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:: Review I ::
Der Weltraum... unendliche Weiten... schwarz... kalt... lebensfeindlich.
Ein ideales Themengebiet für musikalische Erkundungen schwarzmetallischer Art, sollte man meinen. Und in der
Tat haben sich schon viele Gruppen von den Sternen inspirieren lassen. Darkspace ist jedoch die erste mir
bekannte Black-Metal-Formation, die sich mit Haut und Haaren der Schwärze des Universums verschrieben hat.
"Dark Space I" ist das hörbare Resultat der ersten intergalaktischen Erkundungsfahrt der Schweizer und
trifft den Hörer mit der Wucht einer Supernova.
Das Album in ein paar "Fakten" zu beschreiben, ist nicht sonderlich schwierig. Man nehme Limbonic Art's "Ad
Noctum", stelle sich das Ganze direkter, brutaler, roher, atmosphärischer (und besser) vor und schon hat
man ein ungefähres Bild von "Dark Space I": Oft rasender BM, verfeinert durch ein paar todesmetallische
Einschübe, die vor allem in den langsameren Abschnitten für die Durchschlagskraft eines Photonentorpedos
sorgen. Dazu sphärische, ideal abgemischte Keyboards und recht sparsam eingesetzter Kreischgesang, der sich
perfekt in die gewaltige Klangwand einfügt. Verfeinert wird diese Basis durch Samples aus Filmen wie "2001 -
A Space Odyssey" oder "Exorcist III", die so sorgsam eingearbeitet wurden, dass mitunter der Eindruck
entsteht, diese Streifen seien nur für Darkspace gedreht worden. Die überragende Stärke der Schweizer ist
jedoch ohne Zweifel die Kreativität der Gitarrenfraktion. Ich sage nur "Dark 1.7", nach ungefähr dreieinhalb
Minuten, wer hier nicht ergriffen ist, ist höchstwahrscheinlich tot. Und solche Momente produzieren die
eidgenössischen Sternenwanderer zuhauf.
Und damit wären wir beim nächsten Punkt, der nicht ganz so einfach zu vermitteln ist. Die Rede ist von der
Wirkung von "Dark Space I", von der überragenden Atmosphäre, die das Album erschafft. Es fällt mir bisweilen
schwer, die einzelnen Elemente in der Musik zu unterscheiden. Das liegt jedoch nicht daran, dass die
Produktion zu verwaschen wäre. Nein, der Klang ist tadellos. Der Grund ist einfach, dass Darkspace als
Gesamtheit vom Hörer Besitz ergreift. "Dark Space I" ist ein geradezu rauschhaftes Erlebnis, man kann in
diesem Werk versinken, man kann auf seinen Schwingen zu den Sternen reisen. Ein essentielles Album für
Welt(t)raumbummler und solche, die es werden wollen. |
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:: English version ::
The space... the final frontier... black... cold... hostile.
One should think an ideal topic for musical investigations. Indeed, there are many bands letting themselves
influence by the stars. But Darkspace is the first known band to me which totally comitted itself to the
black deep of space. "Dark Space I" is the result of their first intergalactic expedition with the impact of
a Supernova.
It's quite easy to describe this record with some simple facts. All you have to take is Limbonic Art's "Ad
Noctum", then imagine this more straight, more brutal, more raw and more atmospheric (and better) and soon
you'll have a picture about "Dark Space": Raging BM, improved with some deathmetal interludes which make sure
that the slower parts come across like photon-torpedos. Besides spheric and ideal mixed keys and rarely used
yelling, perfectly embedded in the sound wall. This basis is furthermore improved by samples of movies like
"2001 - A Space Odyssey" or "Exorcist III" which are included so carefuly you easily get the impression that
these were only made for Darkspace. But the swiss' phenomenal strenght is the creativity of the guitars for
sure. I can only say "Dark 1.7", after about three and a half minutes, who's not deeply moved must be dead.
And the confederate starsailors create such moments in great numbers.
So now we have the next point which isn't easy to explain. I'm talking about the effect of "Dark Space I",
about the outstanding atmosphere the record creates. It's hard for me to distinguish between the seperate
elements of this music. It's not that the production fails in quality. No, the sound is reproachless. The
reason is just that Darkspace takes the listener whole possession. "Dark Space I" is a flushing experience,
you can lose yourself in this record, you can travel the stars on it's wings. An essential record for every
spacedrifter and for those who want to.
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:: Review II ::
Sofern es denn irgendwann möglich ist, eine sexuelle Beziehung mit klanglichen Welten einzugehen, definiere ich
den potentiellen Geschlechts- bzw. Gefühlsakt des oben genannten Tonkonglomerates als folgenden: Es nimmt dich
gefangen, erfüllt jede Zelle des Körpers mit glühender Hitze und gleißendem Licht, martert die festen Strukturen
des Selbst und bearbeitet mit psychopathischer Freude die weichen Regionen der sterblichen Hülle. Unaufhörlich
jagen Wellen von brutaler, klanglich übersteuerter Schönheit die Nervenenden entlang. Wie ein überdimensionaler
Presslufthammer rammt es dich in den Boden oder benutzt den Brustkasten des Probanden als Trampolin helvetischer
Heerscharen. Dieses Werk mit den Worten "intensiv" und "mächtig" in Verbindung zu bringen ist fast schon infam.
Jedoch ist dem geneigten Leser zu sagen, dass ich diesem Bastard eine äußerst polarisierende Wirkung zutraue.
Man sollte wohl ein leicht masochistisches Grundgefühl mitbringen wenn man den Teufel Darkspace von der Kette
loszumachen gedenkt. Zum einen ist die im Vorfeld beschriebene Übersteuerung nicht jedermanns Sache. Vorallem
die Saitenfraktion klingt bereits in den mittleren Lautstärkeregionen derart intensiv, dass es richtig weh tut.
Die Rhythmusgruppe wird von einem Drumcomputer gebildet, welcher gnadenlos und geradlinig jeden einzelnen
Anschlag punktgenau in das Ziel bringt. Momentan bin ich mir nicht sicher, ob jener überhaupt mit irgendwelchen
Beckenkonfigurationen programmiert wurde oder ob auf selbige zu Gunsten von Bass- und Snaredrumexzessen
verzichtet wurde.
Weiterhin ist es mir nicht möglich zu sagen, ob hier humanoide Artikulationen zu finden sind, zumindest finde
ich nirgendwo Anhaltspunkte, weder online noch im Booklet bzw. Digipack, und kann in den Flächen nur
gelegentlich martialische Schreie ausmachen, welche die Grundstimmung in fast schon noisige Gefilde drückt. Die
einzelnen Stücke sind trotz Ermangelung von Vokalisation und ihrer größtenteils ausufernden Länge von über zehn
Minuten keinesfalls langweilig. Gekonnt schaffen die Köpfe hinter Darkspace die Gratwanderung zwischen
schwarzmetallener Monotonie und Abwechslungsreichtum in den Liedern selbst.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, sollte sich sputen, online beim Label ein paar Antestungen zu machen
bzw. sich eines der wenigen noch vorhandenen, minimalistischen aber durchaus besitzenswerten und auf 500 Stück
limitierten Digipacks zu besorgen. Sofern Darkspace es schaffen, den nach Folter begierigen Hörer in ihren Bann
zu ziehen, bleibt ein Album zu hören, bei dessen Genuss man eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung über sich
ergehen lassen kann, falls man das wohlige Kopfnicken und Grinsen unter Kontrolle hält. Ganz mutige sollten
die Anwendung psychoaktiver Substanzen kombiniert mit einer Komplettverdunklung und dem Einsatz von Kopfhörern
in Erwägung ziehen. Genauere Anfragen bitte an mich, da ich zu Untersuchungszwecken gern vorher und nachher ein
psychologisches Profil des Probanden erstellen würde.
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