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Ein löbliches Unterfangen oder kommerzielle Ausschlachtung? Masse statt
Klasse? Diese Fragen schwirrten mir unter anderem durch den Kopf, als ich mich näher mit der Neuauflage aller 5 Demos der Italiener befasste.
Zumindest den ersten Gedanken habe ich relativ schnell verworfen, ein Blick auf die Spielzeit - ganze 78
Minuten - und die Tatsache, dass sich neben dem Demomaterial nur ein einziger Bonussong auf der CD befindet,
sollten genügen. Niemand wird hier also genötigt, sich wegen 4 oder 5 unveröffentlichter Stücke noch einmal all
das zu kaufen, was er bereits besitzt.
Genug der Worte im Vorfeld, ein kurzer Blick auf das Cover (ein Ausschnitt aus Hieronymus Bosch's "Die
musikalische Hölle") stimmt hoffnungsvoll, wenn wir das Rad der Zeit ein wenig zurückdrehen. Die schlimmsten
Befürchtungen, den Sound betreffend, werden zunächst nicht bestätigt. Zwar hat man auf den ersten drei Demos
zum Teil mit einem etwas zu laut abgemischten, polternden Schlagzeug zu kämpfen, auch wirken die Gitarren ein
wenig distanziert, kommen aber mit herrlich sägendem Sound daher, welcher im Laufe der Spielzeit etwas
verwaschener klingt. Mit einigen Schwankungen in der Lautstärke ist zu rechnen, jedoch tritt dieses Problem
nicht zu häufig auf. Gesanglich hebt man sich noch angenehm vom Einheitsbrei ab, hasserfüllt und rotzig tönt es
aus den Boxen, eine Stimme mit Charakter, wie sie oftmals im Laufe zunehmender Professionalisierung
identitätslosem Gekrächze weichen muss, hier zum Glück jedoch nicht. Alles in allem die adäquate Basis für
jenen rohen, primitiven Black Metal, wie er von Goatfire zelebriert wird. Die Stärken der Band liegen vor allem
in den langsamen bis mittelschnellen Parts, die regelmäßig mit einer ordentlichen Portion Groove daherkommen,
ohne jedoch den urigen Charme zu verlieren und in typische Rock 'n' Roll-Gefilde abzudriften. Wird die
Geschwindigkeit etwas angezogen, klingen die Riffs teilweise doch eher mittelmäßig, daran ändert dann auch das
Alter des Materials nichts. Insgesamt wissen Demo 1-3 durchaus zu gefallen, sieht man über einzelne Schwächen
im Songwriting hinweg.
Das 4. Demo, "Gutted Hell", bildet in technischer und melodischer Hinsicht einen gewaltigen Sprung nach vorne:
Neben einem komplexeren Drumstil wartet man mit ausgefeilter, mehrstimmiger Gitarrenarbeit und gereiften
Strukturen auf. Die Qualität des Openers vermag dennoch nicht mit den beiden anderen Stücken mitzuhalten, nach
vielversprechendem Beginn verliert man sich in vergleichsweise belanglosen Riffs. Vielleicht liegt es auch an
dem folgenden "My Throne Lacerates The Sky", welches durch seine mitreißende Melodieführung für mich einen
(wenn nicht sogar "den") unbestrittenen Höhepunkt der Platte darstellt.
Nach soviel Enthusiasmus gilt es zunächst, seine Erwartungen wieder etwas zurückzuschrauben, denn wer nicht zu
intensivem Spiel an den Reglern bereit ist, wird von "A Grande Danse Macabre" (Demo Nr. 5) außer den
vordergründigen Drums (teils rasend, teils getragen) und klagenden, schmerzerfüllten Vocals nicht viel
mitbekommen. Schade. Mit etwas Geduld kommt man auch in den Genuss der von ausgeprägter Kälte und Melancholie
bestimmten Gitarrenarbeit - wobei, wie gesagt, der schlechte Gesamtsound den Höreindruck nachhaltig
beeinträchtigen kann. Der Bonustrack, die musikalische Hölle, ein rauschendes Inferno, mit gerade noch
wahrnehmbaren Melodien und schepperndem Schlagzeug (dieses Mal garantiert nicht zu laut), bildet einen würdigen
Abschluss - Chaos in Perfektion.
Zur Bewertung: Kenner und Fans der Band werden ohnehin keinen Sinn in der Lektüre dieser Rezension sehen. Allen
anderen möchte ich nur raten, doch getrost mal ein Ohr zu riskieren. Die Band kann über weite Strecken hinweg
überzeugen und die Ausfälle werden duch die hohe Spielzeit relativiert. Wenn ich voll wertete, so würde dies
(unbewusst) nach heutigen Maßstäben geschehen und ich mich bei der Punktevergabe irgendwo zwischen 5 und 9
einpendeln. Auf der anderen Seite habe ich keine Lust, etwas künstlich zum "Kult" zu erheben und die
nachstehende Punktzahl soll eben nicht zum Blindkauf verführen. Darum: |
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