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So trieben in den Fluten des Anduin nicht nur die Leichname ehrbarer Krieger,
nein, manchmal hätte ich mir gewünscht, der große Strom würde Erbarmen zeigen und ein nasses Grab bilden für jene ungezählten
Veröffentlichungen im Zeichen Tolkiens. Dass auch Black Jade sich bei diesem Output die Geschichte(n) von
Mittelerde auf die Banner schreiben, ruft daher bei mir nicht unbedingt Begeisterungsstürme hervor. Um es
vorweg zu sagen: Aufgrund der fehlenden Texte bleibt hier nur Raum für vage Interpretationen, zumindest
sprechen einige der Titel für sich. Ferner benutzt man einen Auszug aus dem Zeichentrickfilm (?) zu "Herr der
Ringe" als Zwischenstück; ob man dahinter jetzt bereits ein durchdachtes Konzept vermuten sollte, möchte ich
nicht beurteilen.
Lassen wir einmal das mäßige Intro außer Acht und widmen uns "Black Synphony" (bissige Kommentare zu den
Rechtschreibfehlern in den Titeln und den Stilblüten auf dem Infoblatt verkneife ich mir mal geflissentlich),
eigentlich neben "Forest Of Edoras" mit das beste Stück auf dem Album: Dank der guten Abmischung fallen
zunächst die kraftvollen, melodiösen Gitarren ins Auge. Sie bilden die Basis für das teils doch recht monotone
Drumming, welches sich des öfteren im Midtempo einpendelt und bei den schnelleren Passagen zwar nicht drucklos
wirkt, aber durch die Eintönigkeit einiges an Aggressivität einbüßt. Das Material vermittelt demzufolge eine
ziemlich ausgeprägte Gelassenheit, der Hörer könnte eintauchen und sich treiben lassen - leider wird ein Teil
der Atmosphäre durch den primitiven Drumstil zunichte gemacht. Spätestens nach drei Liedern wirkt dieser
einfach nur noch nervtötend, egal ob man nun zwischendurch versucht, hasserfüllter zu klingen, wie bei "Make
You're Confession" oder mit "Tempus Expectare" eine stampfende Black-Thrash-Granate abfeuert - bei Letzterem
ersetzt man dann auch den heiseren Krächzgesang durch eine verzerrtere Variante,
welche (so paradox es klingen mag) dazu beiträgt, den Text besser zu verstehen. Leider liegt hier das größte Defizit der Scheibe, denn die
Lyrik bewegt sich auf sehr einfachem Niveau, man folgt teils simplen Reimschemata (a-a-b-b-...) und was bei
"Tempus Expectare" hätte bösartig klingen sollen, lädt unfreiwillig zum
Schmunzeln ein (das "Dunkelgrafen-Syndrom"). Immerhin verleiht man dem Lied dadurch einen recht eigenwilligen Charme. Vielleicht
wäre Naragarth (Gründer und z.Zt. einziges Mitglied der Band) gut damit beraten, das Texteschreiben in die
Hände einer anderen Person zu legen, um sich aus dem seichten Fahrwasser herauszumanövrieren. Ich gebe gerne
zu, dass nicht wenige Formationen mit diesem Problem zu kämpfen haben, aber lyrische Anspruchslosigkeit und
das häufig propagierte Elitedenken stehen in krassem Gegensatz zueinander.
Abschließend sollte erwähnt werden, dass die kompositorischen Fähigkeiten noch nicht ausreichen, um einen
zehnminütigen Track wie "Minas Ithil" durchweg spannend zu gestalten, auch wenn man ihn zum Ende hin durch
unverzerrte Gitarren auflockert.
Für die Zukunft erhoffe ich mir, dass Naragarth das vorhandene Potential verstärkt nutzt, denn es sind nicht
die einprägsamen Melodien, welche hier zur Debatte stehen, obwohl etwas mehr Härte sicherlich nicht
unangebracht wäre. Da er auf dem nächsten Album selbst für das Einhämmern der Rhythmen verantwortlich sein
wird und dies nach, laut eigenem Bekunden, 19-jähriger Erfahrung gut beherrschen sollte, ist in diesem Punkt
eventuell mit größerer Abwechslung zu rechnen. Man könnte sich dabei z.B. an Trimoniums "Of Warriors And
Heroism" orientieren, in Sachen melodischer, gitarrenlastiger Black Metal sicherlich nicht die letzte Wahl,
zudem auch die Kategorie, in welche ich Black Jade, mit Abstrichen, einordnen würde. Die Texte betreffend, was
soll ich noch dazu sagen - Nocte Obducta haben dies einmal auf den Punkt gebracht: "Steh' auf und fick' die
Muse!" |
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