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:: Review I ::
Als ob "Lucifer Incestus" uns nicht schon für die nächste Dekade gründlich genug ausgepeitscht hätte, stürmte
der Höllenchor Belphegor diesen Herbst abermals die Mastersound-Gemäuer, um das bandeigene "Reign In Blood"
aufzunehmen. Eins kann man den Jungs schon lassen: Sie spielen mittlerweile auf einem Niveau, das so manchen
semi-professionellen Gitarristen verzweifeln und sein liebstes Werkzeug in die Ecke pfeffern lässt.
Ein weiterer guter Grund für solche Aktionen könnte das mittlerweile fünfte Werk jenes Quartetts sein. Was
beim erstmaligen Hören sofort auffällt, ist der insgesamt dreckige, leicht rohe Sound: Die Sechssaiter klingen
teilweise wie Bäume teilende Kettensägen, das Schlagzeug befindet sich im Gegensatz zu L.I. etwas mehr im
Vordergrund. Helmuths stimmliche Ausartungen klingen um wenige Nuancen kräftiger als noch auf dem Vorgänger
und variieren stärker; so gibt es jetzt zum Beispiel neben den hohen Shouts sowie den tiefen Death-Grunzern
verstärkte Chor-Einlagen, welche wieder ausgezeichnet gelungen sind. Der Opener fängt reichlich vertrackt an,
geht aber nach dieser "The Sin"-ähnlichen Einlage sofort in einen leichter verdaubaren Teil, der anhand seines
einprägsamen Refrains und Riffings schon erahnen lässt, was sich binnen den knapp anderthalb Jahren im Camp
getan hat. Das im Strophenbereich sehr deathlastige "Bleeding Salvation" trumpft mit seinen beschwörenden
E-Läufen auf, die bösartiger nicht sein könnten. Der nächste Track haut in drei Minuten alles noch
Stehen gebliebene zusammen - es wird ausschließlich im Bereich um die 260 Schläge pro Minute gemeißelt, was
eigentlich schon alles sagen sollte. Danach kommt die große Überraschung - eine Death/Doom-Nummer der feinsten
Sorte! Grenzgeniale Begräbnisarrangements samt Soli-Repertoire treffen auf fette Schleichpassagen -
offensichtlicher kann ein Highlight kaum noch hervorstechen!
Das Titelstück fügt sich ebenfalls dem sehr positiven Bild hinzu, da einfach der ganze Song einwandfrei aus
den Boxen flutscht. "Swarm Of Rats" dürfte den meisten Maniacs bereits bekannt sein, hier jedoch wurde dem
ohnehin perfekten Songwriting eine verlängerte Solo-Passage hinzugefügt. Endlich bekommt die Hymne den Sound,
der mir schon lange vorschwebt! Das ebenfalls doomige "Kings Shall Be Kings" stellt eine sehr interessante
Nummer dar - im Chorus werden Jesus, Allah sowie Mohammed erwähnt, Akustik-Gitarren kommen erstmals zum
Einsatz, das düstere Geschehen zieht den Hörer in seinen Bann. "The Crown Massacre" basiert auf dem formidablen
Drei-Minuten-Blast-Prinzip, insofern gibt es keine Neuerungen. Der Rausschmeißer "Festum Asinorum" beinhaltet
ausschließlich (!) lateinische Lyrics, musikalisch orientierten sich die Vier an der Schlussnummer des letzten
Albums, was etwas nachteilig ist.
Fazit: Wer Belphegor verehrt, wird auch das fünfte Album in vollstem Maße genießen, da bin ich mir sicher.
Schon jetzt sei gesagt, dass das vorliegende Opus eines der stärksten Releases jenes Genres darstellt und bei
jedem Liebhaber des Black-Death-Wesens im Schrank stehen muss, denn schon jetzt ist "Goatreich - Fleshcult"
ein Klassiker. Da sich aber die Horde um Helmuth etwas zu stark an den Bombeneigenschaften des Vorgängers
gehalten hat, gibt's "nur" 9,5 Punkte - Pflichtkauf ist vorliegende Platte indes allemal! |
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:: Review II ::
Nachdem sich der aktuelle Black Metal-Trend der vergangenen Jahre eher heidnischer, misanthropischer oder
suizidaler Natur bedient, kotzen Belphegor mit ihrem fünften Werk ein so satanisches Stück
Schwarz-/Todesmetall aus, dass der geneigte Hörer sich fragt, wie die typischen Ursprünge dieser Musikkunst
so außer Acht gelassen werden konnten. Ist der Kampf gegen das Christentum etwa schon zu Ende? Belphegor
sehen das anscheinend nicht so. Aufgenommen im Mastersound-Studio des werten Herrn Krull (Atrocity, Leaves'
Eyes), beehren uns Belphegor mit einer 1A-Produktion, wie wir es ja schon fast von den Österreichern gewöhnt
sind.
In Bezug auf die Texte haben die drei Herren ihr gesamtes lateinisches Sprachgut in das neue Werk einfließen
lassen. Wie es uns z. B. auf der Eröffnung namens "The Crucifixus - Anus Dei" oder "Fornicationium Et Immundus
Diabolus" vorgemacht wird. Die Texte sind sowas von antichristlich, dass es wirklich Spaß macht, Helmuths
Grunzen und Kreischen zuzuhören. Die Kreischpassagen sind aber nicht mehr so ausgeprägt wie beispielsweise
auf der "Necrodaemon Terrorsathan". Und wie wir's lieben, sind die Blastattacken des Drummers Barth noch
nicht ausgereizt, sodass man tempomäßig das Höchste an Geschwindigkeit erwarten kann. Abgesehen von
"Sepulture Of Hypocrisy", welches schon fast doomig daher kommt. Hervor- und herausragend sind die Lead- und
Riffpassagen Sigurds und Helmuths. Obwohl die typischen Deathriffs mal wieder unverkennbar sind, wurde
anscheinend diesmal besonders Wert auf Old School-Black Metal-Töne gelegt, so dass sich die beiden E-Gitarren
ins Gehör eines jeden einfräsen. Aber auch Melodik (!) ist in Belphegors Ziegenreich so passend, wie
das Amen in der Kirche. Ein absoluter Hinhörer ist das fast schon epische "Kings Shall Be Kings". Auch "Swarm Of
Rats" bietet einen absoluten Nackenbrecher und hat bezüglich der Gitarren das meiste zu bieten. Einzig die
Gesangsverteilung lässt manchmal zu wünschen übrig. Aber dies sei auch der einzige Kritikpunkt, wobei mir
knapp 40 Minuten schon fast zu kurz erscheinen.
"Goatreich-Fleshcult" ist ein sehr abwechslungsreiches, köstliches Black/Death-Schlachtfeld, allererster Güte.
Man kann sich auf jeden Fall sicher sein, dass es im Hause der Ösis nicht so schnell langweilig wird, wenn
wir weiterhin auf solche akustische satanische Messen Belphegors hoffen dürfen. In diesem Sinne: Hail the
goat!
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