ENID

Enid (Demo 1997)


Es darf geträumt werden... Denn Enid's erstes Demo bietet wahrlich das Richtige dafür. Das im Jahre 1997 veröffentlichte gute Stück hat die Originalität zwar nicht gepachtet, weiß jedoch durchaus seine Stärken vorzuweisen. Originell deshalb nicht, weil Enid wohl oder übel als die deutsche Antwort von Summoning betrachtet werden müssen (was die Jungs sicherlich nicht stören dürfte, doch dazu später mehr). Die musikalische Darbietung ist nämlich nahezu identisch, wenn auch logischerweise einige kleine songwriterische Unterschiede zu vermerken sind. Aber warum zwingend neue Dinge tun, wenn alte doch so gut gelingen? 
Im ambientenen Mantel schleichen die ersten Klänge von "Enid" aus der Anlage und versetzen ohne langes Vorgeplänkel in eine grundsolide Gesamtatmosphäre, die den Hörer an mittelalterliche Burgen und stolze Wälder denken lässt. Zur dominanten Melodieführung bedient man sich eines durchaus geschickten Synthies und zaubert wirklich hübsche, im Ohre hängenbleibende Klänge hervor. Zugute halten muss man den Musikern hier, dass es ihnen gelingt, ihr Schaffen so zu gestalten, dass dieses trotz allem nicht kitschig oder schwülstig wirkt. Eher soundtrackartig kommen die Stücke daher, ähnlich wie es die österreichische Macht zu kreieren vermag. Jene kommt auf "Enid" gegen Ende noch zu besonderen Ehren, da ihr "The Passing Of The Grey Company" für eine Coverversion herhalten musste - hier jedoch mit anderem Text und demzufolge Titel ("Nahe Avalon"). Somit liegt die Hauptdifferenz zu den Ösis vor allem im lyrischen Aspekt, da im Falle Enid nicht auf Tolkiens Schriften zurückgegriffen wird, sondern die Sagenwelt rund um die Artus-Legende textliche Grundfeste darstellt. Weiterhin geht man selten einen Deut flotter zu Werke und variiert die typische Standardinstrumentierung zwar ebenso karg, aber passend, um Chöre und verschiedene kleinere Percussion-Einlagen. Diese Feinheiten sind jedoch verschwindend gering, weshalb sich die Deutschen den Titel 'Klon' leider vorerst gefallen lassen müssen. 
All das soll im Grunde nur bedeuten, dass, wenn Summoning zu den persönlichen Faves gehören, bei Enid ohne den kleinsten Ansatz einer Überlegung zugegriffen werden kann. Denn auch wenn sie geklaut haben wie die Elstern, sie haben es trotzdem gut gemacht. Ein bestimmtes Stirnrunzeln jedoch, konnte ich mir nicht verkneifen, als ich zum ersten Mal das Cover von diesem Debutdemo sah. Denn warum um alles in der Welt wurde dasselbe zeichnerische Werk benutzt, wie auf Dimmu Borgir's "For All Tid"-Götterscheibchen? Ok, in diesem Fall wurde es geringfügig überarbeitet, sieht dementsprechend schick aus und passt im allgemeinen auch besser zur Musik, aber unnötig und ein wenig zu dreist finde ich diese Angelegenheit schon. Doch gut sei's, am positiven Eindruck ändert dieser Fakt nur noch minimal etwas und "Enid" ist nunmal musikalisch ohne Zweifel gut, ohne an die Klasse von Summoning heranzureichen. Und so lasse ich das auch stehen. Für ruhige, verträumte Momente hervorragend geeignet und ganz bestimmt ein guter Einstand, der auf mehr (und doch originelleres) hoffen lässt.

7,5/10

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sic
07.09.2003