CATAMENIA

Eternal Winter's Prophecy (2001)


Ich freu mich ja jetzt schon auf alle verbalen Prügel von Seiten der Evil-True-Schwarzheimer, juchu! Und da ich mich so sehr freue und grundsätzlich gern provoziere, sage ich: Dieses Album ist fein! Wer sich geschmacklich generell in eher melodischen Territorien herumtreibt, wird mich verstehen. Wobei eine Ab- wechslung doch durchaus gut tun kann - besonders den stur Eingefahrenen. Denn ja, Catamenia mögen ihre musikalische Klangrichtung durchaus am melodischen Black Metal der Marke End-90er Dimmu Borgir orientieren, doch jenes wiederum so gut, dass es jedes offene Schwarzmetallherz erfreuen dürfte. 
Im Gegensatz zu den mittlerweile doch eher desillusionierten Norwegern, verzichten diese Finnen hier auf jegliche Thrash/Death Metal-Arrangements und konzentrieren sich vollkommen auf ihre eigene Ausdrucksweise von romantisch-melancholischem Black Metal. Sehr selten in wütende Raserei verfallend, fuchteln Catamenia mit ihren Nadeln vorm Ohr des Hörers herum und stricken einen beruhigenden, atmosphärisch-warmen Black Metal-Pullover, der nicht nur gut sitzt, sondern auch weich ist. Denn für ruhige Minuten ist dieses Album auch gedacht. Selbst erwähnte Blastbeat-Auswüchse wirken so kontrolliert und einflüsternd, dass man nur noch träumen möchte. Dieses Wirken verursacht das (fast) immer zu vernehmende Keyboard, welches tolle Melodien hervorzaubert, die rein musikalisch sinnbildlich für so manchen melancholichen Traum stehen könnten. Doch macht das Gesamtwerk nicht den Eindruck von "Synthie-Schwuchtelei"; die Klampen bieten soviel Abstand zu den Keys, dass sie bei genauerem Hinhören für sich allein eine klangliche Tiefe erschaffen. Ebenso die Drums, welche sehr gut organisiert und komponiert daherkommen, quasi an allen Ecken und Enden passen. Im Vergleich zum Vorgänger "Morning Crimson" haben die Tracks deutlich an Eingängigkeit gewonnen. 
Doch in all dem liegt trotzdem der eigentliche Vor- und Nachteil von "Eternal Winter's Prophecy". Pro: Alles ist nahezu perfekt auf den Punkt gebracht, mit herrlichen Melodien versehen und technisch einwandfrei. Somit macht es förmlich Spaß, dieses Album aufzudecken und in alle Einzelteile auseinanderzunehmen. Man nehme sich nur den Überflieger "Half Moon, Half Centuries" zur Brust, welcher sowohl melancholische Augenblicke als auch aggressive, bangbare Riffs in sich birgt - doch entstehen solche Wechselsituationen zu selten, womit wir beim Contra wären: Die Scheibe ist auf bestimmte Weise einfach zu lasch. Alles rein objektiv betrachtet, fehlt Catamenia's Drittling einfach der nötige Aggro-Anteil, um in Höchstwertregionen zu gelangen. Ein zu weicher, romantischer Eindruck wird vermittelt, als dass in Bezug auf angesprochene Objektivität, atmosphärische Notwendigkeiten wie Hass und Wut rüberkommen. Nicht dass das irgendwie beabsichtigt wurde, aber "Eternal Winter's Prophecy" spricht doch ein zu spezialisiertes Black Metal-Gebiet an, um wirklich perfekt zu sein. Der Sound steht dem in nichts nach, denn auch dieser ist rein produktionstechnisch optimal. Daraufhin fehlt die nötige Räudigkeit, die höchstwahrscheinlich wichtig ist, um jemanden wirklich vom Hocker zu reißen. Bei mir hat's die Scheibe geschafft, aber ... bla. 
Ein Resumé lässt sich dementsprechend auch nur mit folgenden Worten beschreiben: Dieses Album ist eine Black Metal-Streicheleinheit. Für romantische und sehr beruhigte Momente gedacht, könnte man dazu ebenso gut ficken. Es verbreitet eine sanfte, wie gesagt einflüsternde Atmosphäre, ohne den gewissen treibenden Druck zu verlieren. Doch um den allseits typischen 'Ich springe auf und bin böse'-Effekt zu erreichen, hat "Eternal Winter's Prophecy" einfach zuviel Gutmütigkeit inne - es fehlt die Härte. Und das widerspricht ja bekanntlich jeglichen Black Metal-Prinzipien. Als Freund sehr melodischer und Keyboard-lastiger Klänge sollte man seine Zeit jedoch ohne Zweifel diesem Album widmen.

8/10

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sic
24.05.2003