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Bethlehem - allein dass man diese Band nach dem Namen dieses unzweifelhaft zweifelhaften Pilgerortes benannte,
lies den einen oder anderen verwirrt den Kopf schütteln, schmückten doch auch hier Pentagramm und Kreuz auf
unmissverständliche Weise das Logo. Mit dem ersten vollständigen Album erschuf man sogleich auch ein eigenes
Genre, welches an sich schon für Interesse sorgte. Lauschte man jedoch den Klängen jenes
Debüts "Dark Metal"
musste man, meines Erachtens, doch zugeben, dass diese Bezeichnung mitnichten falsch gewählt wurde. Düster und
apokalyptisch anmutend doomte oder preschte die Musik aus den Lautsprechern und weiß bis heute noch zu fesseln.
Seine wahre Perfektion fand der Dark Metal jedoch in einem anderen Werk dieser deutschen Zwiegestalten. Die Rede
ist von "Dictius Te Necare". Schon der Titel dieses Langeisens war bzw. ist genial: "Du sollst Dich töten". Man
könnte keine bessere Abwandlung vom angeblich wichtigsten der 10 Gebote kreieren. Doch spielt ohnehin die Lyrik
eine gewichtige Rolle bei Bethlehem-Scheiben. Textstellen wie "...Ich fand dich zuweilen heraus, um ja mehrmals
von mir gesehen zu werden. Unterhalb, es ist unterhalb, das verschmutzte Abteil benötigt meine Zeit. Und ich
erbrach meine Schimäre, als sich das kranke Fleisch von mir abwandte." ("Tagebuch einer Totgeburt") stellen ein
solch undurchsichtiges Wirrwarr dar, dass ich schon gewillt bin, ihnen den Genialitäts-Stempel aufzudrücken. Egal
ob oder was man hineininterpretiert, allein der Ausdruck jagt einen Schauer hinter den nächsten hinterher. In
erhabener Symbiose mit diesen Gedanken steht nun auch die Musik. So etwas war bis dato einmalig. Morbidität, Ekel,
Depression, Hass, Abstraktheit, Melancholie, Dunkel, Angst und Verzweiflung stehen sich in 7 Stücken tiefster
Rührung so nah wie nie. Das Gesamtgefühl, welches sich auf "Dictius Te Necare" offenbart, ist verflochten mit
bedrückendster Einengung und krankestem Endzeitgefühl - so sehr, dass der Sprung zum schwarzen Humor nur ein
kurzer sein könnte. Es gibt ganz bestimmt einige verschiedene Betrachtungsweisen dieser Kunst.
Doch muss man einem Menschen einen erheblichen Anteil an dieser Stärke anrechnen: Landfermann. Der damalige
Sänger Bethlehem's besitzt ein schier unfassbares Talent, sowohl seine Stimme beliebig zu variieren, als auch die
Texte intensiv emotional zu vertonen. Grunzen, Gurgeln, Schreien, Kreischen, Wispern - alles in erstaunlichem
Tiefgang dargebracht. Die Musik auf instrumentaler Seite bietet das "übliche" Bethlehem-Spektrum: mal schnell und
aggressiv, dann wieder ruhig und doomig säuselt oder peitscht sie uns entgegen, in einen sauberen Soundmantel
gekleidet.
Was bitte soll ich hier noch großartig beschreiben? Besonders derzeit dürfte "Dictius Te Necare" seinen Zauber
immer wieder auf's Neue versprühen dürfen, lassen sich doch Einflüsse bei verschiedenen erst heuer halbwegs
bekannten Bands ausmachen, beispielsweise Silencer oder eben Shining selbst. Diese Dark Metal-Sternstunde ist
unumgänglich, sie ist einzigartig und so wie sie ist, zumindest für mich unverbesserlich.
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