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Meinungen wie "Diese Combo ist wohl grad erst draufgekommen, dass es neben den bekannten Vielverdienern Dimmu
Borgir und Cradle Of Filth doch noch einen anderen, weit weniger süßlichen Bereich im Schwarzstahl gibt"
wurden nach Bekanntwerden von dem vorliegenden Album laut, sowohl von Freunden als auch von betriebsinternen
Kollegen. Allzu schade, dass ich mich mit diesem Kommentar aber sowas von überhaupt nicht anfreunden,
geschweige denn einfach so stehen lassen kann, dazu fehlt es Dark Tribe einfach an dem üblichen
Durchschnittsauftreten/-einstellung, welches heutzutage in dieser Sparte leider gang und gäbe scheint.
Fangen wir mal von hinten an: Was lässt ein Werk wie "In Jeraspunta" beim Hörer an Emotionen zurück, sobald
die Platte das Ende erreicht hat? Grenzenlose Verwunderung über das gerade eben erlebte Klangszenario,
mitunter fühlt man sich ausgepeitscht, Zustände wie nach einer Selbstgeißelung kommen in den Sinn. Wenn das
Werk mit einer geisteskranken Hymne wie "Nothing As Darkness" beginnt, wird dem Hörer klar, dass dies kein
weiteres Opus von der Stange ist: Alle drei Mitglieder machen ihrem Ärger nicht im herkömmlichen Stil Luft,
sie bedienten sich angeblich sogar einer "Rekonstruktion einer toten, archaischen Sprache, welche weit vor
den indogermanischen Einflüssen angewandt wurde" - in der Tat verstehe ich kein einziges Wort, was laut
Gruppe auch angesichts der empfundenen Gefühle unmöglich erschien. Die Akteure wechseln sich untereinander ab,
fernab jeglicher Gesangsmelodien oder -rhythmen treiben sie ihre Stimmbänder an den Rand der totalen
Überbelastung. Krächzen, Keifen, Wehklagen, Schreien - alle Extreme kommen hier zusammen.
Was den Songs dennoch eine Art Ordnung verleiht, ist das sehr ansprechende Instrumentalgewand: Wahnsinnige,
abgehackte, amelodische Melodien treffen auf Schlagzeugarbeiten vom Feinsten. Je öfter der geneigte Hörer die
Ehre hat, "In Jeraspunta" aus den Lautsprechern schallen zu lassen, desto eher bekommt er das Gefühl, einem
zeremoniellen Ritual beizuwohnen, welches in einer anderen Welt stattfindet, fernab von jeder menschlichen
Semizivilisation. Kurzum: Das Gesamtbild, in welchem ferner die formidable Produktion eine große Rolle spielt,
stimmt. Nach einigen dutzend Durchläufen verliert aber selbst solch ein brachiales Eisen wie "IJ-DRdtB" an
seiner ursprünglichen Magie.
Es fällt schwer, das zweite Machwerk der Kunrauer treffend und vor allem präzise zu beschreiben, da es eine
Langrille darstellt, die jedem einzelnen etwas anderes sagt, sprich höchst unterschiedliche Reaktionen
auslöst. Trotzdem oder gerade deswegen sehe ich mich quasi verpflichtet, die drei Recken mächtigst zu
belohnen - sie haben es schließlich geschafft, nach so kurzer Truppenexistenz ein derart intensives
Hörerlebnis zu erschaffen, das anderen Bands nie gelingen wird. |
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