GRIFFAR

Of Witches And Celts (2002)


Meine Großmutter pflegte besonders angenehme Daseinsumstände mit den Worten zu umschreiben: "Leben wie Gott in Frankreich." Mir ist nie ganz klar geworden, was denn an Frankreich so außerordentlich sein soll, deshalb habe ich den Allmächtigen ganz einfach der Gruppe der Schneckenesser zugeordnet. In der letzten Zeit jedoch hat diese meine Betrachtungsweise eine gewisse Revision erfahren. Schuld daran ist die unglaubliche Flut an überdurchschnittlich guten Veröffentlichungen aus dem Lande des Camembert, die mich zu der Schlussfolgerung führte, dass der liebe Gott ein Freund des gepflegten Schwarzmetalls sein muss und sich deshalb zwischen Ardennen und Atlantik niedergelassen hat. 
Griffar sind eine dieser Formationen, die dem obersten Hirten ganz sicher sehr viel Freude bereiten. Im Jahre 1997 gegründet, nahm man erst drei Jahre später das erste Demo auf, das heuer auf CD wiederveröffentlicht wurde. Dass es sich bei diesen Kompositionen also um die ersten Stücke der Band handeln soll, verschlägt ganz sicher nicht nur dem Herrn den Atem. Vier Songs werden in 48 Minuten vorgetragen und zwar in einer derartigen Vollkommenheit, dass ich mich frage, wie die Band das auf kommenden Alben noch steigern will. Dissection werden gemeinhin als Vergleich für die musikalischen Schöpfungen Griffars genannt und in Ermangelung besserer Alternativen werde ich mich dem wohl anschließen, möchte aber betonen, dass es sich hier um eine Verwandtschaft um sieben Ecken handelt. Es bleibt nämlich festzuhalten, dass bei den Franzosen keine Death-Metal-Einflüsse zu finden sind und die Ausrichtung der Truppe mehr in Richtung Norwegen geht, soll heissen, Griffar gehen deutlich frostiger zu Werke. Was die genannten Vergleiche in gewisser Weise rechtfertigt, ist die Tatsache, dass auch Griffar mit einem großen Vorrat an Melodien am Start sind. Ebenso beherrschen Griffar die Kunst perfekt, trotz aller Harmonien nie in Gedudel abzugleiten. Epische Gitarrenteppiche werden über einem rasenden Schlagzeug gewoben, Becken-Blitze zucken über nächtlichen Landschaften auf, eine Knurr-Krächz-Stimme berichtet von längst vergangenen Zeiten. Und das alles übervoll mit Kreativität, Rhythmen, die ins Blut gehen, Melodien, die sich zu wahren Ohrwürmern entwickeln. 
Nochmal für alle zum Mitschreiben: Griffar sind genial. Kompositionen, die nicht von dieser Welt sein können, Gänsehautatmosphäre, eine Produktion, die allen Instrumenten ihren Platz einräumt, aber nicht poliert wirkt. Eigentlich wären hier zehn Punkte angemessen. ABER "Of Witches And Celts" ist schließlich erst der Anfang und wir wollen beim zweiten Streich nicht unser Punktesystem reformieren müssen.

9/10

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Erik
08.11.2002


Redaktionsbewertung:
azaghal 7 Argathon -
Laeknishendr 7 Johannes -
Erik 9 psephos -
sic 7 Amicus -
IT -
Gesamtdurchschnitt: 7,5