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Die Bewertung des letzten Albums im Hinterkopf und beim Anblick des Covers (eine mit Corpsepaint geschminkte
Gestalt im priesterlichen Ornat, mit pervertierten Insignien der kirchlichen Macht) die Mundwinkel zu einem
debilen Grinsen verzerrt, ging ich mit eher gemischten Gefühlen an die neue Predigt der Zeremonienmeister
heran.
Zunächst muss erwähnt werden, dass seit geraumer Zeit die ursprüngliche 3er-Formation um einen weiteren
Gitarristen und einen Bassisten ergänzt wurde. Dies schlägt sich positiv auf den Sound nieder, er wirkt
dadurch vielschichtiger und erlangt eine höhere Dichte. Musikalisch wandelt man auf den Pfaden nordisch
kalten Black Metals, glücklicherweise ohne dabei ganz so primitiv zu klingen, wie im Labelinfo angekündigt.
Die Gitarren sägen, sogar der Bass ist recht deutlich wahrzunehmen, unterstrichen wird das Ganze vom
druckvollen Drumming. Für die Verbreitung der dunklen Botschaft und Erteilung der Absolution sorgt hoher
Keifgesang (in etwa vergleichbar mit Calvarium), den man gelegentlich mit dämonischen Grunts und gesprochenen
Stellen anreichert, etwas mehr Abwechslung hätte hier aber sicher nicht geschadet. Neben rasenden Parts
findet man fast immer rhythmisch stampfendes Midtempo oder schleppende Passagen, wobei vor allem letztere
zum Aufbau der Atmosphäre beitragen, bevor man erneut in martialisches Geknüppel verfällt (z.B. bei "Fist Of
The Satanist" und "Watchers Of My Black Temple"). So vergeht meines Erachtens dann auch die großzügig
bemessene Spielzeit im Fluge, ohne dass Langeweile aufkommt.
Zu wahrer Größe läuft die Band auf, wenn in den Klangteppich feinsinnige Melodien eingewoben werden, wie es
etwa bei "Celebration Of Christ's Fall" oder "Under The Eye Of Lord" der Fall ist. Apropos "Klangteppich": Ab
und zu hätte ich mir bei den Gitarren eine etwas transparentere Abmischung gewünscht, denn stellenweise
glänzt man durch Abwesenheit einer nachvollziehbaren Melodieführung. In diesem Fall offenbart sich dem Hörer
ein diffuses, atonales Rauschen und es bedarf einiger Konzentration, um hier so etwas wie Struktur zu
erkennen (man könnte es auch als Ideenlosigkeit deuten...). Gerade an diesem Punkt sollte man bei den
nächsten Veröffentlichungen noch ein wenig arbeiten, denn es besteht für mich ein deutlicher Unterschied
zwischen wahrer Komplexität und dem Soundbrei mit dem man hier vereinzelt zu kämpfen hat - oftmals die
letzte (und nicht die beste) Wahl, um vorhandene Schwächen zu kaschieren.
Kommen wir zur abschließenden Bewertung und einigen damit verbundenen Problemen: Behexen erfinden den Black
Metal gewiss nicht neu, sondern bewegen sich sicher auf den Wegen, welche andere bereits für sie geebnet
haben. Ich würde die Band daher im oberen Mittelfeld einordnen und habe einige Bedenken, dass sie im Zuge
der allgemeinen Veröffentlichungsflut sang- und klanglos untergehen wird. Allerdings ist zu sagen, dass die
Finnen es schaffen, den Funken auf den (geneigten) Hörer überspringen zu lassen, ihn in ihren Bann zu ziehen
und dies ist ein Kriterium, welches heutzutage leider auf die wenigsten Veröffentlichungen zutrifft.
Resümierend zähle ich somit trotz aller Vorbehalte satte 7 Zähler auf der Habenseite (6,5 für die
musikalische Leistung + 0,5 als Bonus, um die Spielfreude zu honorieren) und stelle in Aussicht, dass Behexen
mit dem vorhandenen Potential in der Zukunft eine nochmalige Steigerung erzielen. |
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