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Kaum zu glauben, dass sich manche Bands zutrauen, sich binnen kurzer Zeit wiederholen zu können. Sicher haben
auch Endstille nicht von Anfang an gleich so professionell wie jetzt gespielt, aber wenn man allein den
Vorgänger "Frühlingserwachen" und nun "Dominanz" vergleicht, fällt einem gar kein oder so gut wie kaum ein
Unterschied auf. Während ich die aktuellste Scheibe mehrmals durchgehört habe, las ich mir gemächlich die
Besprechungen zu vorherigen Alben durch und hätte am liebsten alles markiert und kopiert. Die winzigen
Unterschiede beinhalten ja gerade mal einen leicht besser abgestimmten Sound und eine etwas aggressivere
Gangart, die noch mehr nach stählernem Krieg klingt. Die Kieler haben das Kriegsthema bisher jedes Mal genial
vertont und auch mit dieser Scheibe im Gepäck hätte Deutschland bestimmt gegen eine Übermacht gewonnen,
nur so sollte es ja nicht sein. Für alle, die nun zu faul sind, um sich die anderen Besprechungen durchzulesen,
erörtere ich an dieser Stelle nochmal etwas die Musik.
Wie bereits angedeutet, gibt es hier stahlblanken, kalten und brachialen Black Metal, der einfach gnadenlos
über alles hinwegfegt. Während die Batterie (im Volksmund auch Schlagzeug genannt) vermutlich die beiden
Bass-Pedale nicht selten zum Glühen bringt, unterstützen Toms, Becken und was nicht sonst noch so am
Plus/Minuspol steht, fleißig den Takt mit diversen Abwechslungen. Dabei wird logischerweise im Höchsttempo
die rohe Brutalität praktiziert. Dennoch hält zum Beispiel "Conquest Is Atheism" nicht den
Schnelligkeitsrekord, bietet aber dafür im Gesamtüberblick mehr Abwechslung. Die Riffs sind bei
durchschnittlich vier Minuten Liedgut an einer Hand abzählbar, bringen aber ein herrliches Gefühl mit sich,
wie man sich den kalten Krieg besser nicht hätte vorstellen können. Der Bassist lässt sich dabei nicht nur
beim plumpen Nachspielen der Gitarrenlinien erwischen, nein, er spielt auch noch gelegentlich seine eigenen
Noten. Vom Kehlkopf lässt sich leider nichts Neues berichten, so kreischt er auch heute noch genauso kalt wie
damals. Als Stücke möchte ich noch gerne "Witch" und das oben genannte "Conquest Is Atheism" hervorheben;
auch wenn sie das Album nicht gleich zum Knüller werden lassen, findet sich hier ein wenig mehr Variation
und Eigenständigkeit wieder.
Im Großen und Ganzen also wiederum ein sehr gelungenes Album, wäre da eben nicht dieser Reproduktionseffekt.
Das soll aber natürlich nicht zum Vergraulen der Leute dienen, denn die sollten immer noch
selbst wissen, was ihnen gefällt und was ist schon gegen eine zweite "Frühlingserwachen" einzuwenden? Nehmt
die dämlichen Punkte einfach nicht so ernst und besorgt euch bei vorhandener Sympathie zur Band auch dieses
Album, denn schlecht ist es bestimmt nicht. Für die ganz Fanatischen gibt es jetzt sogar drei der zehn Texte
beigelegt. |
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