GRAVELAND

Carpathian Wolves (1994)


Ein weiterer Meilenstein in Sachen Black Metal stand der Szene 1994 aus Polen ins Haus. GRAVELAND, die bereits durch ihr sehr starkes Demo "In The Glare Of Burning Churches" auf sich aufmerksam machten, meldeten sich eindrucksvoll zurück und legten mit CARPATHIAN WOLVES ihr, meiner bescheidenen Meinung nach, bestes Album vor. Im Gegensatz zu den meisten anderen Black Metal Bands, deren Songs meist von einem, zwar primitiven, aber sehr eingängigen Gitarrenriff lebten, verstanden es Darken, Capricornus und Karcharoth die Songs in richtige Melodien zu verpacken. Diese sind zugegebenermaßen auch nicht sonderlich komplex, aber doch sehr wandelbar, was zu melodischen Brückenschlägen führt, die teilweise an die unerreichte Kunst von EMPEROR erinnern. Zeitweise wirken die Stücke fast schon romantisch, denn wo andernorts Hass und Zorn durch die Musik vermittelt werden sollten, legen GRAVELAND Wert darauf, eine gewisse Mystik in die Songs einzubauen. Es wirkt, als verblasse die Musik jeden Moment in einem diesigen Abendrot um später in eine neblige, kalte Nacht überzugehen, die den Hörer in ihrer undurchdringlichen Finsternis verschlingt...
Ähnlich wie sonst nur IMMORTAL und BURZUM vertonen die Polen die winterlichen Winde des Nordens. Es ist ein Genuss, seine Gedanken während des Genusses des 47-Minuten-Werkes fallen zu lassen und sich durch die Musik entführen zu lassen. Dennoch kommt natürlich auch der Hass nicht zu kurz auf diesem Werk. Im Gegenteil, die acht Stücke auf "Carpathian Wolves" strotzen nur so davon, nur wird dieser Hass musikalisch eben anders umgesetzt. Die obligatorische rohe, ungeschliffene Produktion leistet ebenfalls ihren Beitrag dazu, die Atmosphäre zu stimulieren und gegen Ende der Platte mit "Unpunished Herd" und seinem unglaublich intensiven Keyboardeinsatz, in Dimensionen voranzutreiben, die einen wahrhaft erschauern lassen. Spielerisch wirken die drei Polen zwar nicht perfekt, aber insbesondere das unglaubliche Schlagzeugspiel von Capricornus sucht innerhalb der BM-Gemeinde seinesgleichen. Fans von neumodischen Gothic-Bands sollten einen großen Bogen um GRAVELANDs "Carpathian Wolves" machen, allen Anhängern des ursprünglichen Black Metal sei die Platte jedoch wärmstens ans Herz gelegt.

9/10

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07.02.2002