FILII NIGRANTIUM INFERNALIUM

A Queda (2002)
A Era Do Abutre (1995)

Cover "A Era Do Abutre"

Huch, da tauchen aber ganz alte Hasen aus der Versenkung auf. Das kann man so zumindest der Biographie entnehmen, die sich neben einer Menge lustiger Bildchen und logischerweise den eigentlichen Tracks auf der vorliegenden Daten-CD befindet. In Erfahrung gebracht werden darf nämlich, dass die Portugiesen bereits seit 1989 im Underground rumlungern und hier und da, unter manchmaliger Beteiligung einiger Moonspell-Member, ein Demo herausbrachten. Nun, trotz der Fülle an Informationsmaterial, welches im Eigentlichen auf der Promo enthalten ist, wird leider nicht zu 100% klar, ob die hörbaren Songs altes, neu aufgenommenes Material sind oder lediglich 2 der erwähnten Demos, in dem Fall wären das "A Queda" und "A Era Do Abutre" (die ebenfalls auf CD gespeicherte Discographie wollte sich nicht öffnen lassen, ist für mich somit nicht einsehbar), wobei ich ob der Musik an sich und dem Sound eher zu letzterem tendiere. 
Naja, egal, eins ist Fakt, Filii Nigrantium Infernalium haben definitiv einen am Sender. Man betrachte sich diese urschtig peinlichen Spandex-Hosen-, Turnschuh-, Nieten-Poser-Bilder und stelle sich ganz schnell die passende Musik dazu vor, höre gleich danach in jene rein und wisse, dass hier alles zusammenpasst. So abgedreht die Typen auf diesen netten Illustrationen wirken, ist auch das Zeug, das sie spielen. Wie ein Mix aus Black, Death, Thrash, Heavy, Doom Metal und Rock ertönen die Stücke und verneinen dennoch jeden Ansatz von Moderne, im Gegenteil, sie erzeugen viel mehr ein prolliges Undergroundambiente. Dieses Stilgemisch gerecht zu beschreiben, ist nicht ganz einfach, wobei der Schwarzstahlanteil nicht mal überwiegt, sondern lediglich manche Prügelpassagen und die meist gekreischten Vocals diesem Genre entlehnt sind, so begleiten sämtliche Auswüchse jeglicher metallischer Sorte oft recht lange Soli oder rockige, klassisch metallische und trashige Riffs. 
Dementsprechend abwechslungsreich ist das gebotene Zeug natürlich auch ausgefallen, weiß jedoch sich nicht in unnachvollziehbare Frickeleien zu verhaken und demzufolge immer eine Art bunten Faden erkenntlich zu machen. Was letztlich resultiert hat kaum etwas mit dem beliebten "Black Metal-Feeling" zu tun, sondern strahlt eher so etwas wie reinmetallisch-alten Charme aus, der vor allem die ältere Generation, welche mit Kapellen wie Slayer, Samhain (die Dänen) oder Venom aufgewachsen ist, anzusprechen wissen sollte. Denn nimmt man die Struktur vorliegender Songs mal genau unters dicke Okular, wird sichtbar, dass solcherlei Kompositionsweisen heuer so gut wie ausgestorben sind. Dennoch wirken unsere Portugiesen neben erwähnten Grundsteinlegern um einiges origineller, um nicht zu sagen ausgefeilter. Hier geht es nämlich nicht hauptsächlich um simple Brutalität, sondern um den Versuch, so viele Elemente wie möglich zu verquicken und trotzdem rotzig zu klingen. Und das schaffen Filii Nigrantium Infernalium auch, ob man sich nun das thrashige "Herança De Outono" oder das mit geilen Melodien dargebrachte "Puta Infernal" gibt. Letzteres stellt somit auch das Highlight dieser doch sehr ungewöhnlichen Promo dar. 
Produktionsbezogen hat man im Grunde ebenso gute Arbeit geleistet, besonders in Anbetracht einer so untergründlichen Band, doch wie erwähnt streckt man den kreativen Finger ab und an nach melodischen Riffs aus und da fängts an zu hapern, Grund: es gibt nur eine E-Gitarre. Und dass Gekreische mit Gedudel, Basslinien und Drumming erstmal fast scheiße klingt, dürfte klar sein. Da versteh ich es nicht, wie man diesen Fehler beim besagten "Puta Infernal" ausgemerzt hat und somit einen wirklich dicken Track kreierte. Nun, es scheinen wohl doch unterschiedliche Releases zu sein. Da bei dieser ungewöhnlichen Veröffentlichung eh jedem geraten sei, selbst reinzuhören, weil man wahrhaftig nicht in die Standardschublade des Black Metals gesteckt werden kann, schließe ich hier auch schon, wenn auch etwas unschlüssig, ab. Neben der Tatsache, dass den Südeuropäern definitiv sowas wie Kultcharakter nicht abgesprochen werden kann, gehören sie für mich zweifellos zur Elite des Underground-Kuriositätenkabinets.

7/10

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sic
19.05.2004