BERGTHRON

Uralte Gedanken (1999)


Meeresrauschen, sanfte Akustikgitarreneinschübe, dezente Keyboardunter-stützung, sowie ein flüsterndes Stimmorgan stimmen auf ein Epos ein, das es in sich hat. Zwar ist nur ein einziger Song auf der Mini-Scheiblette zu finden, der dafür aber sehr variantenreich aufgebaut ist; hört man sich jedoch als Pagan-Metal-Fanatiker diese sehr lange Klangcollage an, fehlen einem schier die Worte. Trotz des etwas dünnen Sounds, der dem Lied einiges an Atmosphäre nimmt und dem zeitweise künstlich langgezogen wirkenden Writings (das mit der Zeit von der Begeisterung überschattet wird), machen Bergthron ihre Sache gut, da sie es verstehen, schnellere und langsame Passagen gekonnt in "Vergangene Zeiten" (so der Name des Liedes) ohne musikalische Fehltritte zu vereinen. Während die Stimme, wie schon zuvor kurz angerissen, sowohl im Stande ist, zu kreischen als auch zu flüstern oder sogar zu singen, kann der Rest der Instrumente mit dieser dargebotenen Leistung locker mithalten. Leider lässt einerseits die schlampige Produktion einige gute Ideen im Soundmatsch untergehen, insgesamt indes sind die mächtigen Drei fähig, ihre Arbeitsgeräte auch ordnungsgemäß zu bedienen; der Schlagzeuger poltert mit der nötigen Portion Energie auf die Becken, (Akustik-)Gitarre/Bass werden bei den Blast-Attacken ebenso schnell wie präzise bearbeitet, in den ruhigeren Parts geht es sehr melancholisch, ergo auch sehr schön zu und zu guter Letzt geben die Keyboard-/Synthieeinlagen dem gesamten Klangbild den letzten matt glänzenden Schliff. 
Nach ungefähr sechs Minuten stimmen die Akustikgitarreros ihre Klampfen an und laden mit ihren entzückenden Melodien zum Träumen ein, die im späteren Verlauf vom Männerchor unterstützt werden, jedoch nicht die Ruhe vor dem urplötzlichen Sturm darstellen. Das Trio lässt sich Zeit, klangtechnisch in andere Gefilde zu marschieren, um dort zu wüten. Danach wird aber eine Zeit lang wie wild drauf los geprügelt, wobei sich Bergthron zu keiner Zeit in für sie unübliche Gebiete bewegen. Die Vocals werden zudem mit Echo-Effekten ausgestattet, um der zornigen Stimmung endgültig ihren Stempel aufzudrücken. Abermalige klassische Themen, sowie Synthie-Spielereien beenden schließlich das heidnische Hörspiel, das zusammenfassend einen mehr als guten Eindruck hinterlässt und buchstäblich dazu zwingt, sich "Uralte Gedanken" noch einige Male anzuhören.
Jetzt werden sich sicher ein paar Leute fragen, warum ich es mir bei solch positiven Umständen erlaube, "nur" acht Zähler zu verteilen. Der Grund ist schnell erklärt: Es sind halt lediglich zwanzig Minuten und warum diese für knapp zehn Euro (Preis der meisten Distros) den Besitzer wechseln müssen, entzieht sich meines Verständnisses. Dies stellt nichtsdestotrotz eine eher subjektive Meinung dar, da manche Maniacs den Wert dieser Scheibe auf mehrere Millionen schätzen, andere wiederum nichts mit "UG" anfangen können; über Geschmack kann man (oder frau) eben streiten...
Fazit: Ähnlich wie Falkenbach auf "...En Their Medh Riki Fara..." oder Enslaved in der "Eld"-Phase können Bergthron mit ihrer großen Mini-CD PM-Fans feuchte Träume bescheren, die unglücklicherweise mit "Jagdheim" aus bekannten Gründen ein jähes Ende gefunden haben.

8/10

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Amicus
08.06.2004