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Black Metal aus der Türkei ist wahrscheinlich niemandem ein Begriff, da die meisten Gruppierungen auf
wesentlich höheren Breitengraden zu Hause sind. Nichtsdestotrotz versuchen Grazadh im depressiven Bereich
rumzumausern und den ein oder anderen Sympathisanten zu fangen. Ob ihnen das wirklich gelungen ist,
erfahrt ihr jetzt und ohne Werbeunterbrechung.
Den Anfang macht ein skurilles Sammelsurium mit Glockensamples, das auf den Namen "Mind Destruction" hört.
Das ist wörtlich zu nehmen, da die Töne alles andere als menschenfreundlich aus den armen Kopfhörern lärmen.
Nicht weiter aufregend, geschweige denn bahnbrechend. Schon die ersten Sekunden von "The Lonely One" zeigen
die Schwachstellen auf, die fast jede heutige junge BM-Band aufzuweisen hat: Einfach eingestellter
Schlagzeuggast aus Fernost, ein Bass, den es eigentlich nicht gibt, simpelste Melodien, die trotz einer
gewissen Bekanntheit der zu hörenden Riffs und einer billigen Aufnahme(-Software) eine misanthropische
Atmosphäre erzeugen können, was auch für den nächsten Song mit Namen "Pure Human Inside" gilt, wobei dieser
noch lange nicht so monoton wie der epische Vorgänger aufgebaut ist. Gespickt mit einigen Einspielungen, die
allesamt krankes Gekreische im Hintergrund, fallenden Regen oder nervtötendes Rauschen eines kaputten Radios
darstellen, entfliehen sie dem Prädikat "wie tausend andere Anfänger auch". Einsame Spitze ihres bisherigen
Schaffens stellen das schleichend langsame "Ode To Pain Inside", welches durch seine schmerzerfüllten Akkorde und Schreie zu überzeugen weiß, aber leider nur etwas mehr als fünf Minuten lang ist. Das letzte
Stück, ein Akustikgitarren-Solo, wird recht eigenwillig, jedoch keinesfalls langweilig vorgetragen, da
spätestens jetzt die Spielart ihre Herkunft verrät, sprich man versucht, mit Bünden Achtel-Töne zu treffen,
was aus Sicht eines Gitarreros schier unmöglich ist und auch hier nicht vollbracht wird, wobei man sich
jedoch Mühe gibt.
Im Beiblatt sind noch eine Dankesliste, ein Zitat Akhenatens sowie das Line-Up abgedruckt, welche eine
durchaus nette Aufnahme eines einsamen Baumes auf einem weiten Feld überdeckt.
Fazit: Ein durchaus netter Einstieg in die BM-Welt, der aber noch die ein oder andere Schwäche dieser jungen
Truppe aufweist. Vielleicht haut es beim nächsten Mal besser hin.
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