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Fast muss man Northern-Silence-Chef Norghash unterstellen, er würde seine Bands casten. Alle Welt heult sich die
Augen entzündet über den ach-so-offensichtlichen Mangel an guten Nachwuchsbands aus, die noch wissen was sie tun und
nicht nur dem schnellen Ruhm im kleinen Kreis hinterher komponieren, und das noch mehr schlecht als recht. Zugegeben
ist der deutsche Sprachraum nicht das beste Pflaster dafür, zumindest nicht derzeit und nicht in dem Ausmaß, in dem
man sich das wünschen würde. Trotzdem gibt es diese Bands noch, aber man muss sich schon fragen, wo die alle auf
einmal herkommen und warum so viele davon bei Northern Silence landen. Eljudner, wie fast zu erahnen Norweger, sind
ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass man lediglich im Herzen tragen muss, was man spielen möchte, um ehrlich zu
klingen.
Die Band würde nach allgemeinen Standards in die Kategorie Viking Metal passen, obschon ich betonen möchte, dass
ich an die Existenz dieses Musikstils nach wie vor nicht glaube. Ihre Harmonien erinnern aber eindeutig an die
ersten Kampfar-Aufnahmen, vielleicht das Einherjer-Demo, ein bisschen an "Hordanes Land" oder "The Shadowthrone",
wenn man ein wenig Fantasie entwickelt, und auch an die fantastischen Aeternus-Alben, als ihnen die Umschreibung
"Dark Metal" auch noch wirklich stand. Gut, extrem düster sind Eljudner nicht, denn ihre Mini "Daudingekvider" ist
überhaupt nicht wirklich böse, sondern oft sogar auf rohe Art und Weise charmant und sogar schön. Das Tempo der 6
Stücke ist durchgehend eher moderat, das Schlagzeug angenehm akzentuiert und gut mit Sinn für eigensinnige Patterns
arrangiert und die Gitarren lassen sich beim Entfalten ihrer unverkennbar nordischen Harmonien oft viel Zeit, bauen
aber dabei auch mächtig Stimmung auf. Wenn ich "mächtig" schreibe, meine ich das auch so. Vor allem im 7-minütigen
"Der Hammer Og Kors Møtes" türmen sich ganze Wolkenwände im Geiste auf, die leider im anschließenden "Dødskvid" mit
etwas hektischen Riffs ein wenig zerstoben werden. Von ganz wenigen nicht sonderlich glorreichen Parts abgesehen
zeigt sich die Truppe allerdings stilsicher und auch technisch auf der Höhe, was für die durchgehend auf Norwegisch
und betont grimmig vorgetragenen Gesänge ebenfalls gilt. Durch die markante folkige Melodieführung schrauben sich
die Stücke recht schnell in den Schädel und animieren durchaus zum Kopfnicken, was vor allem für das sensationelle
"Naglfar Seiler I Rimkold Natt (Hevn)" gilt.
Der angenehm warme, natürliche Sound tut sein Übrigens zu einem fast vollendeten Hörgenuss, der für den Preis einer
Mini-CD immerhin eine halbe Stunde andauert. Manchmal vielleicht sogar länger, wenn man den Media Player, wie ich
gerade jetzt, auf "Wiederholung" gestellt hat. Diese Funktion war bei mir ein wenig eingerostet und es sollte euch
doppelt zu denken geben, dass ich sie jetzt nutze. |
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