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Warum mir ausgerechnet die Holländer bis zu dem Zeitpunkt, als ich Urfaust kennen und mittlerweile lieben
lernte, nur marginal untergekommen sind, wissen wahrscheinlich nur die Sterne. Denn kaum fange ich an, in
diesem Gebiet nach Gold zu suchen, stoße ich schon nach wenigen Metern auf mehrere Riesenbrocken. Einer davon
trägt den Namen Fluisterwoud, welche sich nach ihrem ersten Demo sage und schreibe fünf Jahre Zeit ließen, an
ihrem Debut zu feilen, was dem Material hörbar gut getan hat.
Etwas weniger als 36 Minuten gibt sich das Quintett die Ehre. Geboten wird die räudige, meist schnelle
Variante mit den obligatorischen Einflüssen aus dem Thrash-Bereich. Jedoch merkt man der Horde nie an, dass
sie sich an irgendeine andere Band anlehnen oder nach Schema F vorgehen, sondern sie werkeln an eigenständigen
Ideen, die ordentlich in die Tat umgesetzt werden. Sie leisten sich also keinen einzigen Spielfehler, im
Gegenteil: Die Combo zockt ihr Liedgut mit einem ordentlichen Schuss Schmackes runter - grenzenlose
Spielfreude sind die Stichwörter. Der Langeweile wird dank des vielseitigen Aufbaus der Kompositionen Einhalt
geboten, zum Beispiel gesellen sich zu den zahlreichen Blast-Parts an passender Stelle die getrageneren Teile,
welche mindestens genauso gelungen wirken, vor allem aber eine morbide Atmosphäre aufbauen. "Hoer Van De
Zeven Hemelen" sowie "Knovelaer" mit seinem genialen Chorus samt Glockensampeln seien hier als großartige
Exempel genannt. Dann gäbe es noch die Turbo-Lieder wie die ersten drei Stücke - mehr oder minder drei
Minuten werden jeweils effizient, indes doch eher innovationslos verbraten, was hingegen auch kaum Sinn und
Zweck solcher Beiträge ist, da sie eher für Live-Situationen oder Amok-Fahrten geschaffen wurden. Der
herausragendste Song "Langs Galg En Rad" kombiniert die bedächtige Marschrichtung mit kurzzeitigen
Tempohochflügen und dem angehängten, sehr stimmigen Outro, das vor allem anhand seiner endzeitmäßigen
Ambient-Einschübe Begeisterunganfälle auslöst.
Fazit: Ein Erstling mit viel Licht und wenig Schatten. Dennoch sollten Fluisterwoud vermehrt darauf schauen,
den dreiminütigen High-Speed-Attacken mehr Eigenständigkeit zu verleihen. Sollte jenes kleine Problem
beseitigt werden, sehe ich keinen Grund dafür, beim nächsten Mal nicht vor lauter Freude zu explodieren. Die
Niederländer lassen hiermit einen Hörer zurück, der sich beeindruckt über vorliegendes Opus zeigt. |
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