EISMALSOTT

Best Before: Spring (7" EP 2004)


Preisfrage: Was passiert, wenn sich trotz des schlechten Leumundes mal eine wirklich talentierte Band zu Black Attakk verirrt? Genau: Nach Monaten und Monaten des Wartens zieht die Gruppe frustriert und unverrichteter Dinge - sprich ohne Veröffentlichung - wieder von dannen, weil es BA nicht mal geschafft hat, zumindest die seit Ewigkeiten aufgenommene EP der Band rauszubringen. Die Flut generischer Kackbands unter dem BA-Logo war und ist offensichtlich wichtiger als eine der größten Hoffnungen im deutschen BM. Diese Geschichte mag unwahrscheinlich klingen, doch sie ist - leider - wahr. Die Leidtragenden sind Eismalsott und wir alle, denen "Best Before: Spring" und zwei (!) bereits fertig komponierte Alben auf unbestimmte Zeit vorenthalten bleiben.
Und das ist wirklich schade, wie "Alle unter dem Himmel" und "Laub" belegen, die zwei Kompositionen des immer noch virtuellen Siebenzöllers. Diese bieten eine atmosphärisch dichte Achterbahnfahrt: Raserei mit klirrend-melodischen Gitarren, unterbrochen von Akustikgezupfe, Filmausschnitten oder anderen "Spielereien". Immer wieder kommt es zu abrupten Stimmungswechseln und doch geht der Band der rote Faden zu keinem Zeitpunkt verloren. Kompositorisch und auch in Sachen Produktion offenbaren sich die Eismalsott-Macher als äußerst detailverliebt, auch Nuancen wie ein paar Beckenschlägen wird die nötige Aufmerksamkeit zuteil, um sie möglichst effektiv in Szene zu setzen. Glücklicherweise hat man darüber jedoch nicht das große Ganze vergessen und so zerfasern die Lieder nicht unter der Last der Feinheiten, sondern werden von diesen gestärkt und veredelt. Besondere Erwähnung verdienen die in "Alle unter dem Himmel" zum Einsatz kommenden Samples. Zitate der Marke "das höchste Ziel des Schwertkampfes ist, sowohl auf das Schwert in der Hand als auch auf das im Herzen zu verzichten" dürften allzu naive Kanwulf-Verehrer auf jeden Fall schwer irritieren.
Zum Abschluss bleibt mir nur zu hoffen, dass sich ein Label findet, das den Jungs mit ihrer EP unter die Arme greift. So schwierig kann es eigentlich nicht sein, schließlich sind die Aufnahmen für lau zu haben. Doch das Leben hält bekanntlich immer mal wieder allerlei Absondereiten bereit - es kann also nicht schaden, Eismalsott zumindest kräftig die Daumen zu drücken. In Anbetracht der Qualitäten der Band ist das purer Eigennutz.

8/10

Official Website

 

Erik
10.11.2004


Redaktionsbewertung:
azaghal 7 Johannes -
Laeknishendr 8 psephos -
Erik 8 Amicus 8
sic 8,5 Herr B. 8,5
Argathon -
Gesamtdurchschnitt: 8