FUNERAL PROCESSION

Legion Cymru (7" EP 2005)


Es gibt sie doch noch - deutsche Bands, die düsterer sind als alle Erzgebirgszusammenrottungen zusammen und die für etwas einstehen und etwas zelebrieren, von dem die meisten Hörer des heutigen sogenannten "deutschen Black Metals" nur wenig bis keinen Schimmer haben: rohe, ursprüngliche Musik, die auch ruhig einfach gestrickt sein kann, tiefe Schwärze und den Anspruch, nur sich selbst zu genügen. Funeral Procession sind so ein Fall: die Bandgeschichte geht in ihr zehntes Jahr und doch gibt die Diskographie nicht mehr her als zwei Cassettendemos, eine Split-7", einige Samplerbeiträge und nun "Legion Cymru", für die es fast drei Jahre gebraucht hat. Neben dem Bandkopf ("Szeneikone" Count Gothmog) existiert kein festes Line-Up, in 10 Jahren zählt man eine Handvoll regionaler Konzerte. Das ist gelebter Black-Metal-Kult. 
Und genau so klingt diese Platte: im Vergleich zu den Vorgängern ist die Produktion kristallener geworden, dafür auch direkter, dreckiger und um einiges beißender. Die leichte Death-Metal-Schlagseite vergangener Tage ist einer kreischenden Höhenlastigkeit gewichen, in die der gellende Gesang (erinnert hier und da, und das auch musikalisch!, an alte Burzum-Platten, Helheims "Jormundgand" und sogar die erste Summoning) sich passend einfügt. Ganz nebenher beweisen Funeral Procession zwei Dinge auf ihre eigene eindrucksvolle Art und Weise: 1. Zwei-Riff-Lieder von 6 Minuten Länge können sehr wohl abwechslungsreich klingen (perfektes Beispiel: der Opener "Of A World Hidden By Nocturnity", aus dem Ihr Euch im Specials-Menü dieser Seite eine Kostprobe genehmigen dürft) und 2. richtig gute Ambient-Synthesizer-Songs sind definitiv schwärzer als die millionste marduksche Prügelorgie (wunderbar: "For A Journey (Part II)"). Das dritte Stück im Bunde, "Warriors Of Fullmoon", ist ein immernoch gutes Stück Black Metal, das aber atmosphärisch im Vergleich zu den beiden anderen minimal abfällt. Trotzdem: nach einer knappen Viertelstunde überwiegt der Geruch von Stahl, Schnee und Blut und ein angenehmer rostiger Nachgeschmack der ersten Darkthrone-Alben bleibt, der das Anhören zu einem Genuss macht.
"Legion Cymru" erscheint übrigens noch als MCD-Boxset und MC, auf denen jeweils ein verschiedenartiges Mastering und im Falle der MCD sogar ein exklusives Bonusstück zu hören ist. Sympathisch, wie hier kleine innovative Ideen und absolute Bodenständigkeit verbunden werden. Für 2005 ist die Rückkehr der Band auf die Bühne, nach 6 Jahren Absenz, geplant - und das kann eine Rückkehr werden, die man tatsächlich fürchten könnte. Denn: wenn es neben Bands wie Lunar Aurora und Katharsis in Deutschland noch Beispiele rein gelebten, unpolitischen und ehrlichen Black Metals gibt, dann sind Funeral Procession eines davon. Sogar eines der besten. Das ist was wert. In Punkten:

8/10

Official Website

 

alboin
19.12.2004


Redaktionsbewertung:
azaghal - Johannes -
Laeknishendr 8 psephos -
Erik - Amicus -
sic - alboin 8
Argathon - Herr B. 8
Gesamtdurchschnitt: 8