EIKENSKADEN

The Last Dance (CD 2003)


Man kann unseren Nachbarn vieles vorwerfen... Dass ihre Sprache tuckig klingt, dass sie nicht autofahren können oder dass sie uns Elsass-Lothringen weggenommen haben. Eines jedoch kann man den Franzosen nicht ankreiden: Und zwar, dass sie keine innovativen und schlicht tollen Black Metal-Bands in petto haben. Neben Ancalagon, Nehëmah, Mortifera, usw. dürfen sich für mich von nun an auch Eikenskaden zur L'élite française zählen. Aber Vorsicht sei geboten! Denn das, was uns hier vorgestellt wird, möchte ich mit Fug und Recht als Progressive Black Metal bezeichnen.
Dennoch braucht hier niemand mit mathematischen Furiositäten und pseudo-modernem Firlefanz rechnen. Eikenskaden sind ganz simpel nur eigenständig. Zwar fällt eingangs die klangliche Ähnlichkeit zu dem "Witchcraft"-Meisterstück der Norweger Obtained Enslavement auf, zu 100% rechtfertigen kann man den Vergleich allerdings nicht. Denn "The Last Dance" ist zwar ebenso ohrenbetäubend räudig und kratzig, kommt aber wesentlich druckvoller daher. Eine Black Metal-untaugliche Produktion kommt dennoch nicht in Frage, im Gegenteil, denn das hier zu belauschende Material ist wirklich an der Schmerzgrenze abgemischt. Auch die herb verzerrten Vocals lassen einen Wink zur genannten '97er-Scheibe zu. Man könnte sogar beinahe mit Industrial-Einflüssen rechnen, wenn... ja, wenn da nicht Eikenskadens bizarre Eigenständigkeit wäre. Diese zeichnet sich nicht nur durch von Ursprünglichkeit bestimmter Außergewöhnlichkeit aus, indem roher, aber befremdlicher Black Metal reißend und aggressiv dargebracht wird. Die vielen kleinen Besonderheiten auf diesem Zweitwerk machen es zu dem, was es ist. Hauptsächlich sind es häufige Soli, die das nach Besonderheiten forschende Ohr dominieren. Von schwermetallischem Akzent keine Spur, denn selbst das Gefrickel ist dermaßen kalt abgemischt, dass es sich wie in eine vorgegossene Form in die Rhythmussektion der Saiten einfügt. Selbst der verwendete Schlagjapaner stört nicht im Geringsten, unterstreicht die unweltliche, unwirtliche Atmosphäre eher noch. Was mich jedoch immer wieder auf's Neue in purstes Entzücken versetzt, sind Tasten, die so virtuos gespielt werden, dass sie trotz ihrer Rasanz eine ungemein ominöse, lebensfremde Traumwelt aus Wut und Verzweiflung entstehen lassen. Oft in Form eines Pianos, oft auch undefinierbar, sieht man plötzlich Pink Floyd oder gar Led Zeppelin vorm geistigen Auge aufblitzen. Dabei sind diese Passagen immer so knackig-kurz gehalten, dass erst gar nicht der Eindruck entsteht, man liefe Gefahr, die 70's-Einflüsse vertieften sich ins Unermessliche.
In meinem Gehörgang ist diese Verknüpfung schlicht fantastisch und dementsprechend bin ich von "The Last Dance" auch begeistert. Rockige Progressivität und reiner Black Metal standen sich auf diese Weise noch nie so nahe und deshalb bieten Eikenskaden auf ihrem Zweitwerk einen Fundus an Emotionen, der schlicht berauscht. Eigentlich mehr als:

9/10

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sic
22.07.2005


Redaktionsbewertung:
azaghal 6,5 psephos -
Laeknishendr - Amicus -
Erik 6 odium -
sic 9 Wolfsgrimm -
IT - Mondtus -
Argathon - Ewigkeiten -
Gesamtdurchschnitt: 7,2