CRYOGENIC

Parsifal 21 (2003)


Vier lange Jahre sind ins Land gezogen seit dem letzten Album von Cryogenic, welches mich damals recht beeindrucken konnte und auch heute noch desöfteren seinen Weg in meinen CD-Player findet. Mit neuem Schlagzeuger und neuem Label im Rücken präsentieren uns die Berliner Urgesteine mit "Parsifal 21" nach einem Demo und einer Promo ihren nunmehr zweiten Longplayer. So war ich doch recht gespannt auf das mir hier vorliegende Werk, konnte diese Band sich doch bisher von Output zu Output steigern. Cryogenic haben immer konsequent ihren Weg verfolgt, sich nie dem Trend angebiedert und so ist auch dieses Album wie gewohnt von Keyboards dominiert, die in Kombination mit den restlichen Instrumenten den unverwechselbaren Sound Cryogenics entscheidend prägen. Dabei war ich beim ersten Durchhören nicht wirklich überzeugt von "Parsifal 21", vielleicht, weil ich einen Klon des Celephais-Albums erwartet oder vielleicht sogar erhofft hatte. Aber von Anfang an....
Die Story hinter diesem Album stützt sich, laut der Namensgebung, anscheinend auf das letzte Werk von R. Wagner, in dem er christliche Mystik und Elemente der mittelalterlichen Heldenlegenden zu einem Gesamtkunstwerk zu formen versuchte. Inwieweit sich Cryogenic dieser Elemente - musikalisch wie textlich - bedient haben, weiß ich nicht, da ich Wagner's Werk nicht kenne, mir keine Texte vorliegen und es mich auch nicht wirklich interessiert. Aber egal, schließlich gilt es hier in erster Linie Cryogenics Musik zu besprechen. Und die ist diesmal ein ganzes Stück anspruchsvoller geraten, als noch zu Zeiten der Celephais. Die Berliner haben mit ihrem zweiten Album einen gewaltigen Schritt nach vorn gemacht und für das man sich Zeit nehmen sollte, um dieses in seiner ganzen Komplexität zu begreifen.
Angefangen beim herrlich-düsteren Intro, welches einen sofort in den Bann zu ziehen weiß, eröffnen Cryogenic mit dem darauffolgenden gleichnamigen Song ein Feuerwerk an Ideen, welches bis zum Ende des Albums nicht abreißen will. Den wohl auffälligsten Track, und mein absoluter Favorit, stellt das fast achtminütige "Verzweiflung" dar. Hier ist alles enthalten: Raserei, Hass, Trauer, Melancholie und vor allem Arrangements, die im Ohr hängenbleiben ohne sich abzunutzen; genau das, was ein Song braucht um in die Unsterblichkeit einzutauchen. Zu guter Letzt wäre noch der kraftvolle, nicht überproduzierte Sound zu erwähnen, der dem Album die Räudigkeit und Dreckigkeit erhält, die eben dieses braucht, um in diesem Genre zu bestehen.
Dieses Album muss man sich einfach immer und immer wieder anhören und nach jedem Durchlauf offenbaren sich neue, bisher versteckt gebliebene Passagen, die das zunächst wirr erscheinende Puzzle alsbald zu einem komplexen Ganzen formen - zu einem vollkommenen Werk werden lassen. Cryogenic haben sich eindrucksvoll zurückgemeldet und der Vertrag mit Neon Knights über zwei Alben wird uns in naher Zukunft hoffentlich noch so einen Geniestreich bescheren, auch wenn der grad im Player rotierende schwer zu toppen sein dürfte. Als Pflichtkauf werde ich dieses Album trotzdem nicht titulieren, weil mir klar ist, dass "Parsifal 21" die Grenzbereiche des Black Metal auslotet und deshalb beim ein oder anderen nicht grad für Furore sorgen wird. Nichtsdestotrotz vergebe ich hier mehr als gerechtfertigte:

9,5/10

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azaghal
12.10.2003


Redaktionsbewertung:
azaghal 9,5 Argathon -
Laeknishendr 9 Johannes -
Erik - psephos -
sic 9 Amicus -
IT -
Gesamtdurchschnitt: 9,2