EGONOIR

Die Saga (CD 2004)


Eigentlich hätten EgoNoir ja eine ordentliche Einleitung verdient, da ich jedoch über dieses Projekt kaum mehr als das Herkunftsland weiß, werde ich mich wohl oder übel direkt auf das Zweitwerk namens "Die Saga" stürzen. Auf diesem rund 40minütigen Album präsentiert man der Öffentlichkeit eine sehr persönliche Interpretation von Black Metal, die sich folgerichtig ein kleines Stück abseits allzu ausgetretener Pfade bewegt. Die Basis der Musik ist natürlich BM, in diesem Falle Schwarzmetall der rohen, atmosphärischen Sorte, unterschwellig melodisch, vor allem in langsamen bis mittelschnellen Gefilden zu Hause und nur selten in Raserei verfallend. Sehr vielfältig ist der Gesang ausgefallen, er verleiht der Musik mit seinem Repertoire von Rezitation bis hin zu verzerrtem Gekreische eine sehr charakteristische Note.
Doch die Darbietungen des Sängers sind nicht der einzige Punkt, der EgoNoir Profil gewinnen lässt. Neben klassischen Stimmungserzeugern wie Samples oder akustischen Gitarren bedient man sich nämlich auch vielfältiger genreuntypischer elektronischer Spielereien und Klänge. Das wird einige konservative Hörer schon aus Prinzip abschrecken, mir jedoch gefällt soviel Abwechslung ausnahmsweise ziemlich gut, verkommen die Stücke doch nie zu pseudo-avantgardistischem Flickwerk. Im Gegenteil, die einzelnen, oft gegensätzlichen Elemente verschmelzen zu stimmungsvollen, gekonnt arrangierten Kompositionen, die trotz aller Abschweifungen immer dem Geist des BM verpflichtet bleiben.
Nach soviel Lobhudelei sei es mir gestattet, auch ein kleines bisschen Kritik anzubringen. Zu dieser sehe ich mich veranlasst, da mir die glücklicherweise seltenen schnelleren Abschnitte nicht recht schmecken wollen. So leidet beispielsweise das ansonsten sehr interessante "Nur neue Ketten" etwas unter diesen Ausbrüchen, wenn wenig aufregende Riffs nicht unbedingt für Hochstimmung sorgen. Auch der normalerweise sehr manierliche Plastetrommler verliert Sitte und Anstand, wenn er etwas mehr arbeiten muss. Doch habe ich schon überproportional viele Worte über dieses Detail verloren. Tatsache bleibt nämlich, dass EgoNoir ein relativ originelles, sehr atmosphärisches Album gelungen ist, dem ich mit gutem Gewissen acht Punkte geben kann. Hört euch einfach mal "Das neue Wesen" oder das entfernt an Manes erinnernde "Ein Krieg jenseits der Weltlichkeit" an, dann werdet ihr sehen, dass diese wohlverdient sind.

8/10

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Erik
16.04.2004