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Um es gleich vorwegzunehmen: Dies ist keine Black Metal Band im ursprünglichen Sinne. Nur gelegentlich -
zwischen einem überwiegenden Teil "gesitteterer" Veröffentlichungen - scheint den Herrn Smolken ein wenig die
Langeweile zu überkommen und er schnappt sich eine bis zum Anschlag verzerrte Gitarre, reißt sich die
Stimmbänder ab und lässt im Hintergrund eine Krachwand schüsseln, deren menschlichen, synthetischen oder gar
unterweltlichen Charakter ich nicht zu definieren wage. Interessant und einzigartig ist dies schon dadurch, dass
sich das dargebotene Liedgut von Dead Raven Choir fast ausschließlich auf Traditionals und Evergreens aller
Herren Länder - hauptsächlich aus dem osteuropäischen Raum - beschränkt, einschließlich des Verwendens allerhand
altertümlich anmutenden Instrumenten ("Harsh, noisy covers of traditional folk songs and prewar popular music").
Man mag da vielleicht an Nokturnal Mortum, Lord Wind und Konsorten denken, doch weiter könnte man nicht entfernt
liegen, da es sich bei dieser mir vorliegenden Grand Ravishing Extravaganza 3" EP um keinen üblichen
Genre-Mischmasch der Marke "nicht Fleisch, nicht Fisch" handelt, sondern in äußerster Perfektion in sich
geschlossen wirkt.
Doch das ist bei weitem nicht alles. Manch einer wird sich schon über den Titel der EP gewundert haben, so
zieht Dead Raven Choir seine für Black Metal obligatorische "Evilness" nicht etwa aus Nietenarmbändern und
Kriegsbemalung, sondern durch einen herrlichen allgegenwärtigen Sarkasmus, nicht nur in Form "außergewöhnlicher"
Albumtitel, wobei "Lesbian Corpse Wolves" wohl allem die Krone aufsetzt. Gepaart mit einer hervorragend
liebevollen Aufmachung, die man einfach gesehen haben muss, mit der vorher angesprochenen Authenzität des
Songmaterials und dem ungeheuer chaotisch-intensiven Sound, der selbst Ildjarn oder Ulvers "Nattens Madrigal"
noch Konkurrenz zu machen weiß, erwartet einen beim Kauf dieser Veröffentlichung - im Falle dass die Ohren die
ersten Hördurchläufe unbeschadet überstehen - ein Einblick in das geniale Schaffen eines außergewöhnlichen
Künstlers.
Ich weiß hier beim besten Willen nicht, wofür ich auch nur ein kleines Pünktchen abziehen könnte. Die Spieldauer
von gut 19 Minuten ist sicherlich nicht weltbewegend, aber machen wir uns doch nichts vor, spätestens seit
Gorgoroth wissen doch die meisten, dass man keine 70 Minuten braucht, um eine herausragende Veröffentlichung
präsentieren zu können. Zu den einzelnen der insgesamt 7 Lieder brauche ich mich meiner Ansicht nach nicht
näher zu äußern, da die weiter oben beschriebenen Charakteristiken sicherlich auf alle Stücke gleichermaßen
zutreffen - von einem kurzen akustischen Intermezzo abgesehen - wobei jedes seine eigene und einzigartige Aura
entwickelt.
Fazit: Dieses kleine Meisterwerk zähle ich zu einer mehr als geringen Zahl aktueller Veröffentlichungen, die es
schaffen, Innovationen in die Kunstform "Black Metal" einzubringen, ohne dabei nach Tägtgren und Ausverkauf zu
klingen. Und dazu noch ein unverzichtbares Gegengewicht zur heutigen "Black Metallers go Pagan/Neofolk"-Schwemme.
Absoluter Pflichtkauf!! |
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