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Es sind schon einige Monate ins Land gezogen, seitdem Helrunar mit ihrem in
Eigenregie veröffentlichten Erstling "Grátr" die Freunde etwas anspruchsvolleren Black Metals in helle Begeisterung versetzten. Doch die Jungs haben die Zeit nicht untätig verstreichen lassen, sondern an
neuen Liedern und Allianzen gebastelt. Und mit Prophecy Productions hat man denn auch einen potenten Partner
gefunden, um die Weltherrschaft in Angriff zu nehmen. Das erste Ergebnis dieser
Zusammenarbeit ist eine gemeinsame Veröffentlichung mit Nachtmahr, auf der uns beide Gruppen je ein neues Lied als Vorgeschmack auf in nicht allzu ferner Zukunft anstehende Alben präsentieren.
Den Anfang machen Helrunar mit "Hauch wird Sturm", der bisher vielleicht besten Komposition der Band. Im Vergleich zum Debüt sind die
Einflüsse der Formation nicht mehr ganz so deutlich auszumachen, der eigene Stil ist klarer erkennbar;
diese Mischung aus nordisch angehauchtem, recht melodischem BM und wunderschönen, stimmungsvollen Folk-Ausflügen. Auch ist das neue Stück etwas eingängiger
als das Material auf "Grátr" - der Langzeitwirkung tut dies aber keinen Abbruch, wie ich im Selbstversuch herausgefunden habe. Dafür ist
allein schon der furiose Refrain viel zu genial, der ähnlich treibend daherkommt wie Skyforgers
beste Momente auf "Latvian Riflemen".
Nach dieser explosiven Vorstellung bedürfte es prinzipiell eines kleinen Wunders, um den Hörer überhaupt noch zu beeindrucken. Und das
liefern Nachtmahr natürlich nicht. Dafür ist "Trollnacht" anfangs einfach zu hüftsteif, die Riffs nicht packend genug, das hintergründige
Keyboard nicht ausreichend effektiv. Doch im Verlaufe des Stückes steigert man sich zusehends, und zum Ende hin ist das Lied beinahe
atmosphärisch und damit auch insgesamt recht akzeptabel. Doch dummerweise ist im Presswerk ein folgenschwerer Unfall passiert: Aus
bisher ungeklärten Gründen ist zwischen den ersten und zweiten Teil von "Trollnacht" die Aufnahme eines kürzlich in Kiew ver(a/u)nstalteten
Gesangswettbewerbs geraten. So kommen wir für einige Zeit in den Genuss eines zwar kompetenten, aber leider völlig deplazierten
Heldentenors, der die Stimmung gründlich ruiniert. Persönlich finde ich es erstaunlich, wie es im Presswerk gelungen ist, diesen Fremdkörper
auf die CD zu schummeln, ohne dass man einen Bruch in der Aufnahme ausmachen könnte. Oder sollte diese Einlage am Ende Absicht
sein?
Nun ja, im Prinzip ist das egal, denn für alle Freunde von "Grátr" im Speziellen und von großartigem BM im Allgemeinen ist diese MCD
sowieso ein Muss, daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Helrunar-Minute nicht zuletzt dank
interessanter Prophecy-Preispolitik mit deutlich über einem Euro veranschlagt
werden muss. Immerhin ist das eine bleibende Investition, an der man auch in ein paar Jahren noch
seine Freude haben wird. |
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