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Meine Großmutter pflegte besonders angenehme Daseinsumstände mit den Worten zu umschreiben: "Leben wie Gott
in Frankreich." Mir ist nie ganz klar geworden, was denn an Frankreich so
außerordentlich sein soll,
deshalb habe ich den Allmächtigen ganz einfach der Gruppe der Schneckenesser zugeordnet. In der letzten Zeit jedoch hat diese meine Betrachtungsweise eine gewisse
Revision erfahren. Schuld daran ist die unglaubliche Flut an überdurchschnittlich guten Veröffentlichungen aus dem Lande des Camembert, die mich
zu der Schlussfolgerung führte, dass der liebe Gott ein Freund des gepflegten
Schwarzmetalls sein muss und sich deshalb zwischen Ardennen und Atlantik niedergelassen hat.
Griffar sind eine dieser Formationen, die dem obersten Hirten ganz sicher sehr viel Freude bereiten. Im
Jahre 1997 gegründet, nahm man erst drei Jahre später das erste Demo auf, das heuer auf CD wiederveröffentlicht
wurde. Dass es sich bei diesen Kompositionen also um die ersten Stücke der Band handeln soll, verschlägt ganz
sicher nicht nur dem Herrn den Atem. Vier Songs werden in 48 Minuten vorgetragen und zwar in einer derartigen
Vollkommenheit, dass ich mich frage, wie die Band das auf kommenden Alben noch steigern will. Dissection
werden gemeinhin als Vergleich für die musikalischen Schöpfungen Griffars genannt und in Ermangelung besserer
Alternativen werde ich mich dem wohl anschließen, möchte aber betonen, dass es sich hier um eine
Verwandtschaft um sieben Ecken handelt. Es bleibt nämlich festzuhalten, dass bei den Franzosen keine
Death-Metal-Einflüsse zu finden sind und die Ausrichtung der Truppe mehr in Richtung Norwegen geht, soll
heissen, Griffar gehen deutlich frostiger zu Werke. Was die genannten Vergleiche in gewisser Weise
rechtfertigt, ist die Tatsache, dass auch Griffar mit einem großen Vorrat an Melodien am Start sind. Ebenso
beherrschen Griffar die Kunst perfekt, trotz aller Harmonien nie in Gedudel
abzugleiten. Epische Gitarrenteppiche werden über einem rasenden Schlagzeug gewoben, Becken-Blitze zucken über nächtlichen
Landschaften auf, eine Knurr-Krächz-Stimme berichtet von längst vergangenen Zeiten. Und das alles übervoll
mit Kreativität, Rhythmen, die ins Blut gehen, Melodien, die sich zu wahren Ohrwürmern entwickeln.
Nochmal für alle zum Mitschreiben: Griffar sind genial. Kompositionen, die nicht von dieser Welt sein können,
Gänsehautatmosphäre, eine Produktion, die allen Instrumenten ihren Platz einräumt, aber nicht poliert wirkt.
Eigentlich wären hier zehn Punkte angemessen. ABER "Of Witches And Celts" ist
schließlich erst der Anfang
und wir wollen beim zweiten Streich nicht unser Punktesystem reformieren müssen.
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