GODKILLER

The End Of The World (1998)


Drehen wir das Rad der Zeit einmal um circa 5 Jahre zurück. Euer aller John Gill hat seit einiger Zeit ein musikalisches Mysterium, genannt "Black Metal", für sich entdeckt, beschäftigt sich vornehmlich mit einem allseits bekannten Phänomen namens Last Episode und beginnt herauszufinden, dass schlechte Reviews im Metal Hammer, der damals nahezu monatlich seinen Namen minimal änderte, meistens für gute Musik stehen. Nun, für den Normalsterblichen unergründlich hat das Leben so seine Art, eine gewisse Anzahl von Zufällen derart zusammenzufügen, dass es manch einer gern als "Schicksal" bezeichnet. So auch zu dieser Zeit, als gleichzeitig zu einem halbherzigen Verriss des damals aktuellen Godkiller Albums "The End Of The World" durch den eben erwähnten Metal Hammer der ebenfalls eben erwähnte Last Episode Mailorder kurzzeitig eine Aktion startete, bei der man sich zusätzlich zu seiner Bestellung eine kostenlose Compilation-CD aussuchen konnte. Da mir besagtes Review noch im Gedächtnis steckte, entschied ich mich für die Avantgarde/Wounded Love Compilation, die einen Godkiller Song enthielt, der mich durch seinen einzigartigen Klang schon allein sehr beeindruckte. Schneller Black Metal mit fähigem Songwriting, ja, man kann sagen "das hatte schon was". 
Als dann das dazugehörige Album in meine Finger geriet, staunte ich nicht schlecht, denn schnellen Black Metal fand ich hier nicht, nein, ich bin mir nicht einmal sicher, ob das Ganze überhaupt noch in diese Musikrichtung einzuordnen ist. Als nächstbesten Vergleich könnte man sicherlich Samael nennen, denn auch die legendären Schweizer haben ja einst elektronische Rhythmen mittleren Tempos und Effekte, die man gemeinhin als "bizarr" bezeichnen würde, in ihren Gesamtklang eingebracht. Und sowohl beeindruckt als auch beeinflusst haben sie diese bei weitem nicht so legendären Monegassen ganz sicherlich, der ungeheuren Eigenständigkeit ihrer Musik hat dies aber keinesfalls geschadet. Ich könnte hier von melancholischen Synthesizern und treibenden Moll-Riffs berichten, genial gefühlvollem Gesang, hervorragenden Arrangements und ungeheuer mitreißenden Texten ("From womb to tomb is the story of our lives!"), aber die Atmosphäre dieses Albums könnte ich in hundert Jahren nicht in Worte fassen. Hier stimmt es einfach an allen Ecken und Enden und vom kalten, blastspeed-durchsetzten Kracher über bizarren Industrial Black Metal bis hin zum melancholiegetränkten Darkwave "Rausschmeisser" ist hier alles zu finden, was das schwermütige Herz begehrt. 
Wer dem üblichen Brei heutiger Veröffentlichungen kaum mehr etwas abgewinnen kann sollte diesem Meisterwerk eine knappe Dreiviertelstunde seiner Zeit schenken, hier geht es noch gefühlvoll und inspiriert zur Sache, da lohnt sich sprichwörtlich jeder Pfennig. Genial.

9,5/10

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John Gill
26.09.2003