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Es herrscht akuter Namensmangel im Black Metal. Aus Tolkiens Standardwerk
ist mittlerweile selbst der Name des unbedeutendsten Zwerges missbraucht
worden. Die Edda wurde soweit ausgeschlachtet, dass heutzutage nicht mal
mehr das tierische Nebenrollen-Inventar unangetastet bleibt. Das Necronomicon ist ebenfalls
fast komplett leergesaugt, von den dämonischen Heerscharen der Bibel ganz zu
schweigen. Da ist es doch recht erfreulich, dass sich einige Bands an etwas
Anderem versuchen und etwas Originalität ins Spiel bringen. Ob dabei ein Ungetüm wie "Die Toten kehren wieder mit
dem Wind" der Weisheit letzter Schluss ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Der Versuch ist ein kleines Lob wert, auch wenn die Jungs
vielleicht ihren Deutschlehrer nach dem korrekten Satzbau hätten fragen
sollen. Da kann man nur hoffen, dass die Musik nicht genauso holprig ausgefallen
ist...
Und - eine kleine Überraschung - sie ist es tatsächlich nicht. Revolutionär ist auf
diesem Album zwar nichts, aber für den Anfang machen die wiederkehrenden
Toten keinen allzu schlechten Eindruck. Schrille Gitarren singen eingängig-melancholische Weisen und sorgen im Verein mit
einigen schönen atmosphärischen Abschnitten über weite Strecken für authentische Stimmung. Die selbsterwählten Vorbilder Darkthrone, Satyricon
oder Nagelfar vermag ich zwar beim besten Willen nicht rauszuhören, aber
derlei Verfehlungen sind ja kein Verbrechen. Prinzipiell ist es auch eher
lobenswert, dass man nirgends zu deutlich abkupfert. Lediglich Burzums erste Alben könnten dem Hörer in den Sinn kommen, wenn Die Toten... etwas
rockiger zu Werke gehen. Leider schießt man dabei gelegentlich etwas übers Ziel hinaus und gleitet vor allem in Sachen
Schlagzeugarbeit in den Punk ab, was dem Stimmungsaufbau eher weniger förderlich ist. Auch ist mir
persönlich die Kesselklopferei zu laut abgemischt, wodurch dem an Silencer
erinnernden Plasteklang eindeutig zu viel Aufmerksamkeit zuteil wird. Und
wo wir schon mal beim Meckern sind: auch kompositorisch ist "Am Ufer des
Sees" nicht durchgehend so gut, wie es dem in den besten Momenten angedeuteten Potential entsprechen würde. Besonders in den ganz schnellen
Passagen oder wenn zwischendurch mal auf hochtönende Kreischgitarren verzichtet wird, macht sich beim Hörer durchaus Ernüchterung breit.
Doch glücklicherweise sind diese Momente deutlich in der Unterzahl und so
kann ich, inklusive Anfängerbonus und unterstützt von guter Laune, unterm
Strich eine knappe Sieben vergeben, die man in Zukunft hoffentlich bestätigen und verbessern
kann. Die Fähigkeiten dazu sind jedenfalls vorhanden. |
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Wirft man einen Blick auf die Credits dieser Wiederveröffentlichung von "Am Ufer des Sees", spiegelt sich dort eine
gesunde Mischung von Arroganz und Selbstironie seitens Bradhenr wieder, seines Zeichens Kopf hinter D.T.k.w.m.d.W..
Und mit derlei Allüren habe ich zumindest so lange kein Problem, wie denn auch der musikalische Rahmen überzeugt.
Und das tut er in diesem Fall zweifellos, auch ohne dem Hörer dabei allzu viel abzuverlangen.
So überzeugt "Am Ufer des Sees" in erster Linie mit schlichtem, gleichsam eingängigem Black Metal im traditionellen
Klanggewand, welcher, mit einer ordentlicher Portion Atmosphäre angereichert, vornehmlich in Up-Tempo Bereich sein
unheiliges Werk verrichtet. Wie schon erwähnt, ist die Melodieführung stets einfach aber dennoch effektiv, sodass
nach den ersten Durchgängen auch mehr hängen bleibt als nur der überlange Bandname. Ein grundsolides Fundament
also, auf das nicht nur Bradhenr aufzubauen wusste, sondern das auch in seiner aktuellen Form noch die Anschaffung
wert ist. |
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