BLOT MINE

Ashcloud (LP 2004)


Es war einmal...
So oder so ähnlich könnten diese Betrachtungen zu "Ashcloud" beginnen. Ein Anflug von Nostalgie lässt sich nämlich kaum vermeiden, wenn man eine Schwäche für klassisch-melodischen schwedischen BM hat. Und das liegt sowohl an der groben musikalischen Ausrichtung als auch an der Abwesenheit allzu plakativer Selbstdarstellung: Ach, waren das noch Zeiten, als es keiner halbnackten Kinder bedurfte, um etwas Aufmerksamkeit zu erregen...
Doch die Konzentration oder gar Beschränkung auf das Nostalgische wäre im Falle von Blot Mine irreführend und zu kurz gegriffen, würde weder Band noch Album gerecht. Denn auch wenn die Musik in einem Subgenre wurzelt, das es heute zumindest als Subgenre nicht mehr wirklich gibt, so ist dessen Interpretation auf "Ashcloud" keinesfalls überholt. Im Gegenteil: für meinen Geschmack lassen Blot Mine so ziemlich die gesamte NWOSRBM reichlich alt aussehen. Und das ganz ohne Gimmicks und stilistische Absonderlichkeiten, nur dank kompositorischer Klasse. Wenn ich das Album auf der verwinkelten, unübersichtlichen BM-Landkarte einordnen sollte, so würde ich es in der Nähe von "Nord" sehen, allerdings ohne dessen Emperor-Anleihen. Und weniger langatmig; Blot Mine gehen kompakter zu Werke, die Stücke sind direkter, zielstrebiger, tödlicher. Wenn man es genau betrachtet, dann verbindet "Ashcloud" und das Setherial-Debüt vor allem die Gitarrenarbeit mit den typischen kreischend-melodischen Riffs. Aber das ist ja kein Wunder, schließlich besteht Blot Mine fast vollständig aus der Besetzung des Setherial-Demos, die natürlich auch das erste Album der später deutlich verflachten Truppe nicht unwesentlich prägte.
Für Freunde schwedischen Svartmetalls ist "Ashcloud" die Erfüllung wenn nicht aller, so doch sehr vieler feuchter Träume. Nach dem milde enttäuschenden ersten Versuch namens "Porphyrogenesis" hält dieser zweite Streich nun endlich, was das geniale Demo im Jahre 1996 versprochen hat. Eine der besten (nicht langweiligsten) Abyss-Produktionen aller Zeiten sorgt dafür, dass das Schaffen der Gruppe im vollsten Glanze erstrahlen kann. Und was gibt es da nicht alles zu bewundern! Diese vernichtende Präzision, diese explosiven Arrangements, dieses überragende Gespür für das richtige Break zur richtigen Zeit, dieses perfekte Rhythmusgefühl, dessen Mangel ca. 90% aller anderen Bands so hörbar zu schaffen macht. Allein der unaufhaltsame Beginn von "Where Space And Time Collide" ist Gold wert und beweist, dass Geschwindigkeit nicht alles ist; es bedarf auch der entsprechenden Masse, um Wirkung zu erzielen. Herzstück des Albums sind aber seine fantastischen Melodien in ihrer kitschfreien und vor allem abnutzungsresistenten Eingängigkeit. Im gesamten Spektrum von der elegisch-getragenen Stimmung des Rausschmeißers "Bolted Down (And Dying)" bis hin zur meisterhaft-frostigen Raserei von beispielsweise "Luminous Bodies" verstehen es Blot Mine, ihre Musik mit Widerhaken zu versehen, die den Hörer auf Dauer in ihren Bann ziehen. Bei der ersten Begegnung mit "Ashcloud" mag es dabei so scheinen, als ob vor allem die langsamen Stücke hervorstechen würden. Sehr langlebig ist dieser Befund jedoch nicht, und schon nach wenigen Durchläufen wird klar, dass wirklich jedes Stück des Albums eine Perle ist, für die so mancher andere Musiker töten würde.

10/10

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Erik
14.06.2005


Redaktionsbewertung:
azaghal 10 psephos -
Laeknishendr 10 Amicus 9
Erik 10 odium -
sic - Wolfsgrimm -
IT - Mondtus 5,5
Argathon - Ewigkeiten 9
Gesamtdurchschnitt: 8,9