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Ja, auch Holland kann sich im schwarzmetallischen Segment durchaus zeigen: In jüngster Vergangenheit trumpfte
eine Horde namens Cirith Gorgor mit ihrem aktuellen (und auch vorherigen) Alben auf und lenkte somit zu Recht
die Aufmerksamkeit auf dieses kleine, unscheinbare Land irgendwo im Nordwesten Mitteleuropas. Doch auch
totale Untergrund-Formationen aus den Niederlanden wabern seit einigen Jahren im betreffenden Genre herum,
ohne jedoch nie so richtig Aufmerksamkeit geschenkt bekommen zu haben. Dem soll jetzt zumindest mit jener
Split-Scheibe Einhalt geboten werden - Sadolust Records brachten zwei Demobands sowie eine longplayererfahrene
Gruppe auf einer Silberscheibe zusammen. Was der Hörer dabei zu Ohren bekommt, erfahrt ihr im weiteren Verlauf
der Rezension.
Alle Bands nehmen den aggressiv-harschen Pfad, welcher schon zur Genüge ausgetreten wurde und kaum noch Neues
zu bieten hat. Göll sticht da aufgrund der zwei Zwischenstücke heraus, welche überwiegend aus etwas öden
Synthie-Orgien samt Regengüssen im Hintergrund bestehen. Produktionell geht es rauh zur Sache, wobei Stück
Nummer 3 den berühmten Vogel abschießt: Man merkt, dass die Gitarren- sowie Klopfmaschinenaufnahmen weit vor
dem eigentlichen Vocals-Recording stattfanden, da der instrumentale Anteil unglaublich matschig aus den Boxen
stampft, während die stimmlichen Einlagen (mit Echoeffekten bestückt) klarer rüberkommen.
Galgeras weiß aber mit ihren Beiträgen, wie man halbwegs ordentliche Mucke komponiert. Einige Eigenschaften
wie tolle, atmosphärische Riffs oder das hasserfüllte Krächzstimmchen geben den Songs einen eigenständigen
Charakter, wobei jene Umschreibung vorsichtigst zu genießen ist. Galgeras' bestes Lied stellt zweifelsohne
"We Drink Your Tears" dar: Sowohl das Up-Tempo als auch die akzeptablen Arrangements konnten mich überzeugen.
Der Rest fällt unter die Kategorien "durchschnittlich" bis "unterdurchschnittlich". Sechs Punkte für Galgeras.
Wenn Tulpenzüchter durchdrehen, kommt so ein Projekt wie Göll heraus. Wer jenen Haufen schon seit ihrem
ersten, recht eindrucksvollen Demo kennt, wird hier mittelschwer enttäuscht: Sie haben merklich abgebaut. Die
teils verstörenden, fast schon extrem disharmonischen Ausartungen fallen angesichts der magereren, nicht
recht dazu passenden Abmischung negativ auf. Deren japanischer Schlagzeugimitator macht da keine Ausnahme,
lässt er einen doch wegen seiner beinahe dilettantischen Programmierung die Lauscher aufsperren. Überhaupt
basieren Gölls Konglomerate auf synthetischen Spielereien, wovon allein zwei Beiträge reine Knöpfchensache
sind... Natürlich gehen die Klampfen unter solch schlimmen Voraussetzungen hörbar unter, vokalistisch bediente
man sich ebenfalls elektrifzierten Helferlein wie Stimmverzerrern, dessen "Hilfe" allerdings zu oft in Anspruch
genommen wurde. Highlights gibt's nicht, infolgedessen strecke ich zwei Finger in die Höhe.
Ein altes Sprichwort besagt: "Das Beste kommt zum Schluss", welches hier nur bestätigt werden kann. Vazal
schaffen kalte, buchstäblich menschenfeindliche Hymnen, gänzlich ohne Vorbilder-Anbiederung. Den Titel als
bestes Beispiel für eingängiges, packendes Songwriting darf "Droom Der Bezetenheid" einheimsen - ein (!)
einziger Drumcomputer-Takt (dezent in die hinteren Klangregionen gemischt) samt zweieinhalb Riffs, keine
Bridges, lediglich vereinzelte Stimmattacken, rohe Gitarrensounds - und trotzdem sticht jener Track positiv
hervor! Auch "Bleeding Curse" und "Ruler Of Chaos, Possess Me" sind von guter Qualität, brettern indes
langsamer/schneller, wirkliche Unterschiede bleiben aus. Insgesamt also schneiden Vazal im splitinternen
Vergleich am besten ab, ergo gebe ich jenen Hoffnungsträgern sieben fette Punkte.
Fazit: Die Split lohnt sich, auch wenn man über Göll nur Negatives berichten kann und den Schnitt stark in
Mitleidenschaft zieht. Dennoch schadet es garantiert niemandem, den anderen Truppen eine Chance zu geben. Da
von "Rage, Hate And Chaos" lediglich 333 Kopien existieren, heißt es zuschlagen! Hoffen wir, dass Göll sich
ihrer alten Tage besinnen und endlich wieder Ordentliches raushauen; den beiden anderen Combos kann man nur
auf die Schulter klopfen und zum Weitermachen raten.
Galgeras: 6 / Göll: 2 / Vazal: 7 |
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