FORGOTTEN WOODS

The Curse Of Mankind (CD 1996)


Im Jahr 1995 war es für die Herren um Olav Berland und Rune Vedaa an der Zeit, einen Nachfolger für das überragende, jedoch vollkommen unterbewertete Erstlingswerk "As The Wolves Gather" aufzunehmen. Kein leichtes Unterfangen, wie sich herausstellen sollte. Faszinierte die Band auf dem Debut noch durch die Kombination aus tragenden, melancholischen Melodien mit eisiger Atmosphäre, so driftet man auf dem Nachfolger leider zu oft in die Belanglosigkeit ab. Zwar spürt man noch immer den kalten Schauer der zutiefst depressiven Songs, aber einmal aufgegriffene Themen scheinen sich schier endlos minutenlang anein- anderzureihen, ohne auch nur ansatzweise fesselnd oder auch nur originell zu wirken. Alles wirkt bekannt, oftmals scheint man in der Not der Verzweiflung zum naheliegendsten Mittel gegriffen zu haben und hat sich selbst kopiert. Einige Gitarrenläufe, zum Beispiel im Opener "Overmotes Pris" erinnern fatal an Tracks wie "As The Wolves Gather" oder "Through Dark And Forgotten Valleys" aus dem Jahr zuvor und hinterlassen einen mehr als faden Beigeschmack. Eindrucksvoll beweist Komponist Berland, dass es möglich ist, Musik zu schreiben, die trotz des ausgeprägten "Jetzt-hör-ich-mal-ganz-genau-zu"-Willens seitens des Hörers dazu imstande ist, an diesem mehr oder minder ungehört vorbeizuplätschern. Eine einzige Enttäuschung also?
Nun, es gibt doch auch einiges Positives aus dem Ølener Lydloftet Studio zu vermelden, wo unter Anleitung von Reinhardt Toresen und Knut Bjarne Bjoerkhaug beide FORGOTTEN WOODS Alben eingespielt wurden. Durch die Hinzunahme des zweiten Sängers "Jamne" stellen FORGOTTEN WOODS einen wunder- schönen Kontrast zu "Thomas'" wohlbekanntem, hasszerfressenem Gekeife her und verleihen einzelnen Songparts eine fast schon erhabene Atmosphäre. Mit klaren Gesangslinien und sakralem Hintergrundgesang zollt man auch der Tatsache Tribut, dass die Songs mit ungleich häufiger anzutreffenden Akustikparts aufwarten. Dies sollte jedoch keineswegs als Kritikpunkt verstanden werden, sondern vielmehr als gute und auch logische Entwicklung, hin zu mehr Authentizität der ohnehin meist langsamen Lieder. Als durchaus exotisch darf dagegen der als Tribut an Andy Warhol's Kultband "The Velvet Underground" (1966-1970) gedachte Track "With Swans I'll Share My Thirst" angesehen werden. Das Instrumental ist für mich in seiner absolut Black Metal untypischen Spielweise der uneingeschränkte Höhepunkt des Albums. Und durch seine angenehme Länge von nur knapp fünf Minuten auch verträglicher als das 18 Minuten Ungetüm "The Starlit Waters/I, The Mountain". Nicht jede Band ist eben in der Lage, fesselnde Stücke über mehr als eine Viertelstunde zu komponieren. 
Alles in allem ist "The Curse Of Mankind" ein durchschnittliches Album, dem eine Straffung der einzelnen Stücke auf unter zehn Minuten sicherlich gut getan hätte.

6/10

 

 

SeeLeNMoRd
18.09.2002