GRABAK
Encyclopaedia Infernalis (LP 2001) |
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Auf was für gute Musik man doch stoßen kann, wenn man des Abends in gemütlicher Runde und bei alten wie neuen Bekanntschaften sitzend, ein Gläschen Met oder Hopfentee zu sich nimmt. So ist es mir vor einigen Wochen ergangen, als mir zum ersten Mal die 2001er Scheibe "Encyclopaedia Infernalis" von den mir bis dahin nur namentlich bekannten Grabak vorgeführt wurde. Mit einem registrierenden "klingt fein" tat ich die Sache vorerst ab, um keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, die ich später vielleicht bereuen würde. Seitdem liegt der Silberling jedoch immer wieder vor mir und beweist mit jedem weiteren Hören, dass meine anfänglichen Befürchtungen unberechtigt waren. Denn "Encyclopaedia Infernalis" ist ein kleines Juwel feinsten deutschen Black Metals. Dabei trügt selbst der erste Eindruck, meint man doch ob der gesanglichen Darbietung, die zweiten Gorgoroth in den Player gesperrt zu haben. Doch weit gefehlt: das Gekrächze erinnert zwar die meiste Zeit sehr stark an die glorreichen Zeiten genannter Norweger, als Hat noch ins Mikro biss, doch rein instrumental wird melodischer, eingängiger und somit abwechslungsreicher vorgegangen. Und das mit Können. Allein das Intro strahlt eine mächtige, düstere Atmosphäre aus, die uns in mittelalterlich anmutende Gedankenwelten zu tragen vermag. In den darauf folgenden Stücken wird auf dramatische Weise ein Schlachtfeld lupenreinsten Schwarzmetalls erschaffen, auf welchem eine Riffexplosion nach der anderen Mensch und Tier ins Jenseits befördert. Der positive Nebeneffekt hierbei ist, dass die Leipziger auf Grund dieser sehr gut ausgeklügelten Melodiekonstruktionen und Songaufbauten fast völlig ohne Keyboard (lediglich bei Intro und Outro wurde zu diesem gegriffen) oder anderer Untermalungen prima auskommen. Eine solche hätte die Kraft hinter den Tracks wohl eher noch geschmälert, denn die Klampfenfraktion erzeugt Melodien eingängigster und motivierendster Art, welche mit sitzend platziertem Drumming einen mächtigen und abwechslungsreichen Taktangeber zur Seite gestellt bekommen haben. Zuweilen schwingt ein kleiner Thrash-Einschlag in den Songs mit und das ein oder andere Riff hätte auch auf einem Death Metal-Album seinen Platz gefunden, doch sowohl atmosphärisch, als auch von den Arrangements her, hat man es hier mit unser aller Lieblingsstilistik im Stahl-Bereich zu tun: Black Metal. Was mich jedoch etwas stutzig macht, ist das hohe Maß an Eigenständigkeit. Hoch eigentlich nur, da Grabak verdammt viele Einflüsse aus den verschiedensten BM-Territorien aufweisen können, ohne wirklich nach einem dieser Ingredienzen zu klingen, also weder richtig norwegisch, noch richtig schwedisch, polnisch oder gar griechisch. Vielleicht zeigt diese Scheibe auf, wie "typisch teutonischer" Schwarzstahl zu klingen hat? Ich weiß es nicht. Da es auch soundtechnisch absolut nichts zu meckern gibt, möchte ich allen, die ihre Aufmerksamkeit vor allem dem reinen Black Metal widmen, jedoch nicht auf knackige Melodien verzichten wollen, dieses Glanzstück ohne Einwände ans Herz legen. Mehr als saubere Arbeit. |
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8,5/10
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sic |