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"Remember the classic Black Metal albums that were the epitome of extreme music? 'I.N.R.I.' by Sarcofago, &
'The Return' by Bathory was satans music incorporated. It was real, raw and satanic and Damnation are
damned to deliver the goods once again."
Große Worte, die die Plattenfirma hier schwingt. Ein schier unmöglich einzulösendes Versprechen, selbst wenn
man den Denkfehler übersieht: Bathory und Sarcofago waren zu ihrer Zeit Wegbereiter, Damnation präsentiert
sich auf "Destructo Evangelia" als reine Retro-Combo, das macht schon der erste Kontakt mit dem Liedmaterial
unmissverständlich deutlich.
"Damnation wer?", mögen sich einige jetzt fragen. Nun, irgendwann 1994/95 hat eine ehemalige
Bathory-Coverband um Richard Daemon (Dismember) unter jenem Namen ein Demo namens "Divine Darkness"
veröffentlicht, das musikalisch irgendwo zwischen Quorthons Gerüpel und Unanimated lag. Wieviel diese
beiden Inkarnationen der Verdammnis miteinander gemein haben, ist schwer zu sagen, haben es die Musiker
doch offensichtlich heutzutage nötig, sich mit "Künstlernamen" zu schmücken. Da müssen wir wohl auf
eventuelle Interviews warten, um hier Klarheit zu erhalten und uns derweil mit der Musik begnügen. Schade
eigentlich, Klatsch ist doch so schön...
Wie schon der Labelspruch deutlich macht, ist "Destructo Evangelia" eine musikalische Reise in die
Vergangenheit. Leider haben die Schweden zu Beginn einige Schwierigkeiten mit der Bedienung ihrer
Zeitmaschine, klingt das erste "richtige" Stück nach dem Intro doch etwas zu sehr nach Punk. Mit viel gutem
Willen kann man in "Insulter Of Jesus Christ" eventuell einen Motörhead-Einschlag ausmachen, doch insgesamt
ist dieses Stück in Sachen Rhythmus, Riffing und Gitarrensolo auf diesem Album eher fehl am Platze, zu
fröhlich-beschwingt ist die vermittelte Grundstimmung. Glücklicherweise besinnen sich die Schweden im
Folgenden auf eine etwas reinere Lehre und ersparen uns weitere Kuckuckseier dieser Größenordnung.
Im Vergleich zu metallischen Leichenfledderern der Sorte Aura Noir et al gibt sich Damnation erstaunlich
vielseitig. Natürlich werden die üblichen Verdächtigen ausgiebig durchgenommen: Bathory natürlich, in
Anbetracht der Bandgeschichte keine Überraschung. Kreators "Tormentor"-Riff hat einen Gastauftritt, genauso
Tom G. Warriors "Ugh!" und eigentlich alles andere, was man gemeinhin zur "1. BM-Welle" zählt. Doch mit den
80ern hört die Zeitrechnung für Damnation gottlob nicht auf. So fühle ich mich gelegentlich an Darkthrone
erinnert und den Anfang von "Eternal Black" kann man wohl getrost unter "Proto-Norsecore" ablegen. Hier
wird also der Bogen stilistisch ähnlich weit gespannt wie bei Desaster, nur machen die das halt schon seit
zehn Jahren.
Wie nicht anders zu erwarten war, sind wir also weit entfernt von den Erschütterungen der Metalwelt, die
das Label ankündigt. Doch das muss ja nicht zwingend schlecht sein. Und so ist "Destructo Evangelia" ein
durchaus unterhaltsames und abwechslungsreiches Album geworden - kein Wunder, wenn man bedenkt, wieviele
Vorbilder hier in 40 Minuten beklaut werden. Sogar um ein klitzekleines bisschen Eigenständigkeit haben
sich die Jungs bemüht. Bei "When Creations Die" nimmt man sich viel Zeit für einen atmosphärischen
Leadgitarrenabschnitt - leider geht das Stück jedoch geschlagene zwei Minuten weiter, nachdem eine gute
Komposition geendet hätte. Auf das Problem der überlangen Lieder ohne überlangen Inhalt stößt man auch
sonst ein- oder zweimal und ich wünsche mir dann - völlig entgegen meinen musikalischen Vorlieben -, dass
die Schweden sich von den Alten Meistern etwas mehr Direktheit abgeschaut hätten.
Was bleibt unterm Strich? Ein kompetent eingeklopftes Album, keine Frage. Nach beinahe zehn Jahren hätte
ich allerdings mehr, bessere und vor allem eigene Ideen erwartet. Selbst das Demo hatte mehr Riffs, die
nicht offensichtlich vor Ewigkeiten von anderen geschrieben wurden. |
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