmteren Andras, dessen Namen die meisten BM-Fanatiker kennen dürften. Somit kann man mit einigen
Vorkenntnissen an das Album herangehen.
Beim Aufsaugen der Musik war ich mir zeitweise nicht ganz sicher, ob das eine Coverversion von Amon Amarth
oder die Debutplatte von Isenburg ist, da einige Passagen an die rastlosen Fünf aus Skandinavien
erinnern. Lieder, die ein bestimmtes Tempo über
die gesamte Spielzeit halten, gibt es nicht. Mal wird wie wild drauf los geschmettert, mal hält man kurz
inne und singt mit vor Pathos triefender Stimme den Refrain. Sogar kurze Akustik-Instrumentals wie das
"Interlude" finden auf der Scheibe ihren Platz, welches schön anzuhören ist und binnen 1:16 Minuten sogar
mehrere Riffs zur Hörschau stellt. Doch auch die teils viel längeren Lieder können einem mit genialen Parts,
verdammt gutem Drumming (zeichnet vielleicht ein japanischer Gast für das Schlagwerk verantwortlich?), sowie
Soli-Passagen diverser Instrumente Freude bereiten, die von der ordentlichen Abstimmung der Instrumente noch
unterstützt wird.
Doch der Reihe nach: Der Opener "Isenburg" kann jede Menge Plus-Punkte sammeln, die sich vor allem im Bereich
Songaufbau bewegen. Nach dem Hauptthema werden Pagan-Metal-Einflüsse deutlichst hörbar: Die stampfenden
Abschnitte mit den superb abgestimmten Klampfen sind ein Genuss, was man leider nicht von vielen Alben
behaupten kann. Die Qualitätsperiode wird mit "Wave Of Weakness" fortgesetzt, das mit einigen ausgezeichneten
Melodien aufwarten kann und jeden Metalhead zum manischen Bangen bringt. Geil! "The Return" beginnt mit
absolut doomigen Rhythmen, wird indessen im Verlauf immer schneller und macht einem abermals klar, dass es
sich hier um keinen Anfänger handeln kann, zaubert mir jedoch unfreiwillig ein Lächeln ins Gesicht, da der
Refrain mit seinem fast schon zombieähnlichen Gesang ulkig wirkt. "Pandemoniac" entpuppt sich als verfrühter
Rausschmeißer, der die ganze Zeit hindurch Ärsche kickt und mit einigen dezenten Keyboard-Parts geschmückt
ist, der dem Song einen epischen Touch gibt. Gut, aber nicht das Highlight auf diesem Longplayer. Wo Korg &
Co. noch im Hintergrund agieren, dominieren die Elektro-Pianos satte 1 1/2 Minuten auf "Hymn To The Son",
die abrupt von einem Sturm an sehr schönen Akkorden abgebrochen werden, wobei sich die Keys später noch
einmal zurückmelden, diesmal mit den Gitarren kooperierend. Der Titeltrack des Debuts Isenburgs stellt indes
alles Dagewesene in den dunklen Schatten: Fette Riffs, unterschiedlich schnell vorpreschendes Drumkit, sowie
das krächzende Organ des Solokünstlers paaren sich mit drei Volksliederausschnitten, die einfach zu dem
nachdenklichen Song passen. Das versteht man unter Abwechslung.
Fazit: Wer auf Pagan Metal oder sogar Amon Amarth abfährt, sollte unbedingt ein Ohr für diese Ansammlung
wahnsinniger Hymnen an das Erzgebirge riskieren, Anhänger von Andras oder Persecution schnappen sich das
Teil sowieso. Definitiv ein Anwärter für das beste PM-Album dieses Jahres. |
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