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Das eher vernichtende Urteil des Debuts "Schatten der Ewigkeit" und das allgemein miese Image dieser
deutschen Truppe (das wahrscheinlich auf die Übersättigung an deutschen BM-Bands zurückzuführen ist) weckten
in mir die Neugierde, ein weiteres Werk zu rezensieren, um vielleicht doch noch einige nette, wenn nicht
sogar begeisternde Passagen von Dunkelgrafen zu Gehör zu bekommen.
Die Gestaltung des Booklets geht in Ordnung; auf der einen Seite sind die einzelnen Charaktere hinter der
Band, bei denen man sich zeitweise ein Schmunzeln nicht verkneifen kann, auf der anderen die Lyrics, welche
einen stellenweise eher zum Kopfschütteln als zum Lächeln bringen. Also legte der
Rezensent mit einem etwas mulmigen Gefühl den Silberling in den Player, weil dieser bis dato nur vom "Schatten der Ewigkeit"-Album
etwas hörte und danach nichts mehr mit der Band zu tun haben wollte. Da erklingt auch schon die etwas
obskure "Einleitung", die vergeblich versucht, mit Frauenschreien und Kriegsgebietklängen eine Art
Endzeitstimmung zu verbreiten, da sich diese erwähnten Kennzeichen nicht wirklich mit den keinesfalls als
dezent zu bezeichnenden Keyboardeinschüben vertragen. Zudem ist dieser Opener mit knapp zwei Minuten zwar
nicht zu lang, reichen tut dies aber allemal, um sich ein ungefähres (schlimmes) Gesamtbild zu machen. Als
jedoch die Grafen die ersten Töne vom Titeltrack spielen, fällt einem sofort die weit bessere Produktion
auf, die zwar etwas zu dünn das Hörzentrum erreicht, einen Fortschritt beim Suchen der geeigneten Abmischer
nichtsdestotrotz offensichtlich macht. "Triumph des Fleisches" kommt, wenn man auch schon weit Besseres
gehört hat, mit einigen soliden Riffs um die Ecke, die dennoch nicht wirklich faszinieren können. Aber
immerhin, die Ansätze sind da. Der Sukzessor zerstört den ersten vorsichtig guten Eindruck völlig: Äußerst
zähe Texte, ein Songaufbau, der eher auf künstliches Spreizen der Tracklänge als auf Schaffen halbwegs
verträglicher Kost hindeutet, sowie ein Vocalist, der zeitweise den Eindruck erweckt, gedanklich woanders
als beim Singen zu sein - kurz: der Zeigefinger versucht krampfhaft, die Skip-Taste zu erreichen, spielt
sogar zeitweise mit dem Gedanken, Stop zu drücken.
Kaum wurde diese schier endlose Tortur überstanden, wird der Weg Jesus' zum Golgotha-Berg audiovisuell
nachgeahmt. Sobald einer seiner Begleiter "Denk an Jesus Christus" ächzt, beginnt die vielleicht beste
Soundcollage, die jemals das Hirn des Sextetts verließ. Vom Anfang bis zum Ende ein Genuss, sogar das
Klangbild und die abwechselnden Kreisch-Grunz-Vocals tragen dazu bei, bei mir die bis jetzt einzige
Glücksdetonation auszulösen. Der Rest der Songs ist zwar schwächer, unterbietet indes zu keiner Zeit das
Niveau vom soliden Titeltrack (wobei "Herrscher dieser Welt" knapp an einem zweiten Sturm vorbeigespielt
ist).
Vergleiche mit anderen Black Metal-Gruppen aufzustellen, fällt schwer, da Dunkelgrafen sich die Mühe machen,
aus der durchgekauten Masse mit Eigenständigem hervorzustechen. Die sechs Erzgebirgler mit ihrem größten
Einfluss (meistens auch Tourkollegen) Eminenz zu nennen, kann hingegen nie falsch sein. Wie schon erwähnt,
kann die Produktion im Gegensatz zu ihrem grottigen Debut mehr Blumentöpfe abkassieren, Bombast sei hier
aber bitte nicht zu erwarten. Während die Gitarren kettensägen-ähnlich ihre Riffs runterschrubben, zupft
Black Force seinen Bass im wie üblich leisen Hintergrund. Das Schlagzeug kommt trocken und ein kleines
bisschen schlecht abgestimmt rüber, das Keyboard dominiert in den Parts, in denen es eingesetzt wird. Klingt
nervig, ist es auch manchmal (sprich nicht immer).
Fazit: Obwohl ein Eindruck von "Baphomet's Aeon" beim Niederschreiben dieses Reviews ausständig bleibt, muss
dem Sechser mittlerweile eine gewisse Fähigkeit, anständige Hassbatzen zu komponieren, zugeschrieben werden,
obwohl es ihnen noch immer nicht gelingt, ausschließlich gute Lieder aneinanderzureihen. Würde sich der
jetzige Dreier nur noch auf Siebenzoll-Veröffentlichungen konzentrieren, die alle paar Jahre auf den Markt
kommen, wären alle happy und den dunklen Grafen das schlechte Image mit der Zeit abhanden kommen.
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