DOLORIAN

When All The Laughter Has Gone (1999)


In der heutigen Black Metal-Szene kommt man ja nur zu Ehren und Ruhm, wenn man "true", rechts und musikalisch völlig für'n Arsch ist. Bestes Beispiel dafür sind Absurd oder Barad-Dûr. Der NSBM hat einen enormen Zulauf, woran das liegt, vermag ich nicht zu sagen. Doch wie auch das Image, ist ebenso die klangliche Ausrichtung oft dieselbe: dunkel, depressiv und somit "true" heißt die Devise bei einem Großteil der Nazi-Schwarzheimer (die genannten Beispiele mal aus- genommen). Erfreulich ist es deshalb, wenn man mit Bands wie Shining oder eben Dolorian in Berührung kommt. Ganz ohne rechtspropagandistisches Getue wird bei diesen Bands vorgegangen. 
Die Letzteren stellen diesbezüglich eine der hoffnungsvollsten Interpreten dar. Die 3 Finnen sind nämlich auf diesem Metier wahre Meister! Ihr Debut "When All The Laughter Has Gone" bietet alles, was das schwermütige Black Metal-Herz begehrt: Schleppendes Drumming, depressive Gitarrenläufe und krächzende Klagelaute. Diese Eigenschaften werden mit einem Keyboard bereichert, welches nicht zu sehr im Vordergrund steht, jedoch selten die Gitarren im Alleingang zur Wirkung kommen lässt, doch als kooperativer Partner agiert. Allerdings ist diese Scheibe anders, als der Rest an langsamen, schwermütigen Black Metal-Releasen (mal abgesehen davon, dass Keyboards ja verschmäht sind und als "untrue" gelten). Die Atmosphäre, die hier geschaffen wird ist weniger depressiv und melancholisch, dafür unheimlicher und befremdlicher. Man stelle sich vor, man sitzt in einem stockdunklen Raum und weiß, dass außer einem selbst noch jemand anwesend ist - man weiß nur nicht wo er sich gerade aufhält - mit der Gewissheit, dass er gefährlich und tödlich ist. "When All The Laughter Has Gone" könnte als Soundtrack für so manche abstrusen, kranken Gedanken eines Psychopathen stehen. Düster, schwer und bedrohlich rollen die Stücke aus den Lautsprechern und erzeugen nicht selten so manchen Schauer, der einem über den Rücken läuft. Merkwürdigerweise haben es Dolorian geschafft, selbst majestetische Passagen wie bei dem genialen "Part Of Darkness" angsteinflößend wirken zu lassen. Streckenweise erinnert das Album an das kultige Bethlehem-Debut "Dark Metal". 
Die Band arbeitet mit einer originellen Laut/Leise-Dynamik, bei der meist zwischen Akustikgitarren und Geschrammel gewechselt wird. Die 7 durchweg sehr düsteren Stücke erreichen eine Gesamtlänge von über 50 Minuten, was manchmal noch zu wenig ist, wenn man erstmal in Dolorian's unheimliche Welt eingetreten ist. Denn diese Welt weiß zu faszinieren und zu begeistern. 
Alles in Allem ist den Finnen ein super Black Metal-Eisen gelungen, dass mit seiner beklemmenden und bedrückenden Atmosphäre eine sehr eigene Note inne hat. Um die volle Punktzahl zu geben, hätte ich mir gern noch einen richtigen Überflieger gewünscht, aber was nicht ist, kann ja noch werden und wir sind hier ja nicht bei 'Wünsch Dir was'. Der Sound ist fett und passt sehr gut zur dargebotenen Kunst. Für Staubsaugerfreunde ist die Scheibe allerdings nichts, denn hier wird Schritttempo gefahren. Alle Düstermucker, die auf schleppenden, melancholischen Black Metal stehen, sollten bei "When All The Laughter Has Gone" mindestens zwei Ohren riskieren und alle psychisch nicht ganz klaren Vertreter gleich drei. Ich freu mich bereits jetzt schon auf die bald erscheinende 7" mit Shining. Stark!

9/10

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sic
14.03.2003