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Black Attakk hat, wie wir alle wissen, ein Faible für Bands, die erstens uninspiriert, mitunter auch talentfrei
werkeln und zweitens das Zeug zum Kassenschlager haben, sprich Girlie-BM machen. Doch der vorliegende Fall
beweist, dass man sich gegenteilig so viel Mühe geben kann, dass die grundlegendsten Eigenschaften des
Schwarzmetalls verloren gehen. Wie ist das möglich?
Fjoergyn haben verdammt viel Arbeit, Zeit, Schweiß und wahrscheinlich noch einiges an Zaster in "Ernte im Herbst"
gesteckt, wofür sie schon mal großes Lob von mir bekommen. Wahnsinnig viele gut eingebaute Songideen treffen in
den einzelnen Liedern aufeinander, die gesamte Full-Length klingt nach monumentaler Orchestermusik samt dezenter
Heavy- sowie Pagan Metal-Elemente wie den meterdicken Gitarrenwänden oder dem leicht künstlich rüberkommendem
Schlagzeug, das von Menschenhand gespielt wurde. Klassik vereint mit Moderne, Wagner trifft auf Hans Zimmer
(berühmter Filmkomponist, unter anderem für den "Gladiator"-Soundtrack zuständig) und Vratyas Vakyas (Falkenbach).
Jederzeit abwechslungsreich ist das Material gehalten, gegähnt wird lediglich bei der extrem langen Pause
zwischen dem letzten Lied und dem Hidden Track, den die Mannen um das Projekt ruhig hätten rausnehmen können.
Zudem begeistert man mit überraschend intelligenter Lyrik, deren kompletten Inhalt ich aber aufgrund der in den
Hintergrund gemischten Vocals nur teilweise verstanden habe. Darüber hinaus entstanden komplizierte Konzepte,
welche die Berechtigung der menschlichen Existenz in Frage stellen und viel Raum für Eigeninterpretationen lassen.
"Requiem" zum Beispiel thematisiert laut Infoblatt "einen Komponisten, der sein eigenes Requiem schreibt. Dabei
öffnet er sich die Pulsadern. Obgleich er am Anfang noch zweifelt und den Schnitt nicht wagt, schafft er es im
Laufe des Liedes, immer tiefer zu schneiden, bis er es am Ende mit dem Einsetzen des "Freude schöner
Götterfunken"-Themas [...] vollbringt."
Doch was letztlich eine Bewertung meinerseits verhindert, ist die Tatsache, dass sich bis auf die seltenen
Kreischattacken des Sängers absolut gar kein BM auf Fjoergyns Erstling finden lässt. Reichlich schade, denn, über
den Genre-Rand gesehen, wissen die Thüringer anhand ihrer grandios komponierten Platte durchaus Begeisterung in
mir zu wecken. Diese Silberscheibe wird garantiert noch einige Male bei mir in der Anlage rotieren! |
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