BLACK JADE

Forest Of Edoras (CD 2003)


So trieben in den Fluten des Anduin nicht nur die Leichname ehrbarer Krieger, nein, manchmal hätte ich mir gewünscht, der große Strom würde Erbarmen zeigen und ein nasses Grab bilden für jene ungezählten Veröffentlichungen im Zeichen Tolkiens. Dass auch Black Jade sich bei diesem Output die Geschichte(n) von Mittelerde auf die Banner schreiben, ruft daher bei mir nicht unbedingt Begeisterungsstürme hervor. Um es vorweg zu sagen: Aufgrund der fehlenden Texte bleibt hier nur Raum für vage Interpretationen, zumindest sprechen einige der Titel für sich. Ferner benutzt man einen Auszug aus dem Zeichentrickfilm (?) zu "Herr der Ringe" als Zwischenstück; ob man dahinter jetzt bereits ein durchdachtes Konzept vermuten sollte, möchte ich nicht beurteilen.
Lassen wir einmal das mäßige Intro außer Acht und widmen uns "Black Synphony" (bissige Kommentare zu den Rechtschreibfehlern in den Titeln und den Stilblüten auf dem Infoblatt verkneife ich mir mal geflissentlich), eigentlich neben "Forest Of Edoras" mit das beste Stück auf dem Album: Dank der guten Abmischung fallen zunächst die kraftvollen, melodiösen Gitarren ins Auge. Sie bilden die Basis für das teils doch recht monotone Drumming, welches sich des öfteren im Midtempo einpendelt und bei den schnelleren Passagen zwar nicht drucklos wirkt, aber durch die Eintönigkeit einiges an Aggressivität einbüßt. Das Material vermittelt demzufolge eine ziemlich ausgeprägte Gelassenheit, der Hörer könnte eintauchen und sich treiben lassen - leider wird ein Teil der Atmosphäre durch den primitiven Drumstil zunichte gemacht. Spätestens nach drei Liedern wirkt dieser einfach nur noch nervtötend, egal ob man nun zwischendurch versucht, hasserfüllter zu klingen, wie bei "Make You're Confession" oder mit "Tempus Expectare" eine stampfende Black-Thrash-Granate abfeuert - bei Letzterem ersetzt man dann auch den heiseren Krächzgesang durch eine verzerrtere Variante, welche (so paradox es klingen mag) dazu beiträgt, den Text besser zu verstehen. Leider liegt hier das größte Defizit der Scheibe, denn die Lyrik bewegt sich auf sehr einfachem Niveau, man folgt teils simplen Reimschemata (a-a-b-b-...) und was bei "Tempus Expectare" hätte bösartig klingen sollen, lädt unfreiwillig zum Schmunzeln ein (das "Dunkelgrafen-Syndrom"). Immerhin verleiht man dem Lied dadurch einen recht eigenwilligen Charme. Vielleicht wäre Naragarth (Gründer und z.Zt. einziges Mitglied der Band) gut damit beraten, das Texteschreiben in die Hände einer anderen Person zu legen, um sich aus dem seichten Fahrwasser herauszumanövrieren. Ich gebe gerne zu, dass nicht wenige Formationen mit diesem Problem zu kämpfen haben, aber lyrische Anspruchslosigkeit und das häufig propagierte Elitedenken stehen in krassem Gegensatz zueinander. 
Abschließend sollte erwähnt werden, dass die kompositorischen Fähigkeiten noch nicht ausreichen, um einen zehnminütigen Track wie "Minas Ithil" durchweg spannend zu gestalten, auch wenn man ihn zum Ende hin durch unverzerrte Gitarren auflockert. 
Für die Zukunft erhoffe ich mir, dass Naragarth das vorhandene Potential verstärkt nutzt, denn es sind nicht die einprägsamen Melodien, welche hier zur Debatte stehen, obwohl etwas mehr Härte sicherlich nicht unangebracht wäre. Da er auf dem nächsten Album selbst für das Einhämmern der Rhythmen verantwortlich sein wird und dies nach, laut eigenem Bekunden, 19-jähriger Erfahrung gut beherrschen sollte, ist in diesem Punkt eventuell mit größerer Abwechslung zu rechnen. Man könnte sich dabei z.B. an Trimoniums "Of Warriors And Heroism" orientieren, in Sachen melodischer, gitarrenlastiger Black Metal sicherlich nicht die letzte Wahl, zudem auch die Kategorie, in welche ich Black Jade, mit Abstrichen, einordnen würde. Die Texte betreffend, was soll ich noch dazu sagen - Nocte Obducta haben dies einmal auf den Punkt gebracht: "Steh' auf und fick' die Muse!"

5,5/10

Official Website
Kommentar abgeben

 

Johannes
31.03.2004