DARKTHRONE

Sardonic Wrath (CD/LP 2004)


Die ganze Gemeinde der vereinten Schwarzheimer lechzte schon seit der Ankündigung eines neuen Werkes der übermächtigen Darkthrone, des klassischen Black-Metal-Duos, nach neuem rohen und gewalttätigen Liedgut und hat es nun endlich auch bekommen. Auf dunkeldüstere 34 Minuten bringen es die neun Stücke des Albums, von denen kein einziges die heimischen Kuttenträger stutzig machen oder gar, ob progressiver Einsprengsel oder weichlicher Akustik-Akkorde, entzürnen oder enttäuschen werden wird, das ist so sicher wie das "Hail Satan" beim Dark-Funeral-Konzert. 
Nach dem wabernd-industriellen Ambient-Elektro-Intro "Order Of The Omnious" legen Darkthrone mit dem grenzgenialen zukünftigen Klassiker "Information Wants To Be Syndicated" los, wobei Fenriz sein Drumkit in den Studioboden stampft und Nocturno Culto so roh und böse wie nur irgend möglich den Sechssaiter schrubbt und dazu einen hasserfüllten Text runterschreit, bei dem einem die Gänsehaut nur so den Rücken runterläuft. Dieses Niveau hält das legendäre Trio über die gesamte Vollzeitdistanz und verläuft sich nicht in verschroben-verspielten Melodie-Gitarrenläufen oder Überlastungen des Liedgutes durch zu viele Parts und Rhythmen. In "Hate Is The Law" (hier ist der Titel wie erwartet Programm) liefern sich Apollyon (Aura Noir) und Fenriz ein Gesangsduett, das ist dann allerdings auch die einzige Experimentierfreude, die die Black-Metal-Übergötter auf "Sardonic Wrath" an den Tag legen. Ansonsten herrscht Thors Hammer gnadenlos und auch der Hass auf die schwächliche, dümmliche, ignorante und verbohrte Christenheit wird in "Sjakk Matt Jesus Krist" jedem geneigten Hörer mit vollendeter Zornesstimme in das bleiche Antlitz geschrien. 
Insgesamt ist das Durchschnittstempo der Platte wieder merklich angestiegen im Vergleich zum leicht schwächelnden Vorgänger (man entschuldige die Blasphemie), auch die Produktion glänzt wieder durch Rohheit und Ursprungskraft, so dass man sich nicht nur einmal an die Klassiker schlechthin, "Under A Funeral Moon" und "Transylvanian Hunger", erinnert fühlt. So recken wir denn ein weiteres Mal die geballten Fäuste gegen den schwarzen norwegischen Himmel und danken dem allmächtigen Satan für diese göttliche Band!
10/10 - Dein Freund Alboin


So, und nun mal Klartext: Dass kein Arsch mehr im Jahr 2004 eine neue Darkthrone-Platte braucht, ist meiner Ansicht nach eine unumstößliche Wahrheit. Allerdings würde ich mir das Geld an Stelle der beiden auch nicht entgehen lassen, das sie durch ihren Moonfog-Vertrag auf Lebenszeit mit jeder neuen Platte einnehmen werden. Als Gegenleistung für meine 15 Euro erwarte ich dann aber auch was Anständiges. Es ist ja fast jeder so gutgläubig und kauft die CD erstmal, um hinterher festzustellen, dass sie noch langweiliger ist als die davor. 
Man muss "Sardonic Wrath" auf der anderen Seite zugute halten, dass das Album wieder ein wenig simpler gestrickt ist als seine Vorgänger. Ob das mangelnder Arrangement-Lust, dem Kalkül der Band, dem Label oder sogar einfach der Kreativität von Darkthrone zuzuschreiben ist, will ich mal nicht hinterfragen. Tatsache ist, dass bis auf einige - an einer Hand abzuzählende - wirklich anständige Riffs kein Stück ein Kracher ist, die Songs uninspiriert und bar jeden Elans klingen und man als aufmerksamer, kritischer Hörer merken muss: diese Band hat absolut keinen Bock mehr. Ich wage mal zu behaupten: würde sich heute eine junge deutsche Band mit exakt dieser Platte (es gibt einige denen ich das ohne weiteres zutrauen würde - ein paar mir bekannte spielen sowas zum Aufwärmen) bei einem Label bewerben, sie würde hochkant nach dem ersten Song rausfliegen. Darkthrone können sich kritiklos scheinbar alles erlauben und das empfinde ich als ganz grobe Schande und bisweilen Lächerlichkeit.
Es wird Zeit, dass kein Mensch mehr ihre Alben kauft, dann reißen sich die beiden vielleicht am Riemen, nehmen nach 10 Jahren Durchschnittskost mal wieder was Wegweisendes auf und bauen vor allem mal wieder eine Produktion, die ihrer Musik wirklich angemessen ist - und keinen notdürftig auf roh getrimmten Hi-Fi-Studiosound. Ich denke das könnten sie, wenn sie nur wollten.
Darkthrone minus kvlt minus Herkunftsland minus Gewohnheitsbonus:

5/10

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alboin
11.09.2004


Redaktionsbewertung:
azaghal 6 Johannes 7
Laeknishendr 6 Amicus 7
Erik 8 odium 8
sic 7 Wolfsgrimm 6
IT - alboin 5
Argathon - Vandrar 4,5
Gesamtdurchschnitt: 6,3