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In der heutigen Black Metal-Szene kommt man ja nur zu Ehren und Ruhm, wenn man "true", rechts und musikalisch
völlig für'n Arsch ist. Bestes Beispiel dafür sind Absurd oder Barad-Dûr. Der NSBM hat einen enormen Zulauf,
woran das liegt, vermag ich nicht zu sagen. Doch wie auch das Image, ist ebenso die klangliche Ausrichtung oft
dieselbe: dunkel, depressiv und somit "true" heißt die Devise bei einem Großteil der Nazi-Schwarzheimer (die
genannten Beispiele mal aus- genommen). Erfreulich ist es deshalb, wenn man mit Bands wie Shining oder eben
Dolorian in Berührung kommt. Ganz ohne rechtspropagandistisches Getue wird bei diesen Bands vorgegangen.
Die Letzteren stellen diesbezüglich eine der hoffnungsvollsten Interpreten dar. Die 3 Finnen sind nämlich auf
diesem Metier wahre Meister! Ihr Debut "When All The Laughter Has Gone" bietet alles, was das schwermütige Black
Metal-Herz begehrt: Schleppendes Drumming, depressive Gitarrenläufe und krächzende Klagelaute. Diese
Eigenschaften werden mit einem Keyboard bereichert, welches nicht zu sehr im Vordergrund steht, jedoch selten
die Gitarren im Alleingang zur Wirkung kommen lässt, doch als kooperativer Partner agiert. Allerdings ist diese
Scheibe anders, als der Rest an langsamen, schwermütigen Black Metal-Releasen (mal abgesehen davon, dass
Keyboards ja verschmäht sind und als "untrue" gelten). Die Atmosphäre, die hier geschaffen wird ist weniger
depressiv und melancholisch, dafür unheimlicher und befremdlicher. Man stelle sich vor, man sitzt in einem
stockdunklen Raum und weiß, dass außer einem selbst noch jemand anwesend ist - man weiß nur nicht wo er sich
gerade aufhält - mit der Gewissheit, dass er gefährlich und tödlich ist. "When All The Laughter
Has Gone" könnte
als Soundtrack für so manche abstrusen, kranken Gedanken eines Psychopathen stehen. Düster, schwer und
bedrohlich rollen die Stücke aus den Lautsprechern und erzeugen nicht selten so manchen Schauer, der einem über
den Rücken läuft. Merkwürdigerweise haben es Dolorian geschafft, selbst majestetische Passagen wie bei dem
genialen "Part Of Darkness" angsteinflößend wirken zu lassen. Streckenweise erinnert das Album an das kultige
Bethlehem-Debut "Dark Metal".
Die Band arbeitet mit einer originellen Laut/Leise-Dynamik, bei der meist zwischen Akustikgitarren und
Geschrammel gewechselt wird. Die 7 durchweg sehr düsteren Stücke erreichen eine Gesamtlänge von über 50 Minuten,
was manchmal noch zu wenig ist, wenn man erstmal in Dolorian's unheimliche Welt eingetreten ist. Denn diese Welt
weiß zu faszinieren und zu begeistern.
Alles in Allem ist den Finnen ein super Black Metal-Eisen gelungen, dass mit seiner beklemmenden und
bedrückenden Atmosphäre eine sehr eigene Note inne hat. Um die volle Punktzahl zu geben, hätte ich mir gern
noch einen richtigen Überflieger gewünscht, aber was nicht ist, kann ja noch werden und wir sind hier ja nicht
bei 'Wünsch Dir was'. Der Sound ist fett und passt sehr gut zur dargebotenen Kunst. Für Staubsaugerfreunde ist
die Scheibe allerdings nichts, denn hier wird Schritttempo gefahren. Alle Düstermucker, die auf schleppenden,
melancholischen Black Metal stehen, sollten bei "When All The Laughter
Has Gone" mindestens zwei Ohren riskieren
und alle psychisch nicht ganz klaren Vertreter gleich drei. Ich freu mich bereits jetzt schon auf die bald
erscheinende 7" mit Shining. Stark! |
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