BERGTHRON

Faust für Faust (2004)


"Ein fast schon monumentales Kunstwerk" titelt Perverted Taste in seiner Werbung - und zwar durchaus zu Recht. Ob Bergthron mit diesem Album allerdings zur absoluten internationalen Spitze des heidnischen Metals emporgestoßen sind, versuche ich nun ansatzweise zu beantworten.
Zunächst einmal fällt auf, dass das üppig ausgefallene Booklet durchweg in schwarz gehalten ist, ungewöhnlich für dieses Genre. Die tatsächlich gesungenen Texte werden von Geschichten oder Umschreibungen eingebettet, was die angepriesene Monumentalität unterstreicht. Das erste Epos "Faust für Faust" beginnt mit Akustikgitarre, klarem Gesang und (synthetischen) Streichern. Wirklich gelungen. Die folgenden Minuten sagen mir eher weniger zu - teilweise wird die Double-Bass ausgepackt und der Kreischgesang überwiegt. Ab den Titelzeilen bis zum Ende jedoch wird das Stück wieder höchst gefällig - mit überwiegend klarer Stimme, Akustikgitarren und Keyboards. "Frostrunen", das härteste Stück, wirkt auf mich teilweise recht uninspiriert. Man bemüht sich zwar, enorm viel Abwechslung ins Spiel zu bringen, aber die zündenden Ideen fehlen einfach größtenteils. Hier fallen teilweise die dominanten Basslinien auf, die man von "Jagdheim" gewohnt war. "Reigen der Waldjungfrauen", für mich das beste Stück, besticht durch viel Melodik, Frauengesang und eine überwiegend klare Männerstimme. Die letzten 5 Minuten dieses Stücks stellen für mich den absoluten Höhepunkt der CD dar: wunderschöne Melodien, ohne auch nur ein bisschen Dunkelheit auszustrahlen. Das letzte Lied ist eine Art Outro, das ausschließlich von Frauengesang, Keyboards und Bachplätschern getragen wird. Meiner Meinung nach entbehrlich, aber, da nur 2 Minuten lang, akzeptabel.
Positiv hervorzuheben ist die Produktion, die klarer und besser ist als auf den bereits erschienen Alben, jedoch keinesfalls in Regionen steuert, die einschlägige Musikmagazine als "fett" bezeichnen würden. Weiterhin wurden minutenlange Geräuschkulissen wie Wind und fließendes Wasser, wie es ach so naturverbundene Bands tun und was meiner Meinung nach nur das Strecken der Gesamtlänge als Grund hat, vermieden. Auch die Streicher am Anfang stechen heraus. Schon bei "Jagdheim", aber noch stärker hier, ist mir aufgefallen, dass Bergthron meistens nur dann Weltklasse sind, wenn sie mit klarem Gesang und melodischer Instrumentierung agieren, obwohl das natürlich höchst subjektiv ist.
Letztlich muss für das Fazit diskutiert werden: Was ist nun monumental? Neben des bereits oben Genannten die Länge der Lieder, die sich, bis auf das Outro, ausnahmslos über 10 Minuten bewegt. Sonst muss ich allerdings sagen, dass mir die Hälfte des Materials eher weniger zusagt. Bergthron haben sicherlich ihr ganzes Können und ihre ganze Leidenschaft für dieses Album geopfert, und das hört man auch, aber ein Referenz-, also Monumentalwerk, über das man noch nach einer Dekade spricht, ist es leider nicht geworden. Ich bin teilweise entzückt, aber der große Wurf ist es noch nicht.

7/10

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SpätesHolz
19.05.2004